Osnabrücker hält mit Café-Bus „Doppellecker“ in Worms

Michel Malcin ist mit seinem Genussbus "Doppellecker" unterwegs. Auf seiner Tour von Osnabrück nach Santiago de Compostela hat er auch in Worms Halt gemacht.
© VRM/Lili Judith Oberle

Ein Doppeldeckerbus am Wormser Rheinufer zieht gerade viele Blicke auf sich. Was es mit dem „Doppellecker“ von Michel Malcin auf sich hat und wieso Kaffeefans schnell sein sollten.

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Worms. „Ich habe manchmal Muskelkater in den Wangen, weil ich so viele Menschen treffe und mit ihnen lache“, sagt Michel Malcin und muss dabei gleich wieder schmunzeln. Mit seinem Genussbus „Doppellecker“ ist der Osnabrücker seit März unterwegs. Alleine fühlt er sich dabei aber ganz und gar nicht, er lernt viele neue Menschen kennen, die so zu Freunden werden. „Ich habe auch keine Kunden, sondern Gäste“, lacht er und zeigt sein Gästebuch, in das sich, seit er gestartet ist, schon einige Gäste mit Wünschen und Glückwünschen verewigt haben. In seinem Doppeldecker-Bus aus den 1960er Jahren bietet er Kaffeespezialitäten an, liebevoll zubereitet mit einer Siebträgermaschine. Ursprünglich hat Michel Malcin den Bus ausgebaut, um auf Hochzeiten und Messen Kaffeespezialitäten anzubieten, dann kam Corona.

Genussbus zieht Schaulustige am Wormser Rheinufer an

Beim Besuch am Mittwoch am Wormser Rheinufer 2 ist die Maschine allerdings aus. „Morgen gibt es wieder Kaffee“, sagt Malcin. Die Batterien müssen erst wieder aufladen, denn so eine Maschine braucht viel Strom. Den liefern Solarpaneele auf dem Dach des Busses. Trotzdem klopfen einige Schaulustige an, fragen nach einem Heißgetränk, wollen ein Foto machen oder einfach erfahren, was es mit dem „Doppellecker“ auf sich hat. Was den Kaffee angeht, werden sie auf Donnerstag vertröstet, wenn die Maschine wieder läuft. Die Geschichte zu Malcin und seinem Bus gibt es allerdings auch am Mittwoch.

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„Aber ich mache den Ruhetag auch für mich“, sagt Malcin. Das brauche er, denn er möchte auch Gastgeber für sich selbst sein. Er liebe das, jede Woche woanders aufzuwachen, die Tür zu öffnen und mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Aber ein „Ruhetag“ muss auch sein, sagt er.

Der "Doppellecker"- Bus am Rhein in Worms.
Der Blick vom Genussbus auf den Rhein bei Worms.

Eine Tasse Kaffee gegen eine freiwillige Spende

Wer bei dem 43-Jährigen einen Kaffee trinkt, ist sein Gast, betont er. Bezahlen müsse man quasi nichts, er freue sich dafür aber über eine Spende. „Um den Dieseltank wieder aufzufüllen“, erklärt er. Denn nach spätestens sieben Tagen packt er immer alles wieder zusammen und fährt weiter. Etwa eine Dreiviertelstunde braucht er, um alles zu verstauen, Tische und Stühle zu sichern. Vieles bleibt aber auch stehen, in der Küche sind viele der Dosen und Geräte angeschraubt, Geschirr ohnehin in den Schränken sicher untergebracht. Schnell kann der Osnabrücker mit dem Bus sowieso nicht fahren. Zwischen 60 und 80 Kilometern pro Stunde liege seine Reisegeschwindigkeit, schneller will er auch nicht sein. Sein Ziel: Santiago de Compostela. Bis Oktober will er dort sein. In Spanien wartet ein Fernsehteam auf ihn, das seine Reise dokumentieren will.

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Oberdeck mit Zimmer und Café

Am Freitag fährt er dann vom Rheinufer 2 bei Worms weiter nach Speyer. Dort hat er schon einen Platz, auf dem er ein paar Tage stehen bleiben kann, sagt er. Den habe man ihm bei der Stadt organisiert. Doch normalerweise mag der ehemalige Pastor gar nicht so viel Trubel mitten in der Stadt, steht gerne lieber etwas abseits. Abgesehen davon ist der Bus auch etwa elf Meter lang, kann nicht überall stehen oder gar drehen.

Ich weiß noch nicht einmal, wo ich in zwei Wochen bin.

MM
Michel Malcin  Inhaber Café-Bus „Doppellecker“

Weiter hat Malcin seine Reise noch nicht geplant. „Ich weiß noch nicht einmal, wo ich in zwei Wochen bin“, antwortet er auf die Frage, wohin er nach Oktober reisen will, wenn er in Santiago de Compostela angekommen ist. Festlegen möchte er sich da heute noch nicht. Und das muss er auch nicht, denn sein Zuhause hat er auch immer dabei. Im oberen Stockwerk des Busses hat er sich einen Teil für sich selbst abgetrennt, ein kleines Zimmer mit „noch zu vielen Dingen, die ich eigentlich auch nicht brauche“, sagt er, zeigt auf die kleine Kommode und lacht. Der Rest des Oberdecks ist für Gäste, zum Sitzen und Kaffeetrinken.