Liederzyklus über das Marienleben am 22. September in der...

Sind schon gemeinsam in der Lutherkirche aufgetreten: Kantor Christian Schmitt und Sopranistin Susanne Bohn bei einem Konzert 2016. Archivfoto: photoagenten/Alessandro Balzarin
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Rilke hat ihn geschrieben, Hindemith vertont – nun spielen Sopranistin Susanne Bohn und Kantor Christian Schmitt den Liederzyklus über das Marienleben. „Ein toller...

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WORMS. Ein Liederzyklus über das Marienleben in der evangelischen Lutherkirche? Wenn der Dichter dieser Lieder Rainer Maria Rilke heißt und der Komponist Paul Hindemith, wundert man sich schon weniger, und auf jeden Fall wird man neugierig.

Rilke hat den 15-teiligen Zyklus 1912 geschrieben. Er hatte sich während eines Florenzaufenthalts 1898 mit dem vielseitig begabten Künstler Heinrich Vogeler angefreundet, der zur ersten Generation der Künstlerkolonie Worpswede gehörte. 1900 hielt er sich länger bei ihm auf und wurde durch eine sehr eindrückliche Verkündigungsdarstellung Vogelers zu drei Mariengedichten angeregt. Zwölf Jahre später versuchte ihn der Maler dafür zu gewinnen, den Zyklus zu ergänzen, wohl, weil er die Illustrationen dazu schaffen wollte. Daran hatte Rilke offensichtlich kein Interesse, doch er schrieb innerhalb von sieben Tagen 15 neue Gedichte und widmete sie dem alten Freund.

Eindrucksvolle Gedichte um die Gottesmutter

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In diesen Gedichten greift Rilke wesentliche Ereignisse im Leben der Gottesmutter auf; auch die Schwangerschaft der Mutter, die Darstellung des kleinen Mädchens im Tempel und die Himmelfahrt Marias werden einbezogen. Immer vermittelt der Dichter dabei das außergewöhnliche, das ganz von Gott und ihrem Auftrag erfüllte Wesen der Gottesmutter; jedes der Gedichte ist durchleuchtet von diesem Wunderbaren. Besonders eindrucksvoll ist die Begegnung Marias mit dem Verkündigungsengel.

1923 veröffentlichte Paul Hindemith eine Komposition für Singstimme und Klavier zu Rilkes „Marienleben“. 25 Jahre später legte er dann eine überarbeitete Version vor. Die nun wird am Samstag, 22. September, 19 Uhr, in der Lutherkirche zu hören sein.

Die Idee, den Liederzyklus aufzuführen, hatte Kantor Christian Schmitt, weil Rilke seine Gedichte in dem Jahr schrieb, als die Lutherkirche fertiggestellt und eingeweiht wurde. Selbst der alte Flügel stammt noch aus dieser Zeit. „Ich finde, es gibt keinen besseren Raum für diesen mystischen Zyklus als die Lutherkirche mit ihrer feierlichen Ausstrahlung“, sagt Schmitt. „Außerdem hat sie eine hervorragende Akustik“.

Hindemith treffe durch eine fein gezeichnete Musik Rilkes lyrischen Ton, seine hochstilisierte, nicht ganz leicht zugängliche Sprache sehr gut. „Es ist eine anspruchsvolle Musik, die Einfühlung verlangt, aber man findet trotzdem einen guten Zugang dazu“, erläutert Schmitt, der den Klavierpart übernimmt. Hindemith komponiere sehr klar, sehr feinfühlig. Vor allem aber sei seine Musik sehr stimmgerecht geschrieben.

Sopranistin Susanne Bohn war schon häufig in Worms

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So empfindet es auch Susanne Bohn, lyrische Sopranistin, die schon häufig in Worms zu hören war, oft in Zusammenarbeit mit Christian Schmitt, und die die Lieder am 22. singen wird. „Ein toller Zyklus“, schwärmt sie. „Es ist ein ungewohnte, aber sehr reizvolle Tonsprache. Ich musste mich intensiv einarbeiten, weil ich die Lieder noch nie gesungen hatte, aber diese Arbeit war unbedingt lohnenswert.“ Um sich ganz auf die Musik konzentrieren zu können, erhalten die Konzertbesucher ein Heft mit den Gedichttexten zum Mitlesen. Das Titelbild ist übrigens Heinrich Vogelers impulsgebende Darstellung „Verkündigung.“