Lewis ist ein Frühchen. Er wurde in der 28. Schwangerschaftswoche geboren und wiegt rund 1300 Gramm. Er hat einen winzigen Körper, wenige Haare auf dem Kopf, geschlossene...
WORMS. Lewis ist ein Frühchen. Er wurde in der 28. Schwangerschaftswoche geboren und wiegt rund 1300 Gramm. Er hat einen winzigen Körper, wenige Haare auf dem Kopf, geschlossene Augen mit kurzen Wimpern und pergamentartige Haut, durch die die Gefäße durchscheinen. Seine „Mama“ heißt Ursula Konhäuser. Sie ist Reborn-Künstlerin, das heißt, sie stellt Puppen her, die lebensecht aussehen. Sie mischt die Hautfarben authentisch, bezieht typische Rötungen und Hautmerkmale mit ein und verwendet Echthaar, um ein möglichst menschenähnliches Erscheinen zu erreichen.
Viel Körperkontakt und Zuwendung wichtig
Lewis ist auch kein echtes Baby, sondern eine Reborn-Puppe, die einem Frühchen täuschend echt nachempfunden ist und in der Kinderklinik als Anschauungsmaterial für werdende Eltern und Pflegepersonal dienen soll. „Eine solche Puppe ist wichtig für Eltern, damit sie nicht so erschrocken sind, wenn sie ihr doch noch sehr kleines Kind zum ersten Mal zu Gesicht bekommen. Deshalb ist die Puppe auch so realitätsnah gestaltet. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es Eltern leichter fällt, das Kind anzunehmen, wenn sie darauf vorbereitet sind“, sagt Samuel Lippke, Mitglied des Frühchenvereins „federleicht“ und Oberarzt auf der Frühchenstation.
Die Puppe kommt vom Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ und konnte mithilfe einer Spende des Frühchenvereins „federleicht“ gekauft werden. 2004 wurde dieser Verein nach Initiative von Professor Dr. Heino Skopnik, dem Leiter der Kinderklinik, gegründet und unterstützt seitdem Eltern zu früh geborener Kinder.
Barbara Mitschdörfer, die Vorsitzende des Bundesverbandes „das frühgeborene Kind“, die die Puppe überreicht, erzählt: „Wir haben aus anderen Krankenhäusern sehr gute Rückmeldungen bekommen. Der Körper der Puppe ist aus Stoff, nur Arme, Beine und Kopf sind aus Kunststoff. Das ist wichtig, damit sie beweglich ist und man üben kann, wie man ein Frühchen am besten hält.“ Selbst Skopnik ist begeistert von der lebensechten Wirkung der Puppe: „Das hat wirklich sehr schöne Züge, das Kind“, schmunzelt er.
Jede Puppe ist ein eigens angefertigtes Unikat und wird erst hergestellt, wenn genug Geld vorhanden ist. Fasziniert hält Andrea Zorawski, Kinderkrankenschwester auf der Frühgeborenenstation, den kleinen Lewis im Arm und zieht ihm eine Wollmütze an, sogar Wollschuhe und einen Baby-Body trägt die kleine Puppe, damit sie möglichst echt wirkt. „Am Anfang haben Eltern oftmals noch Berührungsängste und Scheu, das Kind zu verletzten. Da sind unheimlich viele Geräte und ein ganz, ganz kleiner Mensch, das kann schon beängstigend wirken. Aber gerade diese Babys brauchen besonders viel Körperkontakt und Zuwendung, um sich gesund entwickeln zu können. Um einfache Handgriffe zum Halten ohne Angst zu erlernen und damit bei dem eigenen Kind Hemmungen zu überwinden, ist Lewis deshalb sehr hilfreich“, weiß Mitschdörfer.
Von Anna Mielke