
Der am 21. November beginnende Weihnachtmarkt wirft seine Schatten voraus. Warum zwei Schaustellerfamilien drei Tage früher als ihre Kollegen mit dem Aufbau loslegen.
Worms. Der Nebel kroch um die Häuser und hielt sich den ganzen Tag über hartnäckig. Kalt war es im Gegensatz zu den vergangenen Tagen auch. Insofern dürfte bei den Passanten durchaus vorweihnachtliche Stimmung beim Betrachten der vielen Holzbuden aufgekommen sein, die beginnend an der Kaiserpassage bis hin zum Obermarkt stehen. Noch dauert es ein Weilchen, bis die „Nibelungen Weihnacht“ eröffnet wird.
Doch schon am Freitag wurde auf dem Obermarkt fleißig gearbeitet. Vor Ort waren die beiden Schaustellerfamilien Bauer und Lehmann. Drei Tage früher als die Schaustellerkollegen – und das aus gutem Grund: Beide bestücken den Obermarkt mit ihren Glühweinständen. Das sind große Buden, für deren Aufbau Platz benötigt wird. Alleine schon wegen der Fahrzeuge und Gerätschaften, mittels derer die Bauten in Position gebracht werden. „Wenn wir alle am Montag auf einen Schlag kommen, stehen wir uns schon ein bisschen im Weg“, erklärt Emil Lehmann. Zumal ein Autokran zum Einsatz komme.
Aufbau ist für Schausteller Routine
„Lehmanns Glühwein Stadl“ besteht nämlich aus zwei Containern, die zusammengefügt werden. Das hört sich aufwendig an, ist aber Routine für die erfahrene Schaustellerfamilie. Dennoch: Die Container brauchen Fläche und die Fahrzeuge, die sie bringen, natürlich ebenso. Das Mobiliar und Inventar hingegen ist fest verbaut; deshalb geht der Aufbau recht flott. „Wir brauchen einen Tag“, sagt Lehmann. Dann werde mit dem Einräumen der Gläser, Tassen und aller anderen Utensilien begonnen und weihnachtlich dekoriert wird natürlich auch. Routine für Lehmann, der mit Sohn und zwei Arbeitern am Freitag zugange ist.
Auf der gegenüber liegenden Seite, vor dem Lincoln-Theater, zeigt sich das gleiche Bild. Dort nimmt der Glühweinstand „Zum alten Bauer“ schnell Form an. Auf dem Dach ist gerade ein Arbeiter mit dem Befestigen eines Moduls beschäftigt. Ruckzuck geht das. „Das Geschäft ist sehr lang und deshalb brauchen wir Platz“, sagt Jeffrey Bauer. Der Lkw, der die Bauteile auf den Obermarkt gefahren hat, könnte nicht stehen, geschweige denn rangieren, wären die anderen Buden bereits aufgebaut. Bis Mitte nächster Woche werde man brauchen, um den Innenraum mit Tischen, Stühlen und der umfangreichen Dekoration zu bestücken. „Wir werden auch wieder unsere Holzschnitzel vor dem Stand auslegen“, verspricht er. Die sorgen nämlich für eine gewisse Wärme von unten.
Weihnachtsbaum kommt aus dem Odenwald
Auch die städtischen Mitarbeiter waren fleißig: Fünf Buden stehen bereits am Römischen Kaiser. In der Hardtgasse sind es derer aktuell drei und auf dem Obermarkt, neben Bauer und Lehmann, zwei weitere Buden. Am Montag wird auch Ernst Schramm aktiv. Noch steht das Häuschen, aus dem bald der Reibekuchenduft über den Obermarkt ziehen wird, bei ihm zu Hause. Dort wurde es kürzlich frisch lackiert, verrät der Wormser Schausteller, dessen Sohn Jörg Schramm unweit vom elterlichen Stand sein Kinderkarussell in Betrieb nehmen wird.
Die am Obermarkt beginnende Wilhelm-Leuschner-Straße verheißt ebenfalls vorweihnachtliche Freuden. Denn da stehen aktuell fünf Häuschen. Auch der Marktplatz präsentiert sich weihnachtlich dank des großen Weihnachtsbaums; frisch aus dem Odenwald von der Firma Keil angeliefert und von der Wormser Schaustellerfamilie Lehmann mit deren Gerätschaften aufgestellt. Der Weihnachtsmarkt findet statt vom 21. November bis 23. Dezember.
Von Martina Wirthwein