„Daddy Cool – das Boney M. Musical“ kann in Worms...

Die engagierten Sänger konnten „Daddy Cool – Das Boney M. Musical“ auch nicht retten.Foto: photoagenten/Alessandro Balzarin  Foto: photoagenten/Alessandro Balzarin

Das hatten sich die Besucher des Boney-M.-Musicals „Daddy Cool“, die dem Wormser ein ausverkauftes Haus bescherten, sicherlich anders vorgestellt: Statt makelloser...

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WORMS. Das hatten sich die Besucher des Boney-M.-Musicals „Daddy Cool“, die dem Wormser ein ausverkauftes Haus bescherten, sicherlich anders vorgestellt: Statt makelloser Darbietung zeitloser Hits gab es schlecht abgemischte Mikrofone, die den Gesang der Interpreten oft zu seelenlosem Geschrei verkommen ließen, jedes Lied nur maximal zwei Minuten zu hören und eine dürftige Rahmengeschichte, die zum Teil die Hits sehr fragwürdig einband.

Noch bevor die Show losging, gab es begeisterten Beifall, der von der freudigen Aufregung der Zuhörer kündete. Dieser wurde jedoch mit jeder Nummer deutlich verhaltener und erholte sich erst im zweiten Teil wieder, als die Show besser wurde und die Publikumslaune durch den Pausensekt angehoben worden war.

Der „Dance Captain“ (Phillipe A. Blair) war in der Show stets überall und nirgendwo zugleich und griff munter ins Geschehen ein. Auch lag es an ihm, mit den Zuschauern zu kommunizieren und so die vierte Wand zu brechen. Die Geschichte begann am Wormser Flugplatz, von dem aus sich Pearl (Jennifer Kohl) und ihr 15-jähriger Sohn Sunny (Anthony Curtis Kirby) Richtung London aufmachten. Ihnen zum Abschied sangen die Umstehenden „Hooray! Hooray! It’s a holi-holiday!“, bei dem gleich die schlechte Tonabmischung und die vom Band kommende Musik negativ auffielen.

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Bei der quirligen Leila (Agneta Olivia Hanappi) angekommen, deren großmütterliche Lebensweisheiten besonders populär beim Publikum waren, lernte Sunny Rose (Nadine Kühn) kennen und sang ihr das Lied vor, das seine Mutter für ihn gedichtet hatte: „Sunny, yesterday my life was filled with rain“. Mit einem plötzlichen Zeitsprung gelangte man zu Sunnys 25. Geburtstag, der mit „Mary’s Boychild“ in einer Kirche begangen wurde.

„Rivers of Babylon“ bringt Leben ins Publikum

Bei einer Probe mit seiner Tanzgruppe „Sunshine Crew“ widmete man sich nicht dem Boney-M.-Hit „Gotto go home“, sondern seinem vor einigen Jahren erfolgreichen Remix „Barbra Streisand“, der kurzerhand in „Helene Fischer“ umbenannt wurde. Tanzen ließ sich dennoch prima dazu.

Mit „One way ticket“ und „I can’t stand the rain“ fanden auch die beiden größten Hits einer anderen von Boney-M.-Erfinder Frank Farian produzierten Band, „Eruption“, Eingang in die Show. Auch „Sweet Dreams“ von La Bouche und die Milli-Vanilli-Hits „Baby don’t forget my number“ und „Blame it on the rain“ sowie „When I die“ von No Mercy erhielten den Vorzug gegenüber noch mehr Songs von Boney M.

„Rasputin“, hier der Name des Clubs von Evelyn „Ma“ Baker (Nina Barton), wurde leider auf den Refrain heruntergebrochen. Gut gesungen und getanzt war „Brown girl in the ring“. Als die ersten Töne von „Rivers of Babylon“ anklangen, kam Leben in die Zuschauerreihen und es wurde begeistert mitgeklatscht, der einzige Moment, bei dem Stimmung im Haus herrschte.

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Wenigstens das Happy End der ansonsten mauen Geschichte stellte zufrieden: Sunny, der seinen Vater nie kennengelernt hatte, erbte dessen Club und nannte ihn in „Daddy Cool“ um, gewann mit seiner Crew den Tanzwettbewerb und war am Ende glücklich mit Rose, all das gefeiert zu „Sunny“. Bilanz ziehend lässt sich sagen, dass diese Vorstellung nicht im Geringsten mit „Hair“ verglichen werden kann, das im vergangenen Jahr vom selben Veranstalter in Wormser gegeben wurde. An den Darstellern kann dies nicht gelegen haben, da sich diese in den Produktionen überschneiden, eher liegt die Schuld bei der hauchdünnen Geschichte und der mangelnden musikalischen Qualität.

Das sah der Großteil des Publikums nicht so, da nach der Pause kaum jemand den Saal verließ, doch als sich mit der Bitte des Dance Captain um Aufstehen und Klatschen Standing Ovations ergaunert wurden, verließen einige das Theater mit dem wütenden Gemurmel, dass ihnen die Show ganz und gar nicht gefallen habe. Dadurch verpassten sie die Zugabe, ein in neuer Kostümierung gesungenes Medley aller gespielten Hits, das gelungener als die ganze Show war.