Helferkreis informiert über Flucht, ihre Ursachen und das...

Zäune symbolisieren die „Festung Europa“: Angelika Wahl vom Helferkreis Asyl spricht mit Besuchern. Hossein Sadat-Darbandi (l.) führte durch den Abend und Mohammed Sharif (2.v.l.) war einer der Flüchtlinge, die von ihrem Schicksal erzählten. Foto: photoagenten/Christine Dirigo  Foto: photoagenten/Christine Dirigo

„Asyl ist Menschenrecht“: Unter diesem Titel zeigt der Helferkreis Asyl Worms mit Blick auf über 65 Millionen Menschen, die sich heute auf der Flucht befinden, bis zum 5....

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WORMS. „Asyl ist Menschenrecht“: Unter diesem Titel zeigt der Helferkreis Asyl Worms mit Blick auf über 65 Millionen Menschen, die sich heute auf der Flucht befinden, bis zum 5. Juni in der Dreifaltigkeitskirche eine Ausstellung, die zu den Themen Asyl und Flucht informiert. Zwei Bauzäune vor dem Altarraum mit Kleidungsstücken, Schuhen und Taschen, die bildlich für die Abschottung der „Festung Europa“ stehen sollen, ergänzen die 37 Schautafeln an den Seitenwänden, die sich den Fragen widmen: Warum fliehen sie? Welchen Gefahren sind sie ausgesetzt? Welche Wege müssen sie beschreiten, welche Hindernisse überwinden? Wo und unter welchen Umständen finden sie Schutz?

Erinnern an historische Verpflichtung

Um an die historische Verpflichtung zum Schutz der Menschenrechte zu erinnern, wurde für die Eröffnung, die am Montagabend auf großes Publikumsinteresse stieß, von der ehrenamtlichen Initiative als Datum bewusst der 8. Mai ausgewählt. Das ist der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus, an dem in verschiedenen europäischen Ländern der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht und dem Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1945 gedacht wird. Millionen Menschen seien in der Zeit von 1933 bis 1945 Opfer von Krieg, Gewalt und Verfolgung geworden, Tausende aus Deutschland geflohen, die Schutz in einem anderen Land erhielten, erinnerte Angelika Wahl vom Helferkreis Asyl bei ihrer Begrüßung.

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Hausherr Pfarrer Volker Johannes Fey legte die Gründe dar, warum sich die Dreifaltigkeitsgemeinde am Marktplatz diesem Thema stellt. Bereits in der Antike sei die Agora ein Ort der Begegnung gewesen, genauso wie die Kirche ein „offener Ort der Begegnung von Muslimen und Christen“ sein wolle. Er führte ein Zitat des von den Nationalsozialisten 1945 hingerichteten Theologen Dietrich Bonhoeffer an: „Tatenloses Abwarten und stumpfes Zuschauen sind keine christlichen Haltungen.“ In diesem Sinne und angesichts von 5000 Menschen, die im vergangenen Jahr im Mittelmeer ertrunken seien, forderte Fey auf, „das Schicksal der Schwestern und Brüder in den Blick zu nehmen“. Mit Blick auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte am 10. Dezember 1948, die in Artikel 13 und 14 das Recht auf Auswanderungsfreiheit und Asyl zum Menschenrecht erklärt, stellte Angelika Wahl die Frage: „Wie ist es heute um das Recht auf Asyl bestellt?“ Diese Frage beantworteten drei Flüchtlinge aus Afghanistan, Somalia und Syrien mit ihren persönlichen Fluchtgeschichten. Sie berichteten eindringlich davon, wie sehr sie ihre in Bagdad zurückgebliebenen Familien vermissen, weil für subsidiär Schutzberechtigte der Familiennachzug noch bis März 2018 ausgesetzt ist, davon, dass sie in Angst vor Abschiebung leben, die vielen Afghanen derzeit droht, weil es laut BAMF in der islamischen Republik sichere Regionen geben soll, und davon, wie sie vor der Zwangsrekrutierung durch die somalische al-Shabaab-Miliz geflohen sind. Das Schicksal eines Flüchtlings teilen sie mit dem Dramatiker Bertolt Brecht, der 1933 aus Deutschland floh und aus dessen „Flüchtlingsgesprächen“ Erich Schaffner im Folgenden mehrere Passagen vortrug. Alternierend dazu sang der Schauspieler und Rezitator aus Mörfelden am Akkordeon begleitet von Erika Krapp historische Liedern, zu denen auch Brechts „Lied vom SA-Mann“ und der „Emigrantenchoral“ des jüdischen Schriftstellers und Kabarettisten Walter Mehring, der 1941 vor den Nazis nach Amerika fliehen konnte, gehörten.

Von Michaela Weber