Wormser Verein publiziert Buch gegen das Vergessen
„Warmaisa“ stellt das Buch „Vergiss uns nicht – Stolpersteine in Worms“ vor.
Von Beate Harthausen
Patrick Mais und Ulrike Schäfer präsentieren das Buch über die Stolpersteine.
(Foto: pakalski-press/Ben Pakalski)
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WORMS - Verhaftet, misshandelt, freigekommen, deportiert: Mit diesen Stichwörtern lassen sich die letzten Lebensjahre des Wormser Bürgers Moritz Mayer gut beschreiben. Sein Lebenslauf stand im Mittelpunkt der Auftaktveranstaltung der „SchUM-Kulturtage 2021“ im Wormser Rathaus. Hier „im Zentrum der städtischen Macht, im Ratssaal“ wie Patrick Mais, Erster Vorsitzender von „Warmaisa“, schmunzelte, stellte der Verein das Buch „Vergiss uns nicht“ mit dem Untertitel „Stolpersteine in Worms Bd. 2“ vor. Obwohl das Buch im Worms Verlag bereits im letzten Jahr erschienen ist, wurde es erst jetzt aus Pandemiegründen der Öffentlichkeit vorgestellt.
Mais zitierte das Anliegen der Buchreihe zu den Stolpersteinen mit einer Verheißung aus dem ersten Buch Samuels: „Sein/Ihre Seele wird eingebunden sein im Bündel des Lebens“. Dieses Zitat aus dem Alten Testament macht deutlich, keiner darf vergessen werden.
Oberbürgermeister Adolf Kessel dankte dem Verein „Warmaisa“ und besonders Ulrike Schäfer als Editorin des Buches, dass „die Erinnerung an diese Menschen wach gehalten werden muss“. Dass das Buch, das die Verlegungen der Stolpersteine V bis X dokumentiert, nun vorgestellt wurde, „in einem Jahr, in dem wir nicht nur 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland, sondern auch die Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe mit unseren SchUM-Stätten in Worms, Speyer und Mainz feiern dürfen“, freute OB Kessel besonders.
Die 30 Gäste im Ratssaal waren von den Ausführungen zu den Schicksalen der vorgestellten Wormser jüdischen Mitbürger betroffen. Eindrucksvoll zeichnete Ulrike Schäfer in ihrer Eigenschaft als Herausgeberin die Lebensbilder von Helene Fuld, der Familien Alfred und Hugo Mann aus Pfiffligheim sowie ganz ausführlich der Familie Moritz Mayer nach. Dabei zeigte Schäfer Bilder der Familien aus privaten Alben ehemaliger Freunde dieser Menschen sowie von Kennkarten der Wormser Polizeidienststelle, die bei den Anwesenden besonders beeindruckten, da sie den bekannten Namen nun ein Gesicht und damit eine Persönlichkeit zuordneten. So wurden aus Namen Menschen mit individuellen Schicksalen.
In ihren Ausführungen stützen sich Schäfer und ihr Autorenteam auf die Aufzeichnungen des Wormser Ehepaars Schlösser, das bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg die Nachforschungen zu den verschwundenen Wormsern begann, sowie Nachforschungen im familiären und nachbarlichen Umfeld. Um auf das Buch und die nächste Verlegungsaktion hinzuweisen, stellte Schäfer den Lebensweg der Familie Moritz Mayer genauer vor. In den Jahren 1933, 1936 sowie nach der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurde Mayer verhaftet und freigelassen, einmal sogar bis nach Buchenwald deportiert. Anfang 1939 konnte Mayer noch seine Kinder ins „sichere Exil Frankreich“ schicken. Für Moritz und Irma Meyer begann am 19./20. März 1942 mit dem ersten großen Abtransport aus Worms, Mainz und Darmstadt der Weg der Deportation in die Vernichtung. Nach der Ankunft in Piaski in Polen verlieren sich die Spuren, sodass ein wahrscheinlicher Todeszeitraum mit August bis Oktober 1942 anzunehmen ist.
Die nächste Aktion zur Verlegung von Stolpersteinen mit dem Künstler Gunter Demnig wird am Mittwoch, 8. September, in Worms-Pfiffligheim vor dem Anwesen in der Landgrafen-Straße 18, dem früheren Wohnsitz der Familien Mann, stattfinden.