Simon Pascalis: Neuer Pfarrer der Pfarrstelle Nord der Luthergemeinde fühlt sich in Worms auf Anhieb wohl
Von Martina Wirthwein
Simon Pascalis freut sich auf seine neue Herausforderung als Pfarrer der evangelischen Luthergemeinde. Foto: photoagenten/Andreas Stumpf
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WORMS - Noch lebt der neue Pfarrer der Pfarrstelle Nord der Luthergemeinde zwischen Kisten und Kästen. Simon Pascalis ist erst vor wenigen Tagen von Offenbach am Main nach Worms gezogen. Im Pfarrhaus hinter der Lutherkirche wird er es sich gemeinsam mit seiner Frau Patrizia, die ebenfalls Pfarrerin ist, im Laufe der kommenden Wochen heimisch machen.
15 Jahre war er in Offenbach in der evangelischen Mirjamgemeinde tätig, die auf ein innovatives Konzept setzt und den Schwerpunkt auf die Jugendarbeit legt. Dort existiert ein Jugendzentrum mit selbstverwalteter Struktur, das offen ist für alle religiösen Hintergründe. Freizeitangebote und Kinderkonzerte sind eine Selbstverständlichkeit; genauso, wie ein klassischer Kirchenchor, der von einer Punkband an der Kirchenorgel begleitet wird; bunte Haare und eine Jugend, die ihre Kultur leben darf. „Ein schöner Ort, wo wir versucht haben, Unterschiedlichkeit einen Raum zu geben“, sagt der 49-Jährige. In West-Berlin ist er geboren, groß geworden in einer konservativen Kirchengemeinde, in der man streiten konnte, aber auch geschützt wurde durch das Recht der eigenen Meinung. Früh stellte der damals junge Berliner fest, dass die Gemeinde komische Vorstellungen hatte und zum Beispiel „die Apartheid für ein tolles System hielt“, sagt Pascalis.
Er lernte dort jedoch auch, dass Kirche Freiraum sein kann, die mit vielen gesellschaftlichen Bereichen zusammenarbeitet. „Es war eine spannende Zeit.“ Durch sie geprägt, reifte der Entschluss, Theologie zu studieren. Dies tat er an der Kirchlichen Hochschule und an der Humboldt Universität in Berlin. Nach einer weiteren Station in Heidelberg zog er mit Ehefrau Patrizia nach Italien, um dort an einer Waldenser-Kirche, einer Minderheitenkirche, die in Süddeutschland, in Italien und Südamerika verbreitet ist, tätig zu werden.
EINFÜHRUNG
Dekan Harald Storch führt Simon Pascalis am Ostermontag, 2. April, 10 Uhr, beim Gottesdienst in der Lutherkirche in sein Amt ein. Nach dem Gottesdienst ist ein Sektempfang geplant.
Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung
Deren Mitglieder sehen sich als Teil und wichtiger Vorläufer des reformierten Protestantismus. „Ich habe ein Jahr in Palermo gearbeitet, bin aber immer wieder nach Apulien zurück, weil meine Frau dort weiter tätig war. Ich war sozusagen Pfarrmann“, erzählt er. In Italien lernte er auch die Sitte kennen, dass ein Pfarrer nach sieben Jahren die Pfarrstelle wechselt. Ein Modell, das er gar nicht schlecht findet, wie er sagt. Danach folgte Offenbach. Am heimischen Küchentisch fiel 15 Jahre später bei der Lektüre eines Stellenangebots der Entschluss, sich in Worms zu bewerben. „Wir waren auf der Suche nach einer neuen Herausforderung, wo wir beide im Gemeindepfarramt tätig sein können“, sagt Pascalis, der auf die Frage nach den Hobbys zunächst befremdend reagiert. „So etwas wie ein Hobby habe ich nicht. Mein Beruf ist meine Berufung.“ Aber dann gesteht er schmunzelnd, dass die Pfarrsekretärin ihm die gleiche Frage gestellt habe und er sich im Stillen darauf besonnen hätte, ja früher gerne fotografiert zu haben („Blütenkelche und fließendes Wasser“). Somit ist geklärt, weshalb beim Interview in der Lutherkirche eine Fotokamera griffbereit auf einem Stuhl lag. Die Tradition der Bekennenden Kirche, die Existenz der Pfadfinder, die offenkundige Teamarbeit, die praktizierende Erwachsenenbildung – all das ist sein Ding und hat ihn bewogen, den Kontakt zur Wormser Gemeinde zu suchen. „Und ich habe geschaut, wie das Straßenpflaster aussieht“, meint er. Ja, auch das augenscheinlich Unwesentliche kann von Bedeutung sein.
Die Funzel in der Güterhallenstraße hat er übrigens auch schon gefunden und dort war er beeindruckt von den guten Gesprächen über das Leben. Pfarrkollege Fritz Delp vom Pfarramt Süd hat er auch schon kennengelernt – „das ist einer, der zwischen unausgepackten Umzugskisten steht und Spaghetti mit einer wunderbaren Tomatensoße kocht“, freut sich Simon Pascalis über die Hilfsbereitschaft, die das sich Einleben umso einfacher macht. Im Gemeindebrief steht: „Trotz der augenscheinlichen Unterschiedlichkeit der Pfarramtsbewerber und der von den jeweiligen Unterstützern geäußerten Präferenzen, stellte sich in der Vorstandssitzung schnell ein eindeutiges Ergebnis ein.“
Pascalis wiederum ist beeindruckt vom Jugendstil geprägten Ambiente, dem Kirchenvorstand „der sich so toll einbringt“, dem klaren Bekenntnis gegen Rechtsextremismus und den Blick über den Kirchenrand vonseiten der Gemeindemitglieder, mit Blick auf das, was in der Stadt los ist und was die Menschen dort bewegt.