Brandschutz: Wie steht es um den Wormser Dom?

Renovierungsarbeiten am Wormser Dom verbesserten die Brandschutzmaßnahmen: Stahlstreben sind im Falle eines Feuers weniger anfällig als historische Holzbalken. Archivfoto: Sascha Kopp

Nach dem Brand von Notre-Dame in Paris rückt der Brandschutz im Wormser Dom in den Blickpunkt. Doch die Fachleute sind zuversichtlich.

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WORMS. „Eine Katastrophe“. Das sagt Propst am Dom Tobias Schäfer zum Brand von „Notre-Dame“ in Paris. Er ist Hausherr im Dom, kennt jede Ecke, weiß von Rettungswegen und auch, wo im Notfall Schlüssel sind, um Wertvolles hervorholen und retten zu können. Und er kennt natürlich die Notfallpläne, die es für das Gotteshaus gibt.

Der Dekan als der Oberste aller Katholiken in Worms schätzt, dass es in Worms nicht zu einem solch verheerenden Dachstuhlbrand wie in der Kathedrale an der Seine kommen kann. Denn der mehr als 1.000 Jahre alte Dom musste schon zwei Mal Feuersbrünste überstehen und hat heute wenig Brennbares unter den Schindeln. 1689 brannte er im Zug der Pfalzverwüstung nieder, die gesamte Innenausstattung ging damals verloren. 1945 wurde das Dach des Gotteshauses bei den Bombenangriffen am 21. Februar und 18. März beschädigt und brannte nieder, die Gewölbe darunter blieben intakt. Beim Wiederaufbau des Dachstuhls wurde Stahlmaterial der 1945 gesprengten Rheinbrücke Gernsheim wiederverwendet, auf die Gewölbe kam zur Verstärkung Beton.

Brandschutz als permanent begleitende Frage

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Es gibt also keine historischen Holzbalken mehr und nur ganz wenige Holz-Verstrebungen auf den Metallträgern unter dem großen Domdach – allenfalls der Vorbau an der Nordseite hat noch eine Holzunterkonstruktion, die 2011 renoviert wurde – „und deshalb“, so Propst Schäfer, „ist wohl ein Dachstuhlbrand in der Weise wie in Notre-Dame geschehen sicher nicht möglich.“ Aber die Konstruktion berge natürlich andere Gefahren. So gebe es vielleicht auch Brandlasten, etwa wenn Teile eine Stahlglockenstuhles einstürzten. Dann sei es unwahrscheinlich, dass die Gewölbe dem standhalten.

Die Schätze des Domes seien bei einem Brand in unterschiedlicher Weise gefährdet: Der Hochaltar oder das Chorgestühl etwa seien immobil und könnten kaum kurzfristig gerettet werden. „Andere Gegenstände wie kostbare Monstranzen und Reliquien befinden sich hinter dickem feuerfesten Stahl im Tresor“. Brandschutz sei in der laufenden Außensanierung eine permanent begleitende Frage, „sodass wir seit etwa 15 Jahren dabei sind, den Brandschutz in enger Abstimmung auch mit den entsprechenden Fachleuten und der Feuerwehr zu verbessern und auf den neuesten Stand zu bringen“.

Risiko eines Vollbrands wird als gering eingestuft

„Ich sehe den Dom nicht als kritisch an“, sagte Stadtfeuerwehrinspekteur Klaus Feuerbach auf WZ-Nachfrage. An das Vordach, das auf einem Holzgerüst liege, sei ein Herankommen im Brandfall problemlos möglich, „und mit unseren Drehleitern, die auf 30 Meter ausgefahren werden können, erreichen wir auch Brände weiter oben“. Wenn es im Innern brenne, wenn etwa die Sitzreihen oder gar der historische Neumann-Altar in Flammen stünden, werde das Feuer auch dort bekämpft.

Die Wasserversorgung sei „gewährleistet“, drückte sich Feuerbach vage aus, auch zu Notfallplänen, Übungen oder Begehungen, die im und am historischen Gebäude vielleicht regelmäßig durchgeführt werden, wollte er sich nicht äußern - mit dem Hinweis, das Gotteshaus sei ja „privat“ und gehöre nicht der Stadt.

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Rainer Cebulla, als Architekt beim Bistum Mainz zuständig für den Wormser Dom, erachtet ebenfalls das Risiko, dass es einen Vollbrand im Dom gibt, als „gering“. Es gebe Brandmeldeanlagen in allen Dachstühlen, auch in dem über dem Seitenschiff am Nordeingang. Hier seien große Teile der Holzkonstruktion historisch, stammten aus den Jahren um 1690. Bei der Sanierung 2011 seien nur marode Teile ersetzt worden. „Und hier, unter dem Dachgestühl, gibt es sogar einen Notausstieg für den Organisten, sollte es einmal brennen“.