Kinderklinik Worms arbeitet an der Kapazitätsgrenze

Aufgrund der akuten Welle an Atemwegserkrankungen bei Kindern arbeitet auch die Kinderklinik auf der Herrnsheimer Höhe derzeit am Limit.

Die akute Welle an Infektionskrankheiten bei Kindern trifft auch das Klinikum. Die Lage sei sehr angespannt, sagt Chefarzt Markus Knuf. Doch es gibt auch gute Nachrichten.

Anzeige

Worms. Weniger als 100 Intensivbetten für Kinder – in ganz Deutschland. Die Nachricht von Gesundheitsminister Karl Lauterbach ließ aufhorchen. Eine akute Welle vor allem von Atemwegsinfekten sorge für dramatische Engpässe in den Kinderkliniken, die Meldungen von überfüllten Praxen und Kinderstationen nannte er „besorgniserregend“. Im Klinikum auf der Herrnsheimer Höhe sieht das nicht viel anders aus, Ärzte und Pfleger arbeiten an der Kapazitätsgrenze. Dennoch gibt es auch gute Nachrichten.

Isolation für RSV-Infizierte erhöht den Pflegeaufwand

„Sehr angespannt“, so bezeichnet Prof. Dr. Markus Knuf, Chefarzt der Kinderklinik, auf Nachfrage die aktuelle Lage. Wie eben in den meisten Krankenhäusern derzeit. „Wir behandeln aktuell eine sehr hohe Anzahl an Kindern mit Infektionskrankheiten, insbesondere Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV).“ Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien sozusagen im Minutentakt damit beschäftigt, die Kinder gut zu versorgen. Natürlich verschärfe der – ebenfalls deutschlandweit zu diagnostizierende – Fachkräftemangel die Situation dramatisch: Da Kinder mit RSV isoliert behandelt werden müssen, sei die Versorgung nochmals aufwendiger und besonders personalintensiv. „Wir haben aber tolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die alles möglich machen“, sagt Knuf, „sodass wir den Kindern trotz Arbeit an der Kapazitätsgrenze nach wie vor ein wirklich gutes Behandlungsangebot machen können.“

Gesundheitsminister Lauterbach hatte gefordert, Personal – dabei gehe es vor allem um Pflegekräfte – von Erwachsenen- auf die Kinderstationen zu verlegen, weil die Kinder jetzt volle Aufmerkrsmkeit bräuchten. Genau das ist laut Knuf auch das Rezept, wenn Probleme auftreten: sich untereinander flexibel abzustimmen und bestmöglich auf eine Situation zu reagieren.

Wir haben tolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die alles möglich machen.

Prof. Dr. Markus Knuf Chefarzt der Kinderklinik, Klinikum Worms
Anzeige

Jedes zur Verfügung stehende Bett in der Kinderklinik werde natürlich belegt, berichtet der Chefarzt, wenngleich der Bedarf tagesaktuell sehr unterschiedlich sei. Insgesamt arbeite das Klinikum auf der Herrnsheimer Höhe „sehr gut und kollegial“ mit den umliegenden Krankenhäusern zusammen – auch jenseits der Pandemie, sagt Knuf. In diesem Zusammenhang habe man auch schon Kinder aus anderen Kliniken aufgenommen.

Intensiv- und Notfallmediziner hatten am Donnerstag Alarm geschlagen: In Kinderkliniken fehlten zu viele Betten beziehungsweise könnten wegen des Personalmangels nicht belegt werden. „Von 110 Kinderkliniken hatten zuletzt 43 Einrichtungen kein einziges Bett mehr auf der Normalstation frei“, teilte die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) in München mit. Insgesamt gebe es derzeit nur 83 freie Betten pädiatrischen Kinderintensivstationen in ganz Deutschland – das sei rein rechnerisch weniger als ein freies Bett pro Standort.

Extrem lange Wartezeiten in der Notaufnahme

Doch die enorme Welle an Infektionskrankheiten betrifft auf der Herrnsheimer Höhe nicht nur die Kinderklinik. Die Auswirkungen sind vor allem in der Notaufnahme spürbar. Insbesondere aufgrund der vielen mit dem RSV infizierten Kinder sei dort das Patientenaufkommen „extrem hoch“, sagt Prof. Dr. Markus Knuf. „Da wir unsere Patienten nach Dringlichkeit behandeln und lebensbedrohliche Notfälle immer vorgehen, kommt es in unserer Notaufnahme aktuell mitunter zu sehr langen Wartezeiten von teils mehreren Stunden.“ Natürlich tue das Team sein Möglichstes, um die Wartezeiten so gut wie möglich zu verkürzen. „Dennoch sollten Patienten wissen, dass sie sich, sofern keine sofortige Behandlungsnotwendigkeit besteht, auf möglicherweise lange Wartezeiten einstellen müssen.“