Freunde zeigen große Solidarität mit der Familie der getöteten jungen Frau. Die AfD kündigt unterdessen eine „Mahnwache“ an.
Von Johannes Götzen
Chefreporter Rheinhessen Süd
Im Wormser Norden ist es in der Straße „Kleine Weide“ zu einem Tötungsdelikt gekommen.
(Foto: BilderKartell/Andreas Stumpf)
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WORMS - Freunde der Familie der getöteten 21 Jahre jungen Frau aus dem Nordend haben zu einem Trauermarsch am Samstagabend um 20 Uhr aufgerufen. Treffpunkt soll der Netto-Parkplatz sein, von dort wollen sie mit Kerzen durch das Nordend ziehen und an die junge Frau erinnern. Organisatorin Sissi Köcher bittet zudem darum, an diesem Abend mit Spenden der Familie zu helfen. Vor allem wolle man die finanziell nicht auf Rosen gebettete Familie dabei unterstützen, für eine würdige Beerdigung zu sorgen.
Oberbürgermeister Michael Kissel würdigte dieses Engagement am Donnerstag als „ein angemessenes Zeichen des Zusammenhalts“, um das er selbst auch öffentlich geworben hat: „Wir Wormser müssen stark sein und zusammenhalten, um der Familie den bestmöglichen Rückhalt zu geben. Ich vertraue auf die Wormser und ihren respektvollen Umgang mit dieser schrecklichen Situation. Meine Gedanken sind bei der Familie der jungen Frau.“ Seitens der Stadtverwaltung wurde der Familie auch Unterstützung zugesichert, eine Sozialarbeiterin berate sie etwa über Hilfsangebote. Zudem werde man gemeinsam mit der Wohnungsbau eine andere Wohnung suchen, wenn die Familie dies wünsche, so die Sprecherin der Stadt, Angela Zimmermann. Äußeres Zeichen für die Anteilnahme und den Zusammenhalt, den es im „Väddel“ auf besondere Art und Weise gibt, sind Rosen, Gestecke, Kerzen oder auch zwei Plüsch-Bären, die am Haus der Getöteten in der Kleinen Weide abgelegt worden sind.
Es gibt allerdings auch andere Reaktionen. So will die AfD in Worms eine Mahnwache abhalten, vermutlich werde dies am kommenden Dienstag, 12. März, ab 18 Uhr sein, kündigt die Landtagsfraktion der AfD an, voraussichtlich werde dies am Lutherplatz stattfinden. Fraktionschef Uwe Junge erklärte dazu in einer Pressemitteilung: „Erneut wurde eine junge Frau Opfer eines zugewanderten Täters, der bereits mehrfach Straftaten begangen hatte und längst unser Land hätte verlassen müssen.“ Angesichts dieser Tatsache müssten die Trauer und das Unverständnis der Eltern, Freunde und Bekannten besonders groß sein. „Wir trauern mit ihnen und fordern die Landesregierung auf, endlich wirkungsvolle Konsequenzen aus dieser und bereits vergangenen Taten zu ziehen. Dazu müssen Straftäter konsequent abgeschoben und – neben Algerien und Marokko – auch Tunesien als sicheres Herkunftsland eingestuft werden“, sagt Junge. Letzteres hat der Bundestag bereits beschlossen, der Bundesrat muss noch zustimmen. Für die AfD Worms hatte Ludger Sauerborn schon Kissels erste Reaktion vom Mittwoch kritisiert. Skandalös sei dessen Äußerung, der die schreckliche Gewalttat dazu missbrauche, Kritiker der Flüchtlingspolitik als rechtsextrem und rechtspopulistisch zu diffamieren.
OB Kissel appellierte am Donnerstagabend an die AfD, von einer Mahnwache Abstand zu nehmen und der Familie der Getöteten Ruhe zu lassen, um das Erlebte verarbeiten zu können. Kissel wirft der AfD vor, das Thema instrumentalisieren zu wollen. Doch müssten mögliche Teilnehmer wissen, dass sie dann womöglich „mit braunen und rechtsextremistischen Leuten“ zusammen stehen, was als Beleg dafür gelten könne, dass auch sie „mehr rechtsextrem denn rechtspopulistisch sind.“ Das „Bündnis gegen Naziaufmärsche“ diskutiert darüber, ob sie zu einer Gegendemonstration aufrufen. Eine Entscheidung gebe es noch nicht, so Heiner Boegler vom Bündnis.