Tiere landen im Wormser Tierheim

Viele Tierheime haben kaum mehr freie Plätze. Viele Halter merken, dass Tiere Geld kosten und man für sie Zeit benötigt. Foto: dpa

Während der Pandemie haben sich viele ein Haustier angeschafft, ohne sich Gedanken zu machen, wie es ist, wenn die Homeoffice-Phase zu Ende ist.

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WORMS. Immer mehr Haustiere werden abgegeben und gleichzeitig immer weniger angeschafft. Dies berichten das Wormser Tierheim und der Verein „Menschen helfen Tiere Worms“ (MhTW). Der Verein beobachtet die Problematik vor allem in der gelockerten Pandemielage. Das Tierheim habe hingegen schon seit einigen Jahren mit dem Phänomen zu kämpfen. Eine schlechtere Haltung von Haustieren nehmen beide Institutionen wahr.

„Wenn man sich ein Tier holt, muss man sich auch darum kümmern. Oft dauert es, bis Tierhalter sich dieser Verantwortung bewusst sind“, erklärt Christiane Gumpert, Erste Vorsitzende des Wormser Tierheims. Ein häufiges Resultat: Die Halter wollen ihr Haustier beim Tierheim wieder abgeben. Ähnliches berichtet Waltraud Phul, Erste Vorsitzende von MhTW. Immer mehr Tierschutzvereine seien überfüllt, immer häufiger würden junge Welpen kurz nach der Anschaffung wieder abgegeben. Die Homeoffice-Regelungen während der Pandemie hätten viele Menschen dazu animiert, sich ein Haustier zu holen. „Dabei haben viele Leute nicht bis zur Rückkehr ins Büro vorausgeplant“, klagt Phul. Nun würden sie Tiere wieder zurückgeben, obwohl sich diese bereits an ihre Halter gewöhnt und diese lieben gelernt haben.

Beim Tierheim habe man das Problem schon vor der Pandemie erlebt, schildert Christiane Gumpert. Durch schlechte Haltung entstehe ein Teufelskreis: Die Tiere entwickeln Verhaltensauffälligkeiten, weshalb Besitzer sie nicht mehr haben wollen. Dann landen sie im Tierheim und sind aufgrund dieser Verhaltensauffälligkeiten schwerer zu vermitteln. „Zum Beispiel bei Hunden werden wir dann oft für das negative Verhalten verantwortlich gemacht“, seufzt Gumpert. Dabei hätten viele Besitzer keinerlei Erfahrung in der Hundeerziehung. Gleichzeitig würden sie sich weigern, einen Hundetrainer zu engagieren. Mittlerweile könne das Tierheim schon keine verhaltensauffälligen Hunde mehr aufnehmen. Gumpert erklärt: „Uns fehlt dafür einfach das Personal.“ Wenn kein Heim die Tiere annehmen kann, werden diese oft eingeschläfert. Waltraud Phul erklärt, dass Besitzer ihre Haustiere auch regelmäßig aus finanziellen Gründen loswerden wollen. Über die Kosten von Dingen wie Futter oder Tierarztbesuchen hätten sie sich oft nicht ausreichend informiert. Dann würden viele versuchen, die Tiere unter der Hand wegzugeben.

Unter der Hand würde auch allzu oft die Anschaffung der Tiere laufen, erklären beide Frauen. Auf Kleinanzeigenportalen wie Ebay sehe man viele Inserate für Haustiere. „Dort kann man sie dann besonders günstig erwerben“, beschreibt Waltraud Phul. „Dass sie dadurch Welpenproduktion und Überzüchtung antreiben, ist den meisten nicht bewusst.“

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Phul und Gumpert geben einige Ratschläge an Menschen, die überlegen, sich ein Haustier zu holen. „Man sollte bereit sein, für das Tier Verantwortung zu übernehmen“, meint Gumpert. Phul erklärt, man solle sich in das Thema Tierhaltung einlesen und sich umfassend informieren. „Bei Familien bietet sich ein Familienrat an“, erläutert sie. „Dort lassen sich die wichtigsten Fragen klären: Kann man sich zum Beispiel bei einem Hund vorstellen, ihn 18 bis 20 Jahre lang zu versorgen? Sind die finanziellen Mittel dafür gegeben?“ Wenn man diese Antworten erst nach der Anschaffung beantwortet, führe dies zu negativen Konsequenzen, sowohl für die Tiere als auch für die Besitzer selbst.

Von Simon Röhricht