Herrnsheimer Harmonie begeistert mit Swing-Konzert im Lincoln-Theater.
Von Sandra König
Christian Gerling dirigierte die Herrnsheimer Harmonie.
(Foto: BilderKartell/Andreas Stumpf)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
WORMS - Ein ansteckender Rhythmus im Off-Beat, eingängige Melodien und ein hohes Energielevel: Swing begeistert schon seit den Zwanzigerjahren, und diesem großen Thema hat sich die Herrnsheimer Harmonie für ihr Konzert am Sonntagabend im Wormser Lincoln-Theater angenommen. Vor ausverkauftem Haus zeigten sowohl das Nachwuchsorchester als auch die Concert-Band ihr Können: und begeisterten ihrerseits.
Es ist das dritte Jahr in Folge, dass die Harmonie mehr Konzertkarten hätte verkaufen können, als das Lincoln-Theater Plätze fasst, und dies hat seinen Grund: Was da im Wormser Stadtteil an musikalischem Potenzial keineswegs schlummert, sondern unter der Leitung von Christian Gerling geweckt und zusammengefügt ist, kann sich sehen lassen. Ob der treibende „St. Louis Blues“ zum Einmarsch, der Pop-Song „On The Sunny Side Of The Street“ oder der Big-Band-Klassiker „String of Pearls“, die Concert-Band beweist bei dem Konzert einmal mehr ihre Vielseitigkeit und vor allem ihr Können: Auf den Punkt spielen die Musiker, straff und treibend. Die Pausen sitzen ebenso wie schwelgerische Parts und anrührende Melodien.
Immer wieder treten im Laufe des etwa zweistündigen Swing-Abends Solisten in den Vordergrund, die die ganze Qualität des Klangkörpers im Einzelnen präsentieren. Beim „Dixieland Jam“ sahnen sowohl Alexander Holfter (Klarinette) als auch Carina Lohmer (Trompete) Zwischenapplaus ab, bei „Georgia On My Mind“ ist es Ulrich Brückbauer, der seine Trompete regelrecht zum Singen bringt und das Publikum vom ersten Ton an für sich einnimmt. Benedikt Rosmanith kann bei „Sing, Sing, Sing“ (Louis Prima) – einem der vielen Höhepunkte des Abends, bei dem das Orchester richtig auffährt und zu einem beeindruckenden Klangkörper wächst – sein Können am Schlagzeug unter Beweis stellen und bekommt für seinen mitreißenden Tom-Groove und seine Solo-Einlagen mächtig viel Applaus, während das Publikum selbst beim Comedian-Harmonists-Dauerbrenner „Wochenend und Sonnenschein“ zum Chor wird. Zu einem weiteren Highlight geraten zum Abschluss des Konzerts drei modernere Nummern: „Jitterbug!“ (ein persönlicher Wunsch von Dirigent Gerling, gut ausgewählt und viel bejubelt), ein Roger-Cicero-Medley und „It’s a Beautiful Day“ von Michael Bublé.
Die Eröffnung des Abends oblag derweil zunächst dem Jugendorchester Harmotones unter der Leitung von Benedikt Rosmanith. Einfühlsam und gleichzeitig unterhaltsam führte er durch diesen Konzertteil – und die Nachwuchsmusiker durch teils schwierige Nummern. Der Jazz-Standard „Satin Doll“ aus der Volksoper „Porgy & Bess“ (mit Liam Horn am Altsax als „Bess“) ging ebenso gut ins Ohr wie „It Don’t Mean a Thing“ (Duke Ellington), bei dem der Knoten endgültig platzte und die jungen Musiker richtig Fahrt aufnahmen. Nicht nur für Familie und Freunde war es beeindruckend, welch Spaß und Leidenschaft die Jugendlichen für die in ihrer Altersklasse eher unpopuläre Swing-Musik entwickeln können. Mit dem schwierigen und vielfältigen Stück „Aladdin“ sorgten die Harmotones für Beifallsrufe beim Publikum – und dafür, dass sich niemand um das Fortbestehen der Herrnsheimer Harmonie sorgen muss.
Kein Wunder also, dass weder die Concert-Band noch das Jugendorchester die Bühne ohne Zugaben verlassen durften, stattdessen mit viel Applaus und erfreuten Gesichtern ob eines absolut gelungenen Konzertabends.