Mit Abstand und Mundschutz: Teilnehmer am Interkulturellen Runden Tisch in Worms berichten über ihre Erfahrungen während des Lockdowns.
WORMS. (red). Der Schulterschluss beim Gebet in der Moschee und Abendmahl bei den Christen. Rituale, die während Corona fehlten. Gegenseitig berichteten Teilnehmer beim Interkulturellen Runden Tisch mit Abstand und Mundschutz über ihre Erfahrungen während des Lockdowns.
„Zuerst traf es Ostern, und dann den Ramadan“, bedauerte Büsra Haltaş vom Vorstand der DITIB, wo das Treffen stattfand. Alle waren sich einig, dass der Gesundheitsschutz selbstverständlich zu beachten sei. Dennoch vermissen sowohl Christen wie Muslime Gemeinschaft und Nähe. „Wir sind es gewohnt, gerade in Notzeiten zusammenzurücken. Dann kommen wir zusammen und stehen uns gegenseitig bei. Das gehört zum Wesen unserer Religionen – und genau das konnten wir jetzt nicht tun“, beschrieb Pfarrerin Dr. Erika Mohri das Paradoxon.
Interessant war, dass christliche und Moscheegemeinden ähnliche Lösungsansätze gefunden haben, mit den Corona-Einschränkungen umzugehen: es gibt christliche wie muslimische Online-Gebete, und die sozialen Netzwerke werden intensiv genutzt.
Im Ramadan waren gerade die Frauen von den Einschränkungen – daheimbleiben, daheim arbeiten, die Kinder betreuen und selbst beschulen, bei wenig Außenkontakten – besonders belastet und vermissten die abendliche Gemeinschaft beim Fastenbrechen. Die Engagierten in der Flüchtlingshilfe stellten übereinstimmend fest, dass für die Geflüchteten gesellschaftliche und politische Solidarität enge Grenzen hatte.
Interkulturelle Woche war Thema des Treffens
Auch die Planungen für die diesjährige Interkulturelle Woche waren Thema des Runden Tisches, der für dieses Jahr das Fest der Kulturen abgesagt hat. Das Ziel, dass Menschen einander unbefangen begegnen, miteinander reden, essen, tanzen, ist unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht möglich. Doch soll wenigstens das interreligiöse Gebet stattfinden. Und als kleinen Ersatz soll es einen Augenschmaus in Kooperation mit dem Offenen Kanal geben.
Eine Vorbereitungsgruppe für den beliebten Frauennachmittag hat die Arbeit schon aufgenommen. Der Tag des Flüchtlings wird unter der Leitfrage, was eine gelingende Integration braucht, vom Begegnungscafé des Doms gestaltet. Besonderes Augenmerk soll auf die Koordinierung des Tags der Offenen Moschee gelegt werden, der als eine Art „Stationenweg“ geplant werden soll. Trotz der Absage des Festes also hat der Interkulturelle Runde Tisch eine schöne und inhaltsstarke Interkulturelle Woche vor, wie im letzten Jahr unter dem Leitwort: zusammen leben – zusammen wachsen.