Seit 1700 Jahren gibt es jüdisches Leben in Deutschland. Die Landeszentrale für politische Bildung und die Stadt wollen Historie in zahlreichen Veranstaltungen würdigen.
WORMS - Für das Jahr 321 sind erstmals jüdische Einwanderer in Deutschland dokumentiert; sie bereicherten das Leben der christlichen Gesellschaft bis zum Holocaust auf vielerlei Weise. Auch Rheinland-Pfalz kann auf eine reiche jüdische Geschichte zurückblicken. Aus diesem Anlass hat die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz (LpB) ein Programm mit einem breiten Themen-Angebot aufgelegt. Fürs erste Halbjahr sind rund 50 Veranstaltungen an unterschiedlichen Orten des Landes geplant. Wie Bernhard Kukatzki, Direktor der LpB, in seinem Grußwort schreibt, will die Landeszentrale nicht nur dazu beitragen, die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart jüdischen Lebens sicht- und erlebbar zu machen und so auch ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus setzen.
In Worms findet in diesem ersten Halbjahr noch nichts statt. „Seit dem Raschijahr 2005 werden bei uns die jüdischen Kulturtage im Herbst begangen, seit 2020 auch zusammen mit den beiden anderen Schum-Städten“, erläutert Kulturkoordinator Dr. David Maier. „Natürlich wollen wir auch in Worms dieses Jubiläum angemessen würdigen. Wie immer wird eine bunte Mischung aus vielen Beiträgen zusammengestellt, an denen sich auch die Jüdische Gemeinde, der Verein Warmaisa und der Verein Schum-Städte beteiligen. Darüber hinaus soll es aber auch ein explizites Jubiläumsformat geben. Die Details sind noch nicht ganz in trockenen Tüchern. Wir denken aber, dass wir im Mai/Juni soweit sind.“
Trotzdem sollte man sich den Programmflyer der LpG unbedingt anschauen, denn einige Veranstaltungen sind auch für Wormser von Interesse. So läuft in der Gedenkstätte KZ Osthofen noch bis zum 26. Mai die Ausstellung über den faszinierenden jüdischen Theaterintendanten Renato Mordo. Am 29. April gibt es dazu einen Vortrag von Kurator Torsten Israel, und am 16. Mai findet eine szenische Lesung aus Mordos Stück „Chaidari“ statt, das tiefe Einblicke in die deutsche Besatzung Griechenlands von 1941 bis 1944 ermöglicht.
Jetzt schon ist auch in der Gedenkstätte eine Veranstaltungsreihe mit dem Schwerpunkt „Biographien jüdischer Häftlinge im KZ Osthofen“ angelaufen. Begleitend dazu werden auf der Homepage Lebenswege jüdischer Männer, die im KZ Osthofen inhaftiert waren, veröffentlicht. Am 25. Februar befasst sich ein Vortrag Dr. Kim Wünschmanns mit jüdischen Häftlingen in den frühen Konzentrationslagern. Am 17. März wird das Thema in einer Führung durchs KZ Osthofen vertieft.
Ein weiterer Schwerpunkt sind die Schum-Städte. So wird am 22. April in der Landeszentrale in Mainz der Film „Die Schum-Städte – Jerusalem am Rhein. Auf den Spuren einer Weltkultur“ gezeigt. Am 6. Mai treten Rabbiner Aharon Vernikovsky, Dr. Susanne Urban, Prof. Dr. Andreas Lehnhardt und Autor Igal Avidan in der Mainzer Synagoge in einen Dialog über das geistige jüdische Erbe von Speyer, Worms und Mainz. Interessant dürfte auch der Vortrag von Dr. Tobias Weger am 19. Mai in der Landeszentrale werden. Titel: „Aus den Schum-Städten ins östliche Europa. Wege der Aschkenasim im europäischen Mittelalter“.
Das vollständige Programm mit genauen Daten kann über die Homepage der Landeszentrale www.politische-bildung-rlp.de als pdf-Datei heruntergeladen werden. Dort findet man auch Änderungen, die sich durch die Covid-19-Lage ergeben.