Ausstellung „Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der...

Mehr als 150-mal war die Wanderausstellung von Rechtsextremismus-Expertin Birgit Mair (l.) – hier in Darmstadt – bundesweit schon zu sehen. Mit zwei neuen Infotafeln zum Prozess-Urteil im Juli macht sie bald im Rathaus Station.Archivfoto: Andreas Kelm

Die Wanderausstellung „Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen“ macht im Rathaus Station. Nach der Verurteilung von Beate Zschäpe ist sie um zwei Infotafeln...

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WORMS. Es ist einer der wichtigsten Strafprozesse der Nachkriegszeit. Neun Menschen werden ermordet, die Ermittler tappen im Dunkeln, die Verfassungsorgane versagen. Die Opfer werden zu Tätern gemacht, Mitwisser hüllen sich in Schweigen. Die Wanderausstellung „Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen“ stellt erstmalig diejenigen ins Zentrum, die unter dem Terror des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ am meisten gelitten haben. In Worms ist die Ausstellung von Dienstag, 4. September, bis Donnerstag, 4. Oktober, zu sehen.

Auseinandersetzung mit der Thematik ist wichtig

Für Claudia Koch vom Projekt „Demokratie leben“, Heiner Boegler vom „Bündnis gegen Naziaufmärsche” und Bernhard Elz vom DGB-Stadtverband war es ein Herzensanliegen, die Ausstellung nach Worms zu holen. „Es ist wichtig, dass wir uns mit gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen.“

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Konzipiert wurde die Ausstellung von Birgit Mair. Für ihr Vorhaben hat die Rechtsextremismus-Expertin die Angehörigen der Opfer interviewt. „Die Angehörigen haben Birgit Mair bereitwillig unterstützt“, sagt Claudia Koch. „Im Prozess waren sie lange Zeit die Verdächtigen – hier hatten sie endlich die Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen.“

Die Biografien der neun Opfer zeigt die Ausstellung auf Infotafeln – weitere Themen, der Rohrbombenanschlag von Nürnberg im Jahr 1999, die Anschläge von Köln in den Jahren 2001 und 2004 sowie die Banküberfälle, bei denen eine Reihe von Menschen verletzt wurden, werden in der Ausstellung verarbeitet. Außerdem beleuchtet sie das Netzwerk des NSU. Das, sagt Bernhard Elz, sei erschreckend. „In verschiedenen Verfassungsschutzbehörden saßen V-Leute, die dazu beigetragen haben, dass die Verbrechen lange Zeit nicht aufgeklärt wurden. Stattdessen wurden die Angehörigen zu Tätern gemacht.“

Mehr als 150-mal wurde die Ausstellung bisher in Deutschland gezeigt – nach dem Urteil im Juli, das noch nicht rechtskräftig ist, ist die Ausstellung nun bis zur Verurteilung von Beate Zschäpe aufgearbeitet. „Wir freuen uns, dass wir in Worms die überarbeitete Version zu sehen bekommen“, sagt Claudia Koch.

Warum sie die Ausstellung nach Worms geholt haben? „Wir wollen die Menschen wachrütteln, sie dafür sensibilisieren, dass es noch immer möglich ist, Verbrechen derart zu vertuschen“, sagt Bernhard Elz. „Eine ähnliche Situation wie in der Nachkriegszeit. Um den Bogen zu spannen, wird es parallel zur Ausstellung zwei Vorträge geben, die sich mit den geheimdienstlichen Verstrickungen im NSU-Prozess einerseits und der Bestrafung von NS-Juristen in der Nachkriegszeit befassen“, sagt Boegler.