Hobby-Imker Robert Lorenz aus Worms nimmt regelmäßig an...

aus Die Biene in Worms

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Seit seiner ersten Teilnahme 1999 hat Robert Lorenz bei Honigprämierungen etliche Medaillen gewonnen. Die runden Aufkleber in Gold und Silber klebt er trotzdem nicht aufs Glas. Foto: photoagenten/Alessandro Balzarin  Foto: photoagenten/Alessandro Balzarin
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Vor Robert Lorenz steht eine Wand aus Honiggläsern: bernsteinfarbener Waldhonig, hellgoldener Akazienhonig, weißer Rapshonig, Edelkastanienhonig in Dunkelbernstein. Wahre...

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WORMS. Vor Robert Lorenz steht eine Wand aus Honiggläsern: bernsteinfarbener Waldhonig, hellgoldener Akazienhonig, weißer Rapshonig, Edelkastanienhonig in Dunkelbernstein. Wahre Delikatessen, verpackt in Gläser, die seit 70 Jahren für Top-Qualität im Bereich Honig stehen. Entwickelt hat das berühmte „Deutsche Imkerglas“ der Deutsche Imkerbund. Mit entsprechendem Etikett steht der Honig in solchen Gläsern für Spitzenqualität – strenger, als sie das Lebensmittelgesetz vorschreibt. Was es braucht, um seinen Honig in solche Gläser füllen zu dürfen? Die Mitgliedschaft im Deutschen Imkerbund und einen speziellen Schulungsnachweis.

Einmal im Jahr geben die Landesverbände im Auftrag des Deutschen Imkerbundes Imkern zusätzlich die Möglichkeit, ihren Honig zur Bewertung bei einer Honigprämierung abzugeben. Dabei wird eine Probe, ein sogenanntes Los aus mehreren Gläsern, abgegeben: Eines wird im Labor chemisch analysiert, ein weiteres einer sensorischen Prüfung unterzogen. Sensorische Prüfung? „Das heißt, es wird daran gerochen, probiert und geschaut, ob optisch alles stimmt“, sagt der Hobby-Imker. Schiefgehen kann da einiges: zerknitterte oder eingerissene Etiketten? Minuspunkte. Reste alter Etiketten? Minuspunkte. Ungleichmäßige Kristallisierung des Honigs? Große Abzüge. Fremdgeruch oder eingelagerte Teile? Ausschlusskriterium. „Die Bewertungen sind streng“, sagt Robert Lorenz. „Aber die Auszeichnung soll ja auch für wirkliche Top-Qualität stehen und nicht inflationär vergeben werden.“

Bei der Bewertung muss jedes Detail stimmen

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Seit 1999 nimmt Robert Lorenz immer wieder an Honigprämierungen teil. Als Honigsachverständiger darf er aber auch selbst werten. Einmal hat er sich bisher auf das Abenteuer eingelassen – und dabei so einige Kuriositäten erlebt. „In einem Glas habe ich eine Fliege gefunden“, erzählt er. Wie die dort hineinkam? „Ich weiß es bis heute nicht, aber ich denke, dass sie wohl im Flug versehentlich eingeschlossen wurde.“ Honig mit Heizöl-Geruch, Honig mit Zwiebelgeschmack, all das sei ihm schon untergekommen. „Honig nimmt über die Plastikdeckel leicht Fremdgeruch an“, sagt er. „Da muss man etwas vorsichtig sein.“

Als Vorsitzender des Imkervereins Dahnertal empfiehlt der Imker auch seinen Mitgliedern die Teilnahme. „Ich möchte zeigen, dass sie sich vor der Bewertung nicht verstecken müssen.“ Lorenz selbst hat im Laufe der Jahre etliche Chargen erfolgreich ins Rennen geschickt. Grund für ein wenig Stolz? „Ja, natürlich.“ Doch obwohl er einen Teil seines Honigs verkauft, ist die Vermarktung für den Hobby-Imker Nebensache. Die runden Prämierungsaufkleber in Gold und Silber landen bei ihm gar nicht erst auf dem Glas. „Ich denke, dass für etwa 90 Prozent der Teilnehmer andere Dinge im Vordergrund stehen“, sagt er.

Er zum Beispiel stürze sich immer mit Hochspannung auf die Bewertungsbögen, möchte wissen, ob sein Honig den Ansprüchen genügt. Wie wurden Geruch, Geschmack und Wassergehalt bewertet? Wie die Aufmachung und Sauberkeit des Produkts? Welches Ergebnis bringt die Pollenanalyse, bei der 500 Pollen einzeln ausgezählt werden? „Das Spannendste aber ist die chemische Analyse“, sagt der Hobby-Imker. Die nämlich zeigt Giftstoffe an.

Chemische Analyse weist auf Spritzmittel hin

Den Waldhonig des Imkers produzieren die Bienen in einem Naturschutzgebiet in der Westpfalz, fernab von Feldern und Siedlungen. „Dort habe ich genau im Blick, dass sie keine Medikamente oder Spritzmittel abbekommen“, sagt er. Wie es in Worms um Giftstoffe stehe, habe er lange nicht gewusst. „Als ich vor vier Jahren zum ersten Mal ein paar meiner Völker nach Worms geholt habe, habe ich die Gelegenheit genutzt und ein Los Akazienhonig eingeschickt. Und ich war überrascht, wie gut die Ernährungslage für die Bienen in Worms ist. Mit Spritzmitteln wird hier nicht gearbeitet.“

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In zwei Wochen wird Robert Lorenz seinen Waldhonig ernten. „Wenn der Wassergehalt stimmt, werde ich ihn ins Rennen schicken“, sagt er. Vielleicht, überlegt er, wird er dabei auch gleich ein Los Akazienhonig abgeben. „Es ist an der Zeit, mal wieder zu schauen, wie es um den Honig in Worms bestellt ist.“