Glanzstück der ganzen Gemeinde: Der neue Altar im Wormser Dom...

Künstler und Helfer vor dem neuen Altar im Wormser Dom. Foto: Susanne Müller
© Susanne Müller

Der neue Altar im Wormser Dom ist fertiggestellt. Er ist das Glanzstück der ganzen Gemeinde - denn viele Menschen haben mitgeholfen, das Werk aus Lehm zu vollenden.

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WORMS . Propst am Dom Tobias Schäfer schweigt. Und streicht bedächtig über die Oberfläche des neuen Altars. Das, was Martin Rauch und Anna Heringer erdacht, entworfen und schließlich auch realisiert haben, ist gelungen. Nachdem die Schalung rund um den Corpus aus gestampftem Lehm entfernt, die Oberfläche geglättet ist, wird auch der Aufbau aus Holz herausgezogen, der Platzhalter war für die Nische für die Reliquien.

Der Propst ist sichtlich ergriffen, sieht sich mit den begeisterten Mitgliedern der Gemeinde bestätigt, dass die Entscheidung, den Entwurf der Künstler aus Österreich Realität werden zu lassen, die richtige war. Monolitisch steht er da, der tonnenschwere Kubus, und er fügt sich dennoch ein ins barocke Umfeld. Nimmt mit seiner leicht geschwungenen Form die ihn umgebenden Linien auf, schon jetzt ist zu erkennen, dass nach dem vollständigen Verdunsten der Feuchtigkeit auch die Farbigkeit in die des Sandsteins einfließen wird.

Der Baudirektor und Diözesankonservator des Bistums, Johannes Krämer, der die Künstler eingeladen hatte, sich am Wettbewerb zu beteiligen, zeigte sich am Freitag begeistert vom neuen Altar: „Dass die Gemeinde so stark mitgearbeitet hat, so stark eingebunden wurde beim Aufbau, das war ein toller, so nicht zu erwartender Prozess.“ Er habe Martin Rauch schon von anderen Projekten gekannt und gewusst, dass ein Entwurf von ihm sicher sehr gut nach Worms passen werde.

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Hannes Kastner, ehemaliger Pfarrer der evangelischen Bergkirche, war mehrfach während der Arbeiten in den Dom gekommen: „Was soll man sagen?“, zeigte er sich überwältigt, „der Altar ist stimmig, gekonnt“.

Glücklich mit Entstehungsprozess

Auch Anna Heringer und Martin Rauch waren stolz, ergriffen, wie sich ihr Werk in die 1000-jährige Kathedrale einfügt. „Ich bin vor allen so glücklich über den Prozess der Entstehung“, sagte Heringer, „ich habe gewusst, der Altar wird gut aussehen – und nun tut er das. Aber nicht allein wegen uns, sondern weil so viel von allen drinsteckt“. Während der gemeinsamen Arbeit mit Schülern, Kindergartenkindern, Bürgern, die vorbeikamen und sich einbrachten und den Mitgliedern der Gemeinde sei bei ihr der Gedanke an die künstlerische Form ganz in den Hintergrund getreten.

Martin Rauch lächelt. Er schaut auf den Altar, auch auf die Nische für die Reliquien auf der Rückseite, die trotz einiger Schwierigkeiten beim Herausholen des hölzernen Platzhalters ebenso vollendet daherkommt wie der gesamte Altar: „Wir werden die Kanten noch leicht abrunden“, sagt er, die Tisch-Oberfläche wird geglättet und poliert – sie hat dann eine Terazzo-Anmutung.“ Der Corpus des Altars bleibt so roh und archaisch, wie er aus der Schalung gekommen ist.

Der Wormser Altar ist nach rechteckigen Stampf-Lehmtischen in Berlin und München erst der dritte Altar aus diesem Material in Deutschland, sagt er. Als Letztes, bevor der Chorraum gesäubert wird, werden in die Tischoberfläche noch fünf kleine Kreuze eingeprägt, in jede der Ecken eins und das fünfte in die Mitte.

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Dann wird der Altar zwei Monate trocknen, bevor er im November geweiht wird und dann auch die Reliquien des Heiligen Amandus und des Heiligen Rupert in die Nische gelegt werden. Bis dahin hat Klaus Krier auch das Reliquiar fertiggestellt, für das er nun mit Propst Schäfer den Entwurf besprochen hat. In einer Schatulle aus Keramik werden die Knochenreste der Heiligen liegen, die in ihrer Haptik ähnlich gestaltet sein soll wie der Altar. An den Seiten, so sagt er, sollen der Heilige Amandus mit dem Wormser, der Heilige Rupertus mit dem Salzburger Dom zu sehen sein.