150 Jahre ist die Wormser SPD alt. Bei ihrem Bürgerempfang spielten die Nachwuchsschauspieler die wechselvolle Geschichte der Partei in einem Bühnenstück nach.
Von Johannes Götzen
Redaktionsleiter Lokalredaktion Worms
„Szene 9“ spielten ihr Stück zu 150 Jahre SPD und wurden von den Genossen mit dem Preis „Jugend aktiv“ geehrt.
(Foto: BK/Stumpf)
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WORMS - 150 Jahre SPD Worms: Das haben die Wormser Sozialdemokraten übers Jahr gefeiert und unter diesem Motto stand auch der Bürgerempfang am Sonntag. Für die Bundes-SPD war das Wochenende ohnehin besonders spannend, stand doch die Stichwahl zur Findung einer neuen Doppelspitze an. Das Ergebnis war auch Thema in Worms beim Bürgerempfang. Wobei diejenigen, die es auf der Bühne ansprachen – das waren der Unterbezirksvorsitzende und Landtagsabgeordnete Jens Guth sowie als Gast Landtagspräsident Hendrik Hering – keine Wertung vornahmen.
Dass mit Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans möglicherweise ein Richtungswechsel in der eigenen Partei ansteht und es zur Belastungsprobe in der GroKo in Berlin kommen wird, war beiden keine Erwähnung wert. Wohl aber konnte man sie regelrecht aufatmen hören. „Endlich“ habe man neue Vorsitzende nach Monaten der Diskussionen und Regionalkonferenzen, sagte Jens Guth. Hendrik Hering sprach von einem „langwierigen Prozess“ bis zur Entscheidung über den Bundesvorsitz, der nun endlich beendet sei. Das war’s dann aber auch schon.
Wichtig war Hendrik Hering, dass die SPD klarer formulieren müsse, wofür sie stehe, nämlich für eine große Solidarität. Es müsse mehr Mut aufgebracht werden, für diejenigen Politik zu machen, die zur ureigenen Klientel der SPD gehörten, und nicht denen gefallen zu wollen, die nicht SPD wählten. Eine Kernaussage Herings war, dass man den Menschen Sicherheit geben müsse. Gemeint ist dabei nicht nur die Sicherheit durch Polizei und Ordnungsamt, sondern explizit auch die soziale Sicherheit. Nur so könne „das wichtigste Instrument der Radikalen, die Angst“, bekämpft werden. Dass dies notwendig ist, daran ließ Hering keinen Zweifel. „Wehret den Anfängen“ heiße es immer, doch das stimme längst nicht mehr: Seit 1990 seien 160 Menschen durch rechten Terror in Deutschland ermordet worden, so Hering.
Im Mittelpunkt standen allerdings andere an diesem späten Nachmittag im Lincoln. Es waren die, die auch wesentlich zum Gelingen der Veranstaltungen beitrugen: die Schauspielerinnen und Schauspieler und Verantwortlichen der Theatertruppe „Szene 9“. Diese hatten nach dem großen Erfolg bei der Premiere im Mai dieses Jahres erneut das Stück zu 150 Jahre Wormser SPD aufgeführt, das ihr Mentor Thomas Staller eigens geschrieben hatte. In diesem Bühnenstück in drei Akten erzählten jeweils zwei Schauspieler die Geschichte der Genossen in Worms.
Es ging natürlich um die Gründung der SPD in Eisenach unter August Bebel und Wilhelm Liebknecht, bei der „445 Wormser Stimmen“ abgegeben wurden, was als Gründung eben auch der Wormser SPD gilt. Dies geschah am 7. und 8. August 1869. Dann wurde die wechselvolle Geschichte der Sozialdemokraten bis heute erzählt – so gekonnt und eindringlich, dass es erneut tosenden Applaus dafür gab.
Und diesmal überreichten die Genossen ihnen zudem den Preis „Jugend Aktiv“, inklusive Kino-Gutschein und Urkunde. Damit wolle man junge Menschen ehren, die sich in die Gesellschaft einbringen, so Timo Horst, Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat, der alle namentlich vorstellte. Dabei wurde deutlich, dass sich viele von ihnen nicht „nur“ bei „Szene 9“, sondern auch in anderen Vereinen, an der Uni oder andernorts engagieren. Oder auch in einer anderen Partei, was für Benedict Schulz gilt, der für die CDU junges Stadtratsmitglied ist. Bei der Ehrung nicht anwesend sein konnten Christian Mayer und David Zerfaß.