Die Wanderfalken im Dom haben vergangene Woche vorgelegt, jetzt zogen die Störche im Tiergarten nach: Zwei Küken sind geschlüpft.
Von Annika Sinner
Redakteurin Rheinhessen Süd
Per Webcam konnten Tierfreunde verfolgen, wie die Störche im Tiergarten schlüpften.
(Foto: Webcam Tiergarten Worms)
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WORMS - Nachdem vergangene Woche bereits die Wanderfalken im Dom geschlüpft sind, können sich in Worms nun weitere gefiederte Eltern über Nachwuchs freuen: Am Sonntag schlüpfte das erste Storchenküken im Tiergarten in diesem Jahr. Montagmittag kämpfte sich dann auch ein zweites Küken seinen Weg aus dem Ei. Wie bereits bei den Wanderfalken konnten Vogelliebhaber dieses Ereignis live per Webcam verfolgen.
„Seit Jahren leben dieselben Störche im Tiergarten“, erzählt Dr. Hilmar Kienzl vom Naturschutzbund (Nabu). Der männliche Storch habe mit seinen 24 Jahren auch bereits ein stattliches Alter erreicht. „Störche können zwischen 25 und 35 Jahren alt werden“, sagt Kienzl. Der „Urstorch“ der Region im Mannheimer Luisenpark sei gar 43 Jahre alt. Doch zu einem solchen Alter sei es ein weiter Weg, denn die Störche müssten erst einmal eine schwierige Kindheit überstehen.
Konkurrenzkampf zwischen Geschwistern
Die Strapazen beginnen bereits beim Schlüpfen: „Die Storchenküken knacken das Ei von innen, indem sie zunächst einmal ein Loch in die Schale schlagen, um Luft zu bekommen.“ Sie müssen sich selbst befreien. „Die Eltern helfen da nicht mit.“ Danach beginne zwischen den Geschwistern ein Konkurrenzkampf. „Wenn ein Küken nicht aktiv genug um Nahrung buhlt, wird es vernachlässigt und verhungert. Die Natur ist da erbarmungslos.“
Im vergangenen Jahr schlüpften aus fünf Eiern vier Junge, von denen lediglich zwei flügge wurden. „Es kann auch passieren, dass ein Ei unbefruchtet bleibt.“ Dieses würde von den Storcheneltern nach ausbleibendem Bruterfolg aus dem Nest geworfen.
Auch die Verwendung von Gummiringen in der Landwirtschaft stelle eine immer größere Gefahr für die Küken dar, berichtet Hilmar Kienzl: „Die Kleinen können die Ringe noch nicht ausspucken. Der Magen füllt sich dann mit ihnen und sie verenden.“
Ein Wormser Storch lebt derzeit im Senegal
Ist die frühe Kindheitsphase überstanden, fangen die Küken nach 45 Tagen mit ihren ersten Flugübungen an. „Sie üben dann auf dem Nestrand stehend das Fliegen.“ Wenn sie dann tatsächlich losflögen, seien sie oft sogar größer als ihre Eltern. Trotzdem würden sie auch dann noch eine Weile gefüttert. „Es ist ein sukzessiver Prozess, die Störche sind nicht mit einem Mal erwachsen.“
Danach zögen sie hinaus in die Welt. Ein Peilsender verrät, wo sich die Wormser Störche früherer Generationen aufhalten: in Spanien, an der Grenze zu Luxemburg und im Senegal. „Meistens beginnen die Störche erst im Alter von drei Jahren mit dem Nestbau, deshalb weiß man nie genau, wo sie letztendlich bleiben werden“, erzählt Kienzl. Dennoch kämen einige von ihnen auch wieder zurück in die Region. Der Tiergarten wird sich daher wohl auch in den kommenden Jahren über Storchen-Nachwuchs freuen dürfen.