So finden geflüchtete Ukrainer in Worms Schutz

aus Krieg in der Ukraine

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Die meisten ukrainischen Flüchtlinge werden derzeit an den Grenzen zu den Nachbarländern versorgt – wie hier an der Grenze zur Slowakei. Wie viele Menschen in Rheinland-Pfalz und Worms Schutz suchen, ist noch unklar.           Foto: dpa

OB Kessel betont: Geflüchtete Ukrainer sind in Worms willkommen. Doch bis Bund und Länder ihre Aufnahme geregelt haben, müssen sie vornehmlich privat unterkommen.

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WORMS. Geflüchtete aus der Ukraine sind in Worms ausdrücklich willkommen. Das hat Oberbürgermeister Adolf Kessel (CDU) dem ukrainischen Generalkonsul Vadym Kostiuk am Montag in einem persönlichen Brief versichert. In dem Schreiben erklärt Kessel, dass die Stadt auf der Seite des ukrainischen Volkes stehe und bestürzt sei über den Bruch des Völkerrechts. Doch wie genau die Menschen, die das Land über einen festgelegten Schlüssel der Stadt Worms zuweist, untergebracht werden können, ist derzeit noch nicht klar.

Angebote werden über Hotline koordiniert

Etwa 200 bis 250 Menschen mit ukrainischen Wurzeln leben in Worms. Sie alle bangen um ihr Land, womöglich auch um Angehörige und Freunde. Und sie sind vorerst auch die wichtigsten Ansprechpartner für Hilfesuchende aus der Heimat: „Ukrainer, die direkt nach Worms fliehen, müssen hier zunächst auf ihre Verwandtschaft bauen“, erklärte OB Kessel am Montagabend. „Wir hoffen auf die Solidarität der Wormserinnen und Wormser, dass sie Wohnraum zur Verfügung stellen.“

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Geflüchtete, die nicht bei Verwandten oder Freunden unterkommen können, hätten die Möglichkeit, in der Erstaufnahmeeinrichtung in Speyer einen Asylantrag zu stellen. Das gelte so lange, bis sich Bund und Länder geeinigt haben, wie genau die Flüchtlingsaufnahme koordiniert werden soll. Dazu habe Integrationsministerin Katharina Binz für Dienstagnachmittag zu einer Telefonkonferenz mit den Oberbürgermeistern und Landräten eingeladen.

Uwe Rau, als Flüchtlingspfarrer der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) für das südliche Rheinland-Pfalz zuständig, erklärt dazu auf Nachfrage dieser Zeitung, es sei im Gespräch, dass Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine Zuflucht suchen, nicht über Asylverfahren aufgenommen werden sollen. Für sie gelte ein zunächst einjähriger Schutzstatus, der auf bis zu drei Jahre verlängert werden könne. Diese Regelung gelte für Menschen, die aus Kriegsgebieten kommen – und greife eben jetzt für Ukrainer.

Geflüchtete sollen nicht in Sammelunterkünfte

Es sei zudem vorgesehen, Geflüchtete nicht in Gemeinschaftsunterkünften unterzubringen, berichtet Rau. Und auch für OB Adolf Kessel, der von den Beratungen mit dem Stadtvorstand und den zuständigen Abteilungen der Verwaltung berichtet, hat zunächst die private Unterbringung Priorität – zumal es in den städtischen Unterkünften kaum noch Kapazitäten gebe.

Bürger, die Geflüchteten Wohnraum zur Verfügung stellen möchten, können dies unter der E-Mail-Adresse sozialesundjugend@worms.de kundtun. Ab Dienstag soll ganz aktuell eine Mail-Hotline unter ukraine@worms.de freigeschaltet werden. Zudem könnten auch die in Worms verfügbaren 50 Ferienwohnungen genutzt werden, die etwa über www.worms-erleben.de buchbar seien. Aber: „Falls Geflüchtete dieses Angebot in Anspruch nehmen wollen, müssen sie für die Kosten vorerst selbst aufkommen“, sagt Kessel. Erst wenn klar sei, wie die Aufnahme geregelt wird, könne die Stadt weitere Unterkünfte zur Verfügung stellen.

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Die Menschen, die es in den zurückliegenden Tagen über die Grenzen in eines der Nachbarländer geschafft haben, hoffen, dass der Krieg nicht lange dauert. Dass es doch noch eine Hoffnung auf baldigen Frieden gibt. Dass sie wieder zurück können. In ihre Häuser und Wohnungen, in ihre Heimat. Die Geflüchteten, das sind zumeist Frauen und Kinder – die Männer sind in der Ukraine geblieben, um zu kämpfen. Das mag die zu erwartende Flüchtlingswelle von anderen unterscheiden: Die Menschen suchen zunächst Schutz vor den Schrecken des Krieges und wollen zurück, sobald es die Sicherheitslage erlaubt.

Wie viele Menschen kommen, ist unklar

Wie viele tatsächlich bis nach Deutschland kommen, ist derzeit reine Spekulation. Etwa 1800 der insgesamt 500.000 Kriegsflüchtlinge sind bislang in Deutschland angekommen. In Rheinland-Pfalz haben sich bislang offenbar nur vereinzelt Menschen aus der Ukraine gemeldet, darunter elf in der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende in Speyer, wie dpa unter Berufung auf das Integrationsministerium berichtet. Ob weitere Menschen hier Zuflucht suchen und wie viele, sei aufgrund der derzeit sehr dynamischen Lage kaum abzuschätzen.

Lesen Sie mehr zum Thema in unserem Dossier zum Krieg in der Ukraine

Doch natürlich machen sich auch die Wormser bereit, um vor Ort zu helfen. Die Ortsgruppen und Kreisverbände von Deutschem Rotem Kreuz (DRK), Arbeiter-Samariterbund (ASB) und Technischem Hilfswerk stehen jedenfalls in den Startlöchern. Wie konkret sie wo helfen werden, wird in den kommenden Tagen auf Bundes- und Landesebene geklärt. Auch Einsätze an den Grenzen zur Ukraine sind dabei im Gespräch. Zudem will die Stadt in Kooperation mit den Wormser Sozialverbänden auch zu Spenden für die Ukraine aufrufen.