Nur Kater versteht Hannah: Jugendbuchautorin Ava Reed stellt...

Las und diskutierte in der Thalia-Buchhandlung mit dem Publikum: Jugendbuchautorin Ava Reed.Foto: photoagenten/Alessandro Balzarin  Foto: photoagenten/Alessandro Balzarin

„Wenn ich neue Geschichten suche, mache ich mir Musik auf die Ohren und schaue ganz entspannt aus dem Fenster, dann kommen die Ideen von alleine“, sagt Sabrina Scherer, die...

Anzeige

WORMS. „Wenn ich neue Geschichten suche, mache ich mir Musik auf die Ohren und schaue ganz entspannt aus dem Fenster, dann kommen die Ideen von alleine“, sagt Sabrina Scherer, die unter dem Pseudonym Ava Reed ihre Romane veröffentlicht. Ihren sechsten Roman – „Die Stille meiner Worte“ – stellte die 31-jährige Jugendbuchautorin bei der Lesung in der Buchhandlung Thalia einem interessierten Besucherkreis vor. In lockerer Atmosphäre beantwortete sie auch Fragen, gab Tipps für potenzielle Autoren und erzählte Anekdoten aus ihrem Leben und ihrem beruflichen Werdegang.

Krise durch Tod der Zwillingsschwester

Der Roman „Die Stille meiner Worte“ handelt von Hannah, deren Zwillingsschwester Izzy, mit der sie emotional eng verbunden ist, ums Leben kommt. Seit dem tragischen Ereignis hat Hannah ihre Worte verloren und glaubt, ohne Izzy nicht mehr vollkommen zu sein. Um Izzy nicht loslassen zu müssen, schreibt sie ihr gefühlvolle Briefe und verbrennt sie anschließend. Ihre tiefgründigen Gedanken sind ein stummer Dialog. Sie antwortet in ihrem Kopf auf Fragen, die keiner hören kann. Einziger Vertrauter von Hannah ist Kater Mo, der sie auch ohne Worte versteht. Zu ihren Eltern verliert die 17-Jährige den Bezug und nimmt es ihnen übel, dass sie sie nach Sankt Anna bringen, eine Einrichtung für problematische Jugendliche: „Die wollen mich wegschicken in ein Irrenhaus, aber ich bin nicht verrückt, ich bin nur Hannah.“ Aber genau dort trifft sie Levi, der ihr hilft, aus ihrem Dilemma zu kommen. In lockerem Schreibstil wird die fesselnde Handlung aus der Sicht von Hannah und Levi erzählt. Gebannt tauchten die Zuhörer in das Geschehen ein. Ava Reed las einige Schlüsselszenen, wobei sie den Grund für Izzys Tod, der in kleinen Puzzleteilen über das gesamte Buch erzählt wird, und den Ausgang der Geschichte nicht verriet.

Anzeige

Eine Passage des Romans beschreibt, wie Hannah ihre Eltern provoziert, indem sie sich die Haare radikal abschneiden lässt, um die Ähnlichkeit mit Izzy zu mindern („Ich will Hannah sein“), eine andere, wie die Mutter den Grund für Hannahs Veränderungswunsch erkennt. Zwischendurch werden Einblicke in die Vergangenheit in Form von Ausschnitten aus Gesprächen zwischen Izzy und Hannah gegeben.

Ava Reed hat mit großem Einfühlungsvermögen Charaktere geschaffen, die sehr authentisch wirken. Ausdrucksstark werden auch die Teenager im Camp von Sankt Anna beschrieben, von denen jeder seine eigenen dunklen Geheimnisse hat.

Von Bea Witt