Finanzierung steht: „Kanal 70“ in Worms kann saniert werden

Nicht aufs Klo gehen: Das Schild hängt seit zwei Jahren. Grund: Die Hebeanlage ist kaputt und muss erneuert werden. Foto: BilderKartell / Andreas Stumpf
© BilderKartell / Andreas Stumpf

Seit zwei Jahren ist der beliebte Jugendtreff in der Hochheimer Straße geschlossen. Jetzt ist der Startschuss für die Sanierung gefallen.

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WORMS. Auf den Sofas liegt Gebrösel, das wegen der durchdringenden Feuchtigkeit vom offenen Mauerwerk herabgerieselt ist. In der Küche haben sich weiße Salpeterausblühungen gebildet. Im Vorraum steht der Tischkicker. Alles sieht jedoch weit weniger dramatisch aus, als man denken sollte. Vor allem hat sich kein Schimmel angesetzt. Und das, obwohl der Kanal 70 jetzt schon zwei Jahre geschlossen ist.

„Der optische Eindruck täuscht, wir müssen viel machen“, sagte Architekt Jörg Metz, als sich jetzt alle Verantwortlichen in den sechs Meter tief gelegenen Katakomben trafen, um den Startschuss zu geben für die jetzt anlaufende, derzeit noch mit 370.000 Euro veranschlagte Sanierung des beliebten Jugend- und Kulturtreffs in der Hochheimer Straße. „Wir werden alles daran setzen, dass wir noch im Jahr 2020 Wiedereröffnung feiern können“, betonte Pfarrer Klaus D. Fischer, Vorstandsvorsitzender der evangelischen Gesamtgemeinde, der die Kellerräume gehören. „Jeder gespendete Cent wird im Kanal verbaut“, versicherte er und bedankte sich ausdrücklich beim unermüdlichen Geldsammler Axel Held und allen Spendern. Die evangelische Kirche beteiligt sich mit zehn Prozent der Bausumme (derzeit 39.000 Euro).

Auf einen genauen Eröffnungstermin wollte sich Metz, der Chef der kirchlichen Bauabteilung, allerdings nicht festnageln lassen. „Denn wir wissen nicht, wie die Ausschreibung läuft und müssen bei den Bauarbeiten noch mit Überraschungen rechnen“, begründete Metz seine Zurückhaltung. Er relativierte damit auch Wunschvorstellungen von Axel Held, der gerne schon im Juni wiedereröffnen würde. „Das werden wir nicht schaffen“, warnte er vor zu optimistischen Erwartungen. Aber er wie auch Dekan Harald Storch betonten, dass man das ehrgeizige Projekt „mit Dampf“ vorantreiben wolle.

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Erneuert wird die Haustechnik, also Lüftungs- und Heizungsanlage, Elektrik sowie die defekte Hebeanlage. „Wir haben auch ein neues Brandschutzkonzept erarbeitet“, erläuterte der Bauleiter. Die Räumlichkeiten mit Treppenabgang, Foyer, großem Haupt- und Bühnenraum, Küche, Bar und Backstagebereich bleiben im Zuschnitt unangetastet. „Auch das tolle Mauerwerk bleibt offen. Das ist viel besser als alles zu verputzen, denn dann können die Wände durchdringende Feuchtigkeit abgeben. Außerdem braucht die Jugend einfach ein solches Flair“, ergänzte Metz. Er würde sich wie alle in der Kirchengemeinde freuen, wenn die vor eineinhalb Jahren auf 370.000 Euro geschätzten Sanierungskosten reichen, rechnet allerdings wegen der boomenden Baukonjunktur und der genannten Unwägbarkeiten mit einer weiteren Erhöhung der ganz am Anfang mal mit „250.000 Euro plus X“ veranschlagten Gesamtkosten.

Anlage voll in Schuss

Was die Anlagen- und Bühnentechnik anlangt, so konnte der frühere und auch künftige Gemeindepädagoge Henry Spielhoff Entwarnung geben. „Wir haben nach der Schließung alles eingelagert. Die Anlage ist in einem Top-Zustand und kann wieder eingesetzt werden.“ Er habe vom alten, ehrenamtlich arbeitenden Team die Zusage, wieder Gewehr bei Fuß zu stehen. „Aber die sind alle Mitte 20 bis 30 Jahre und zeitlich mehr beansprucht als früher. Wir werden also auch neue Leute heranführen müssen.“ Er kündigte außerdem an, die alten Sofas und Tische rausschmeißen und durch neue, gebrauchte Möbel ersetzen zu wollen. Axel Held sah durchaus Möglichkeiten, auch hier helfen zu können. „Ich habe Zusagen weiterer Sponsoren für genau diesen Zweck.“

Man habe Spielhoff während der Zeit der Schließung durch eine „strategische Entscheidung“ bei der Verbandsgemeinde Eich parken können, erläuterte Dekan Storch. Der Kanal-Pädagoge half am Altrhein, eine Elternzeit-Vakanz zu überbrücken und kann sofort wieder auf seinen alten Arbeitsplatz zurückkehren.

Am Ende des Pressetermins gab Spendensammler Held den Staffelstab symbolisch an Jörg Metz weiter. „Gebt das Geld schnell und zielgerichtet aus“, wünschte er sich von den Bauleuten, damit schnell Wiedereröffnung gefeiert werden kann. „Denn das haben die Jugendlichen verdient.“