Beim Dreikönigskonzert in der Wormser Lutherkirche werden die Besucher zu Mitwirkenden.
Von Viktoria Selbert
Singen ohne den Leistungsdruck eines Chores: Das Format des Mitmach-Konzerts in der Lutherkirche kommt bei den Wormsern gut an.
(Foto: BilderKartell/Boris Korpak)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
WORMS - Singen, gemeinsam mit anderen ohne den Leistungsdruck eines Chores macht Spaß, das beweisen auch in Worms die ausverkauften „Rudelsingen“-Veranstaltungen oder die verschiedenen Angebote der Volkshochschule. Wer das auch weiß und daraus eine schöne Tradition gemacht hat, ist Lutherkirchen-Kantor Christian Schmitt. Schon zum vierten Mal hatte er zum Dreikönigskonzert eingeladen, bei dem die Besucher singend zu Mitwirkenden werden und damit sich selbst und der Gemeinschaft Freude bereiten.
In Kombination mit Instrumentalmusik, sei es als einzeln eingestreute Sätze oder als Vorspiel und Begleitung zu den Liedern, ist mit dem Dreikönigskonzert ein wirklich gelungenes Konzept entstanden. Die Weihnachts- und Dreikönigslieder, die Kantor Schmitt ausgesucht hatte, hatten allesamt sehr schöne Melodien – abwechslungsreich waren sie, und sie stammten aus verschiedenen Epochen und Traditionen und waren gut zu singen. Wer erinnert sich nicht oder erlebt auch heute noch gequält klingende Kirchenlieder im Gottesdienst, weil die Notation keiner Stimmlage so wirklich entspricht? Ganz anders in der Lutherkirche: Schnell formte sich aus den Stimmen der rund einhundert Konzertbesucher ein Wohlklang, der voluminös den Raum füllte.
Vor dem offiziellen Beginn war allerdings eine kleine „Ansing-Probe“ mit Unterstützung des Lutherkirchen-Chores angesetzt, in der Schmitt sieben der insgesamt neun gemeinsamen Gesänge zum Kennenlernen und ersten Mitsingen präsentierte. Auch ein lateinischer Kanon „Puer nobis nascitur“ und ein dreistimmiges „Quodlibet zu Epiphanias“ waren darunter, des Weiteren die deutsche Version des englischen Weihnachtsklassikers „God rest ye merry gentlemen“ mit dem Titel „Es wird nicht immer dunkel sein“ und die bekannten Sternsingerlieder „Wir kommen daher aus dem Morgenland“ sowie „Stern über Bethlehem“. Zu allen Gesängen hatte Christian Schmitt speziell für das Konzert reizvolle Vorspiele und Begleitsätze geschrieben, die von dem bewährt hervorragenden Instrumentalensemble mit Olga Nodel (Violine), Anne Villinger (Oboe), Anastasia Gurbakova (Viola), Katharina Schmitt (Cello), Dr. Christian Schmitt (Fagott) und Christian Schmitt (Orgel und Klavier) klangschön interpretiert wurden.
Auch der Chor der Lutherkirche begeisterte mit seiner Darbietung des barocken „Eins bitt ich vom Herrn“ von G.A. Homilius sowie dem sanft-elegischen, modernen „Stern aus dem Osten“ von Alan Bullard. Ein Höhepunkt war der Auftritt der Kinder- und Jugendchorgruppe, sieben stimmsichere junge Sängerinnen zwischen sieben und zwölf Jahren mit zwei sehr anspruchsvollen Kompositionen. Die darin enthaltenen solistischen Abschnitte gestalteten sie mit Selbstbewusstsein sowie Souveränität, und das Mini-Ensemble erhielt großen Spontanapplaus.
Instrumentalmusik bereicherte das Programm, im Beethovenjahr stimmig mit zwei seiner Kompositionen. Gerne hätte man von dem Instrumentalensemble sowie dem Flügel noch mehr gehört, denn die Akustik zeigte sich gerade für Beethovens klangfarbenreiche Kammermusik sehr gut geeignet. Am Ende bekam die Orgel noch einen großen Auftritt mit dem feierlichen und beeindruckenden „2me Offertoire sur des Noels“ des Spätromantikers Alexandre Guilmant. Nach begeistertem Beifall gab es draußen im Portalbereich der Kirche noch einen besonderen, stimmungsvollen Abschluss mit Glühwein und Wintergrillen.