Beim alternativen Krippenspiel des Runden Tisches in Worms geht es am 18. Dezember um das Vokabular der rechten Szene.
WORMS. 2014 wurde zum ersten Mal ein alternatives Krippenspiel auf dem Wormser Weihnachtsmarkt aufgeführt. Damals sorgte es von Oberbayern bis zur Nordsee für Aufsehen, denn die Stadt Worms hatte das Spiel zunächst verboten mit der Begründung, dass dadurch die weihnachtliche Stimmung der Marktbesucher gestört werde. Sogar als Klamauk wurde das Stück bezeichnet. Dabei stellten die Mitglieder des Runden Tisches der Luthergemeinde nur die bei Matthäus erzählte Flucht nach Ägypten dar, allerdings mit modernen Befragungsmethoden an der Grenze, denn, so Pfarrer Fritz Delp, Initiator des Runden Tisches gegen Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus: „Es war uns damals ein besonderes Anliegen, den Umgang mit den Flüchtlingen zu thematisieren.“ Wohlgemerkt: Das war bereits 2014, ein Jahr vor Merkels Satz „Wir schaffen das“.
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Am kommenden Dienstag, 18. Dezember, wird nun zum fünften Mal ein Krippenspiel des Runden Tisches aufgeführt. Es ist ein Gemeinschaftswerk von Axel Held und Roland Kundel. Als Sprecher wirken außerdem Fritz Delp und Claudia Koch mit. „Wir haben uns im zurückliegenden Jahr in mehreren Vorträgen und Diskussionen mit der rechten Szene beschäftigt“, gibt Axel Held eine Vorschau. „Deshalb betrachten wir im diesjährigen Krippenspiel die Sprache von Identitären, Pegida und AfD, die deutlich macht, wes Geistes Kind sie sind, erläutern sie, wo nötig, und konfrontieren sie mit der Weihnachtsbotschaft, insbesondere mit der Lehre Jesu, die wir an Weihnachten natürlich immer im Blick haben. Wie wir das machen, sollten wir aber noch nicht verraten. Nur so viel: Zwei Bäume spielen eine Rolle.“
Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass manche Wormser und Wormserinnen eigens kamen, um sich das alternative Krippenspiel anzuschauen; andere, die zufällig vorübergingen, blieben stehen, horchten auf. „Einige ließen sich auch den Text geben“, sagt Axel Held. Viele Menschen hasteten jedoch eher unwillig vorüber, und der eine oder andere, der gemütlich seinen Glühwein trinken wollte, wendete sich genervt ab. „Wir wollen niemand den Spaß verderben“, stellt Pfarrer Fritz Delp klar. „Ich trinke ja selbst gerne ein Glas Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt. Wir wollen einfach die Diskrepanz zwischen Weihnachtsbotschaft und Realität bewusst machen. Die Gleichgültigkeit der Menschen gehört zur Realität dazu. Für mich ist sie kein Grund zur Resignation, sondern eine Motivation, immer wieder neu anzusetzen.“
Mit den Krippenspielen in den Kirchen könne man ihr Stück nicht vergleichen, meint Roland Kundel. „Wir wenden uns an einen anderen Personenkreis. In den Kirchen sind die Menschen aufnahmebereit, wollen die Geburt Jesu emotional nacherleben. Wir dagegen werfen uns ins Getümmel. Das ist schwieriger, das bringt die Reibung von Schein und Wirklichkeit so mit sich. Aber auch Jesus suchte die Öffentlichkeit, predigte auf den Straßen und Plätzen und hielt seine Jünger dazu an. Anzuecken gehört für mich zu den Aufgaben der Kirche.“
Das alternative Krippenspiel findet am Dienstag, 18. Dezember, am Römischen Kaiser statt; erstmals um 16 Uhr, je nachdem auch noch ein zweites und drittes Mal.