Gibt es ein Schicksal, dem wir nicht entrinnen können? Damit beschäftigt sich das neue Stück „Überwältigung“ der Nibelungen-Festspiele 2019. Nun werden gemeinsam erste...
WORMS. Meist im Dezember kommt das künstlerische Team der Nibelungen-Festspiele zum ersten Mal zusammen. Viele kennen sich zwar, es gab regen Mail-Verkehr, aber am Freitag haben sie sich erstmals alle im Frühstücksraum das Prinz-Carl-Hotels gegenüber gesessen. Wie genau das neue Stück „Überwältigung“, das Thomas Melle geschrieben hat, am Ende aussehen wird, war nicht zu erfahren. Sehr wohl aber, dass da wieder Menschen zusammengekommen sind, die mit großer Leidenschaft an ihrem Projekt arbeiten. Die Gedanken flogen nur so durch den Raum, jeder hatte Ideen beizutragen, was bei der Umsetzung wichtig sein könnte.
Für Autor Thomas Melle ist das das Besondere an der Arbeit bei den Festspielen: die Interaktion in diesem Team. Sein Text verändere sich durch die Bildsprache der anderen. Regisseurin Lilja Rupprecht spricht von der Inspiration untereinander. Der Dramatiker und Romancier Thomas Melle erzählt die Geschichte der Nibelungen mit dem Wissen von heute und von ihrem Ende her. Es steht die Frage im Raum, ob das alles zwangsläufig ist. Ist der Mensch also unbelehrbar und begeht sehenden Auges die gleichen Fehler? Gibt es ein Schicksal, dem wir nicht entrinnen können?
Bühne wird wieder live gefilmt
Vorm Dom wurden erste Bühnenmodelle besprochen. „Es geht darum, den Dom nicht nur Kulisse sein zu lassen, sondern ihm als Spielpartner, als Ursprungsort und als Herz des Mythos zu begegnen“, so Regisseurin Lilja Rupprecht. Dabei soll er verschiedene „Gesichter“ annehmen, mal Projektionsfläche sein, mal liebreizender Gefährte oder brutales Monster. Nicht dabei war am Freitag die Komponistin Friederike Bernhardt, aber Musik werde eine große Rolle spielen, so die Regisseurin: eine Mischung aus Klassik, Jazz, elektronischer Musik und das live gespielt. Bernhardt kommt aus der Klassik, bewege sich aber auch in der dunklen elektronischen Musik, so Rupprecht. Sprech-Chor, Sänger-Chor und kleiner Knaben-Chor werden dabei sein. Vielleicht werde es ja sogar ein Bürger-Chor, ergänzt der Künstlerische Leiter Thomas Laue.
Projektionen, Video, Film wird es wieder geben. Der Leipziger Tilo Baumgärtel wurde gewonnen, der einerseits Maler ist, aber auch viel in Theatern arbeitet und Videokünstler ist. Letztere sind animiert und haben hunderte Zeichnungen als Grundlage. So soll es auch bei den Nibelungen sein. Zudem wird wieder live auf der Bühne gefilmt, was Moritz Grewenig übernimmt. Seine Bilder werden in Baumgärtels Videos hineinfließen. So werden sich nicht nur im Text, sondern auch im Bild die Ebenen verweben, wird die Frage im Raum stehen, was ist Mythos, was ist Wirklichkeit, verdeutlicht die Regisseurin.