Im Wormser Mozartsaal fanden zwei Krabbelkonzerte mit der...

Im Wormser Mozartsaal fanden zwei Krabbelkonzerte mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz statt. Foto: photoagenten/Andreas Stumpf  Foto: photoagenten/Andreas Stumpf

Das Krabbelkonzert der deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz erfreut sich in Worms großer Beliebtheit. Die zwei Veranstaltungen für die Allerkleinsten waren schon vor...

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WORMS. Das Krabbelkonzert der deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz erfreut sich in Worms großer Beliebtheit. Die zwei Veranstaltungen für die Allerkleinsten waren schon vor Monaten ausverkauft. Warum ist der Andrang so groß? Christiane Niederhöfer, die sich mit ihrer anderthalbjährigen Tochter Nele im Kulturzentrum eingefunden hat, weiß, wie wichtig Musik für die Entwicklung von Kindern ist. „Sie wirkt sich positiv auf alles aus, auf Sprache, Motorik, Lebensgefühl“, sagt sie. Sie selbst wird deshalb demnächst in den Räumen der Stadtmission musikalische Früherziehung anbieten. Und Dorothea Spille, die ihre zweieinhalbjährigen Zwillinge keine Minute aus den Augen lassen darf, so unternehmungslustig sind sie, meint: „Musik gehört einfach zum Leben dazu. Unsere Kinder hören öfter mal klassische Musik und reagieren erstaunlich aufmerksam“.

Andrea Apostoli, Präsident der italienischen Gordon-Gesellschaft für musikalisches Lernen (AIGAM), der das Konzept für das Krabbelkonzert entwickelt hat und es auch leitet, muss sich erst einmal Aufmerksamkeit verschaffen. An die 50 Mütter, Großmütter und auch ein paar Väter haben sich mit ihren Kindern im Foyer des Mozartsaals versammelt – Babys aller Altersstufen im Wagen, auf dem Arm oder im Tragetuch, Kleinkinder, die sich an mütterliche Beine klammern oder sich unbekümmert in die Menge wagen. Die Geräuschkulisse ist beträchtlich. Schließlich setzt sich der verführerische Ton von Apostolis silberglänzender Querflöte durch. Alles kommt näher und horcht. „Genießen Sie die Musik“, empfiehlt er den Eltern. „Dann werden auch die Kinder etwas davon haben.“

Im Mozartsaal ist ein großer roter Teppich ausgebreitet, auf dem ein paar Kissen liegen, dort lassen sich Groß und Klein nieder. Es ist ein lebendiges, wuseliges, aber irgendwie auch sehr friedliches Bild. Apostoli deutet einen langgezogenen Seufzer an, den die Erwachsenen wiederholen, so wohlig, als fiele nun der ganze Alltagstress von ihnen ab. Sie lassen die Hände flattern wie Schmetterlinge, pusten eine imaginäre Feder von der Hand, summen. Mit dem Adagio II von Benedetto Marcello beginnt der Maestro, seine Musiker setzen ein: Cellistin Rut Bantai, Geiger Daniel Kroh, Oboist Vincente Castello, Pianist Lorenzo di Toro und Schlagzeuger Jonas Esser. Im Verlauf des Konzerts erklingen Stücke unterschiedlicher Stimmungen, eine Romanze, ein Scherzo, ein Walzer, ein Marsch und auch vier wunderschöne Kompositionen von Apostoli.

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Viele Kinder erliegen der Faszination der Musik, spitzen die Ohren, lauschen aufmerksam; einige wollen es genau wissen, pirschen sich zum Flügel vor und drücken die weißen Tasten nieder. Lorenzo di Toro lässt sie gewähren. Trotzdem bleibt über weite Strecken eine gewisse Unruhe bestehen. Getränke und Kekse werden herausgekramt, Erinnerungsfotos geschossen. Mit Silbensingen versucht Andrea Apostoli seine Zuhörer wieder einzufangen, und bei Jonas Essers Schlagzeug-Solo sind sie dann auch alle dabei, wiegen sich im Takt und klatschen sich auf Arme und Schenkel, als wäre ihr Körper ein Instrument. Zum Schluss heißt es „Musica, Musica“, und alles tanzt.

Nach 50 Minuten ist das Krabbelkonzert vorüber. Eltern und Kinder scharen sich um den Flügel, das Schlagzeug, die übrigen Instrumente, wollen alles anfassen und ausprobieren und erhalten geduldig Auskunft.