Neue KI hilft bei Darmspiegelung im Wormser Klinikum

Prof. Dr. Tim Zimmermann demonstriert die neue künstliche Intelligenz. Foto: Klinikum Worms; Hammerle

Das System erkennt kleinste Unregelmäßigkeiten im Gewebe und macht sie fürs menschliche Auge sichtbar. Das 40.000 Euro teure Gerät wurde größtenteils über Spenden finanziert.

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WORMS. (red). In der Endoskopieabteilung des Wormser Klinikums kommt seit Kurzem eine neue künstliche Intelligenz zum Einsatz. Das intelligente Modell dient dem Untersucher während einer Darmspiegelung als zusätzliches Hilfsmittel, um auffällige Gewebeveränderungen sicher und präzise zu erkennen.

Prof. Dr. Tim Zimmermann, der Chefarzt der Medizinischen Klinik II am Wormser Klinikum ist, erklärt, wie das neue System funktioniert, über das derzeit nur wenige Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz verfügen: „Bei einer Darmspiegelung, im Fachjargon ‚Koloskopie genannt‘, betrachtet der Arzt mit einem speziellen hochauflösenden Endoskop das Innere des Darms und sucht die Darmschleimhaut nach auffälligen Veränderungen und Polypen ab.“ Parallel entdecke das intelligente Modul Unregelmäßigkeiten in den Bildpixeln, die für das menschliche Auge häufig kaum sichtbar sind. „Sobald es eine Schleimhautauffälligkeit im digitalen Bild entdeckt, hebt es sie auf dem Monitor des Untersuchers durch einen grünen Kasten hervor.“

Der Untersucher profitiert gleich in doppelter Hinsicht von dem neuen System, wie Zimmermann erklärt: „Für den erfahrenen Diagnostiker bietet das System eine zusätzliche Sicherheit. Man könnte auch sagen, es fungiert quasi als virtuelles und aufmerksames zusätzliches Augenpaar beim Erkennen von Veränderungen oder Anomalien. Jüngeren Kollegen hilft die künstliche Intelligenz dabei, deutlich früher auf ein Expertenniveau zu kommen, da das System auch kleinste Veränderungen und Polypen zuverlässig entdeckt und den Arzt bei der Detektion potenzieller bösartiger Veränderungen dadurch bestmöglich unterstützt.“

Das rund 40.000 Euro teure Modul ist zum Großteil durch Spendengelder finanziert worden.

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Werden beginnende Tumore frühzeitig erkannt, können sie – ebenso wie komplizierte Polypen – mittlerweile auch endoskopisch entfernt werden. „Mit der sogenannten ‚endoskopischen Submukosadissektion (ESD)‘ und der ‚endoskopischen Vollwandresektion‘ existieren zwei moderne Verfahren, mit denen wir bestimmten Patienten im frühen Krankheitsstadium eine Operation ersparen können“, berichtet der Chefarzt. Bei der ESD werde die Schleimhaut, die das erkrankte Gewebe trägt, zunächst mit Flüssigkeit oder einem Gel unterspritzt und danach im Gesunden mit etwas Sicherheitsabstand zum Tumorgewebe mit einem endoskopischen Messer von innen aus der Darmwand herausgeschnitten, ohne dass tiefere Schichten der Darmwand durchtrennt werden.

Sei dies nicht möglich, da das erkrankte Gewebe bereits mit tieferen Schleimhautschichten verwachsen ist, kann der Tumor von innen mit einer endoskopischen Vollwandresektion entfernt werden. Dabei werde zunächst die zu entfernende Stelle bei einer Darmspiegelung markiert und danach mit einer Zange in eine spezielle Kappe, die dem Endoskop aufsitzt, hineinmobilisiert.

Das veränderte Gewebe in der Kappe wird anschließend mit einer elektronischen Schlinge abgetragen, nachdem die Darmwand unterhalb der Schlinge im gesunden Gewebe mit einem Clip – ähnlich einer Naht – verschlossen wurde. Somit kann mit beiden Verfahren das kranke Magen-Darmgewebe komplett mit dem Endoskop im Gesunden entfernt und anschließend durch die Pathologie beurteilt werden. Diese endoskopische Behandlung erfolgt stationär im Krankenhaus. Üblicherweise müssen die Patienten anschließend aber nur ein bis zwei Tage zur Überwachung in der Klinik bleiben.