Worms: Tilman Birr und Elis Bihn glänzen im Lincoln-Theater mit Welthits auf Hessisch
Von Ulrike Schäfer
Zwei Stimmungsgaranten im Lincoln-Theater: Tilman Birr (links) und Elis Bihn. Die beiden enthüllten unter anderem, dass Popstar Rihanna eigentlich Hanna Richter heißt und aus Idstein stammt. Auch Miley Cyrus soll eine gebürtige Hessin aus Usingen sein – wer’s glaubt, hatte richtig viel Spaß mit dem hessischen Abend. Foto: pa/Andreas Stumpf
( Foto: pa/Andreas Stumpf
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WORMS - Nach manchem Kabarettabend schleicht man sich etwas geniert am CD- und Bücherverkaufstisch vorbei, denn das Programm war gut, vielleicht sogar sehr gut, aber ob man’s unbedingt noch mal hören würde?! Anders bei Tilman Birr und Elis Bihn, die am Donnerstagabend im Lincoln-Theater „Welthits auf Hessisch“ sangen.
Gerade diese beiden, die das Publikum nach zwei Stunden amüsantester Unterhaltung am liebsten gar nicht von der Bühne lassen wollte, verschwanden ohne den üblichen Hinweis. Man muss sich also vorderhand mit YouTube begnügen oder Birr und Bihn zum nächsten Auftritt nachreisen, was sich insofern lohnen würde, als man dann auch noch mal ihr munteres Geplauder zwischen den Songs hören könnte.
Dieses Geplauder, reich an lockeren kabarettistischen Gags, rankte sich im Wesentlichen um die Tatsache, dass sie alle Welthits dieses Programms selbst geschrieben hatten, meistens als Auftragsarbeit für irgendwelche berühmten Interpreten, die dann beispielsweise die hessische Version nicht mochten. Dabei stellte sich dann heraus, dass viele dieser Stars gebürtige Hessen waren, wie etwa Miley Cyrus. Sie stamme aus einem Hoch- und Tiefbau-Unternehmen in Usingen, erzählten die beiden, und habe ursprünglich 1,60934 Kilometer geheißen, sei dann in die USA ausgewandert und habe sich umbenannt. Entsprechend hieß ihr Hit „Wrecking Ball“ im Original „Abrissbern“. Um in Amerika Erfolg zu haben, gab auch Hanna Richter aus Idstein ihren alten Namen auf und wurde zu Rihanna, der Song „Rechescherm“ mutierte zu „Umbrella“. „Mal ehrlich“, fragten die beiden, „auf Hessisch hört sich das doch schöner an als auf Englisch?!“ Wer die amerikanischen Popstars nur vom Hörensagen kennt, konnte dies schwerlich beurteilen, doch tat das dem Vergnügen keinen Abbruch. Jedenfalls klatschte das Publikum immer wieder begeistert mit.
Das Repertoire der Hessen, die übrigens ganz hervorragend Gitarre, Mundharmonika und Bass spielten, war breit. Es reichte von „Ring aus Feuer“ über „Neu-Iseborch“ (New York, New York) bis zu Elvis Presleys „Herzbrech-Hotel“, von „Enter Sandman“ über „Back for good“ bis zu „Wake me up before you go-go“. Manchmal waren die Texte so wörtlich übersetzt, dass allein schon ihre Banalität für Erheiterung sorgte. Meistens aber amüsierte die witzige, lebensnahe Übertragung. Da wünscht sich der heimkehrende Ehemann mehr Respekt (Aretha Franklin), sprich: ein kaltes Bier. Da ruft die verlassene Freundin im Stil von Jacques Brel „Mach dich ab, ich will dei Fress net mehr sehe“ (Gloria Gaynor). Der Schwule bekennt nach dem xten Bier in der Kneipe: „Ich hab e Mädche geküsst. Es war e Experiment. Ich hoff, mein Freund fühlt sich net angepisst.“
Und der Ex erklärt seiner Freundin: „Des Kind ist net mein Bu“ (Michael Jackson). Begeistert singt das Publikum mit bei dem lustig arrangierten „König Bongo, Bong“, freut sich, wenn Tilman Birr mit der Gitarre tanzt, sogar durch den Zuschauerraum, und lacht Tränen, als Elis Bihn, Verzicht pur, mit zittriger Stimme „Ich steh immer uff dich“ (Whitney Houston) flötet. Mit diesem melancholischen Schluss wollten die beiden Hessen ihrer Zuhörer dann doch nicht nach Hause schicken. Beim entfesselten „Ich will’s beweche“ (I like to move it“) stieg das Stimmungsbarometer noch einmal an. Ein echter Ohrwurm und Muntermacher, der noch lange nachhallte.