Der Künstler DeePee zeigt in der Galerie Schauraum Werke, die an den Zyklus „Herrenrasse“ anknüpfen.
WORMS. Derzeit ist in der Galerie Schauraum der „Fabrik“ in der Zornstraße die Ausstellung „Herrenrasse 2.0 – Remember me“ des Künstlers DeePee zu sehen. Die Werke, eine Mischtechnik aus Collage und Malerei, bei denen Blut und rohe Materialien wie Wellpappe verwendet werden, knüpfen an den Zyklus „Herrenrasse“ an, der 2015 nach dem Besuch der Gedenkstätte KZ Osthofen entstand.
„Im Mai dieses Jahres besuchte ich die Gedenkstätten in Auschwitz und Birkenau“, informierte Künstler DeePee bei der Vernissage. „Was ich dort erlebte, das gigantische Ausmaß der Mordmaschine Auschwitz und die Gespräche mit Überlebenden des Konzentrationslagers, übertraf alles, was ich bislang zu diesem Thema erfahren hatte. Ich bin erschüttert, zu welchen Taten Menschen fähig sind. Mit meinen Bildern möchte ich den Betrachter aufrütteln. Was gerade in Halle passiert ist, zeigt, dass wir nichts aus der Vergangenheit gelernt haben“, bedauert DeePee.
„Es ist unfassbar, dass 6,2 Millionen Juden ums Leben gekommen sind. Dennoch macht diese abstrakte Zahl das Grauen weniger deutlich als Einzelschicksale. Ich fand in Auschwitz Familienfotos, die von Insassen ins Lager geschmuggelt worden waren, als einzige Erinnerung an ihr früheres Leben.“ Diese Bilder hat der Künstler abfotografiert und in seine Werke einbezogen.
Auffallend sind die Kontraste: Fotos von abgemagerten Lagerinsassen stehen im Gegensatz zur Idylle der Gartenzwerge. Gezeigt wird die Verhöhnung der Menschen durch das Lagerorchester, das Marschmusik spielen musste, wenn sie zur Arbeit antraten.
Ein anderes Werk thematisiert die Menschenversuche an Häftlingen durch Lagerarzt Josef Mengele, vor allem seine Zwillingsforschungen in Auschwitz. Er hatte die kaum vierjährigen Zwillinge Guido und Nina abgeholt und grausam verstümmelt zurückgebracht. Die Kinder hatte er wie siamesische Zwillinge am Rücken zusammengenäht.
In einigen der Werke sind Heiligenbilder zu sehen, die für die Rolle der Kirche in Hitlers gottgesegnetem Krieg stehen. Grausamkeit, Folter und Tod werden durch geronnenes Blut symbolisiert, und der fauchende Bär steht wohl für die Macht der Nazis und die Ohnmacht, ihrer Gewalt zu entkommen. Dazwischen sind kurze Texte über Vorkommnisse im Lager zu lesen.
Gerade erst fertig geworden sei das Bild zu Worms. Dafür hat DeePee Fotos der Stolpersteine eingearbeitet, die das Schicksal jüdischer Wormser Bürger dokumentieren. Auffallend ist der Puppenkopf mit ausdruckslosen Augen, aus dessen geöffnetem Schädel eine Wespe krabbelt, was für hirnloses Handeln stehen könnte.
„Im Vordergrund steht nicht, was der Künstler sagen will, sondern was der Betrachter sieht“, betonte Veranstalter Michael Mahla. „Auf den ersten Blick sind es Wimmelbilder. Beim genauen Betrachten visualisieren sie einen Aufschrei. Gerade nach der Entwicklung der letzten zehn Jahre ist es wichtig, deutlich zu machen, ein Anti-Rassist zu sein.“ Zu sehen sind in der Ausstellung auch Bilder, die nach dem Besuch des KZ Osthofen entstanden, und Werke, die die Ereignisse in Paris thematisieren, die zur Pogromnacht führten.
Nach der Vernissage waren die zahlreichen Gäste zu einem unterhaltsamen Abend mit DJ Matias Pizarro eingeladen.
Von Bea Witt