Hagens Schatz strahlt golden auf dem Rhein in Worms

Goldene Strahlen auf dem Rhein machen den Schatz der Nibelungen sicht- und erlebbar. Die Licht- und Klanginstallation von Birgit Schuh verändert sich je nach Tageszeit, Wind und Wetter. Foto: pakalski-press/Andreas Stumpf

Eine Licht- und Klanginstallation von Birgit Schuh macht das Gold der Nibelungen erlebbar. Das Bild verändert sich je nach Tageszeit und Wetter. Technisch eine Herausforderung.

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WORMS. Die goldenen Strahlen auf dem Rhein haben schon so manchen Schiffer irritiert. Doch nein, sie sind nicht zu schnell gefahren. Es ist Hagens Schatz, der dort im Wasser aufblitzt. Dass der nur in Worms liegen kann, macht jetzt eine Licht- und Klanginstallation der Künstlerin Birgit Schuh klar. Denn das Gold blitzt nur am Wormser Rheinufer auf. Von der Brücke aus sind die Strahlen nicht zu sehen, auch nicht vom hessischen Ufer.

„Die Nibelungen sind unser Alleinstellungsmerkmal“, sagt die Kultur-Beigeordnete Petra Graen zur Eröffnung. Für die ganzjährige Darstellung der Nibelungen-Thematik gab es eine 90-prozentige Förderung vom Land. Multimedial erlebbar sollte sie sein, mit Wasser und Licht spielen. Am Rheinufer, ganz in der Nähe des über 100 Jahre alten Hagendenkmals und Kriemhilds Rosengarten, auch er im Rahmen eines Wettbewerbs realisiert. Der Entwurf von Birgit Schuh, die in Dresden lebt und aus dem Odenwald stammt, hat die Jury überzeugt. Die Kombination aus Licht und Klang sei es gewesen, sagt Graen, aber auch die tiefgreifende Auseinandersetzung der Künstlerin mit dem Nibelungenstoff. Die Installation setze die Erzählung fort, und sie lenke den Blick auf den Rhein. Und den Schatz.

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Schnell sei sie im Nibelungenlied an den Zeilen hängengeblieben, erzählt Birgit Schuh, in denen es um die zwölf Leiterwagen voller Gold und Gestein geht, die Hagen unter großen Mühen herangeschafft habe. Ihre Idee: Jede Stunde erscheint ein neuer goldener Strahl auf dem Wasser. Von 1 bis 12 und von 13 bis 24 Uhr. Und zu jeder vollen Stunde kann man hören, wie eine neue Ladung Gold in den Rhein platscht. So ganz heben kann man den Schatz der Nibelungen dennoch nicht: „Es gibt nie das ganze Gold auf einmal“, sagt die Künstlerin, „Sie müssen schon was dafür tun.“ Das Bild verändert sich beim Flanieren vom Denkmal zur Brücke. Wind und Wetter geben dem Schatz immer neue Gestalt. Es ist eine Einladung, wiederzukommen und neu zu staunen.

Wie macht man die Strahlen am Tag sichtbar?

Die technische Umsetzung sei gar nicht so einfach gewesen, berichtet Christian Ruppel von Medienpark Vision. Am Anfang habe er viel herumgefragt. Die Strahlen am Tag sichtbar machen? Geht nicht, habe er zu hören bekommen. Auch nicht mit dem größten Gerät, das 50 000 Lumen schafft. Zum Vergleich: Die Sonne als unbestritten hellster Lichtkörper bringt es auf 250 000. Die Lösung: Nicht die Projektion wird sichtbar gemacht, sondern die Reflexion. „Da haben auch wir als Techniker dazugelernt“, sagt Ruppel. Vier Tests seien nötig gewesen, bis das Konzept stand, erzählt er.

Zwei Strahler, wie sie auch das Burj Khalifa in Dubai inszenieren, sind an der Brücke angebracht. Sogenannte Golos, ähnlich wie Dias, schieben sich stündlich in den Strahlengang und erzeugen jeweils bis zu sechs Lichter, die dann auf rheinland-pfälzischer und auf hessischer Seite erscheinen, sichtbar aber nur von Worms aus. Und auch der Wind malt mit am täglichen Bild des Nibelungenschatzes, das 150 Meter Projektionsfläche ausmacht: „Wenn wir oben auf der Brücke einen halben Millimeter Bewegung haben, macht das auf dem Wasser zehn Zentimeter aus“, sagt Ruppel.

Unterdessen haben zwei Ruderboote angelegt, die Sportler tragen ihre Boote an der Festversammlung vorbei. „Der erste Trupp Schatzsucher“, scherzt jemand. Die Schiffer übrigens werden in den nächsten Monaten per Funk informiert, was es mit den goldenen Strahlen auf dem Wasser auf sich hat.