Leser helfen Worms: Schwere Beatmung der kleinsten Patienten

Chefarzt Prof. Dr. Markus Knuf demonstriert das Intubieren an einer Trainingspuppe.

Das Intubieren von Früh- und Neugeborenen kann eine heikle Sache sein. Eine videoassistierte Hilfe kann Notfälle vermeiden. Die Benefizaktion der WZ unterstützt die Kinderklinik.

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Worms. Der kleine Paul ist aus dem Alltag in der Kinderklinik längst nicht mehr wegzudenken. Paul, eine Puppe voller modernster Technik und erstaunlich lebensecht, ist ein „Frühchen”, an dem die Mediziner üben können, etwa das Intubieren. Paul konnte vor einigen Jahren dank der WZ-Aktion „Leser helfen” angeschafft werden. Jetzt, mit dem ersten Adventswochenende, startet auch die neue Aktion „Leser helfen”. Einmal mehr möchten wir die Kinderklinik unterstützen. Und Paul spielt dabei eine gewisse Rolle.

Es geht um den sicheren Weg zur Luftröhre

An der Puppe Paul üben die Teams der Kinderklinik unter anderem, wie ein Tubus, also ein winziger Schlauch, durch die Luftröhre in die Lunge geführt wird. Das größte Problem dabei: Der Arzt sieht ziemlich wenig. Chefarzt Professor Dr. Markus Knuf führt das mal ganz praktisch vor. Der Tubus für ein Frühgeborenes hat einen Durchmesser von gerade einmal zwei Millimetern und ist nur 13 Zentimeter lang. Er wird zunächst durch die Nase eingeführt, das geht noch ganz gut. Doch dann kommt die schwierigste Stelle: Knuf muss nun den Eingang zur Luftröhre finden. Wie dicht die bei der Speiseröhre liegt, weiß jeder, der sich schon mal so richtig „verschluckt” hat.

Um also überhaupt etwas mehr zu erahnen als zu sehen, muss der Mund des kleinen Patienten weit offen sein. Was Chefarzt Knuf nun macht, sieht nicht sehr angenehmen aus. Mit einem Metallspatel wird die Zunge heruntergedrückt und damit zugleich der Weg zum Kehlkopf freigehalten. Jetzt kann Knuf mittels einer Zange den Tubus tief im Rachen greifen und sanft in die Luftröhre einführen. Das funktioniert bei Erwachsenen sehr gut, bei den meisten Kindern und Neugeborenen ebenso.

Aber eben nicht bei allen. Bei Früh- und Neugeborenen sitzt der Kehlkopf ohnehin noch nicht dort, wo er später sein wird, ist also schon schwerer zu „umschiffen”. Zudem kommt es eben immer wieder vor, dass die kleinen Patienten in der Kinderklinik Fehlbildungen im Rachenbereich aufweisen oder durch Infektionen oder Krankheiten alles noch enger ist als sonst.

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Viel Erfahrung und moderne Technik gefragt

Dann hilft nur sehr viel Erfahrung. Oder modernste Technik. Denn hier ist die Entwicklung in den vergangenen Jahren extrem schnell vorangekommen. Heute also gibt es spezielle, kombinierte Geräte zur sogenannten Laryngoskopie und Bronchoskopie. Ganz vereinfacht ausgedrückt: Es ist eine videoassistierte Hilfe fürs Intubieren.

Dabei besteht für den Arzt sowohl bei der Kehlkopfspiegelung als auch bei der Lungenspiegelung die Möglichkeit, über eine winzige Videokamera, die in den Rachen eingeführt wird, auf einem Bildschirm zu sehen, wo der Eingang in die Luftröhre ist. Bei der Bronchoskopie geht es sogar noch einen Schritt weiter. Hier „trägt“ die Kamera den Tubus sozusagen in die Bronchien hinein, der Arzt sieht also jeden Millimeter des Weges sehr genau. Für die Patienten bedeutet dies die schonendste Variante des Intubierens. 

Nicht nur das: Diese Technik kann echte Notfälle verhindern oder Leben retten. Beim Intubieren geht es schließlich um die lebenswichtige Zufuhr von Sauerstoff. Wenn dabei etwas schiefgeht, kann am Ende ein Luftröhrenschnitt die letzte Möglichkeit sein – und das wäre immer ein Notfall, betont Chefarzt Knuf. Zumal nicht viel Zeit bleibt. Damit das Einführen des Schlauchs überhaupt funktioniert, darf der Patient eine Zeitlang nicht atmen. Er bekommt Beruhigungsmittel, zudem ein Mittel zur Muskellähmung. Ohne dieses würde sich der Körper gegen das Eindringen des Schlauches heftig wehren.

Es gibt immer mal wieder Fälle in der Wormser Kinderklinik, bei denen Komplikationen für das Ärzte-Team absehbar sind. Gerade hatten sie einen solchen Fall, berichtet Professor Knuf, es handelte sich um einen Jungen, der aufgrund eines Syndroms einen verengten Zugang zur Luftröhre hatte. „Wir konnten ihm hier nicht verantwortbar helfen”, musste Knuf schließlich feststellen, er wurde nach Heidelberg verlegt. Hätten sie bereits das gewünschte neue Gerät, wäre dem Patienten diese Verlegung erspart geblieben.