Bei der Premiere des „Luthersalon am Freitag“ gab es viel zu lachen. Die Künstler des Abends präsentierten in der Wormser Luthergemeinde Werke aus dem Dadaismus.
WORMS. Die Premiere des „Luthersalon am Freitag“ der evangelischen Luthergemeinde Worms stand unter der Überschrift „DAda DaDA DadA!“. Heraus kam eine Hommage an den etwas anderen Kunststil „Dadaismus“, der sich während des Ersten Weltkrieges in Zürich als eine Kunstszene formierte, die, so formulierte es Pfarrer Delp in seiner Begrüßung, „alles Vorige in Frage stellte und bei der die Provokation im Vordergrund stand“. Hintereinander marschierten die drei Künstler des Abends herein und verbeugten sich dankend – nein, nicht Richtung Publikum, sondern Richtung Wand! Ein erster Lacher entschlüpfte den erstaunten Gästen, dem noch viele Lachsalven folgen sollten.
Astrid Haag, Christian Schmitt und Katharina Schmitt hatten aus dem reichhaltigen Fundus an Werken aus dem Dadaismus solche ausgewählt, die den Kunststil erklären sollten und von bekannten Dichtern wie Kurt Schwitters oder Hans Arp im literarischen Bereich beziehungsweise vom Musiker und Komponisten Erwin Schulhoff stammten. Um den Dadaismus zu beschreiben, erklang die „Erklärung“ – vorgetragen im Cabaret Voltaire“ im Frühjahr 1916 von Richard Huelsenbeck: „Dada ist die mannigfaltige Aktivität, die unter dem Namen Dada zusammengefasst ist. Es bedeutet ‚nichts‘“. Aus Kurt Schwitters berühmten Gedicht „An Anna Blume“ erklang poetisch: „Ich liebe Dir! Du deiner, dich dir, ich dir, du mir –wir?“ Sehr überzeugend schöpfte die darstellende Künstlerin Astrid Haag ihr Repertoire an Mimik und Gestik aus, ohne die Vorträge damit zu überzeichnen.
Geradezu ungläubig lauschte das Publikum bei „Karawane“ den von Hugo Ball erfundenen Wörtern Jolifanto bambla ô falli bambla grossiga m’pfa habla horem“. Astrid Haag schaffte es tatsächlich, dass die Gäste sich hier eine durch die Wüste ziehende Karawane vorstellen konnten. Aufgelockert wurden die Gedichtrezitationen durch musikalische Beiträge am Klavier mit Kantor Christian Schmitt und am Cello mit Katharina Schmitt.
Eher im Auge denn im Ohr – es gab keinen einzigen Ton – bleibt aus „Fünf Pittoresken“ von Erwin Schulhoff der Satz „III. In Futuram“. Mit Grandezza gab Schmitt als Pantomime das Klavierspiel wieder. Ebenfalls von Erwin Schulhoff stammte die „Baßnachtigall“, die von Katharina Schmitt am Cello solistisch in drei Sätzen präsentiert wurde. Dass auch sie komödiantisches Talent besitzt, bewies die Cellistin mit den vielen kleinen Gesten zwischen ihren Beiträgen. Eine besondere Kakophonie aus drei Sprachen, einzelnen Wörtern und Geräuschen bildete „l’amiral Cherche une maison à louer“ von Tristan Tzara, Marcel Janco und Richard Huelsenbeck. Gleichzeitig mit Besen oder Trillerpfeife versehen, rezitierten die drei Künstler das wohl berühmteste Bühnenwerk dieser Zeit. Katharina Schmitt übernahm dabei den französischen Part, Christian Schmitt mit Trillerpfeife und „Ahoi“-Rufen den englischen Teil und Astrid Haag den deutschen Text. Mit „!Legen Sie Ihr Geld in dada an!“ kam der Ratschlag „Jeder einhundert Markschein vermehrt sich nach dem Gesetz der Zellteilung 1327-fach in der Minute“ aber nur, wenn „Sie Ihr Geld auf der Dada-Bank anlegen!“. Die Zuschauer erlebten einen amüsanten Abend und nahmen den Ratschlag mit nach Hause „Dada ist die beste Medizin und verhilft zur glücklichen Ehe!“
Der nächste Luthersalon findet am 31. Mai 2019 zum Thema „Carlo Mierendorff: Leben auf Zeit“ statt.