Ein Präsent zum Abschied von Pfarrer Axel Held (rechts) in dessen Garten. Nach elf Jahren als Pfarrer der Luthergemeinde geht Fritz Delp (links) in den Ruhestand, bleibt aber dem Runden Tisch verbunden.
(Foto: BilderKartell / Ben Pakalski)
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WORMS - „Ich habe immer daran geglaubt, dass das Gegenteil von Liebe nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit ist und das Gegenteil von Gleichgültigkeit Erinnerung.“ In Anlehnung an dieses Zitat des Publizisten und Holocaust-Überlebenden Elie Wiesel charakterisierte Roland Kundel im aktuellen Gemeindebrief der Luthergemeinde das Wirken des scheidenden Pfarrers Fritz Delp. Denn dieser hat in den elf Jahren seines Dienstes an der Lutherkirche auf vielerlei Weise gegen Gleichgültigkeit und Vergessen angekämpft, zum einen, indem er die Erinnerung an die Zeiten des Nazi-Terrors lebendig hielt, zum anderen, indem er sich unermüdlich und unter hohem persönlichem Einsatz gegen das Wiedererstarken menschenverachtender Kräfte stemmte, wie gerade erst wieder am 6. Juni beim Nazi-Aufmarsch in Worms.
Sicher waren sein Onkel, Pater Alfred Delp, der am 2. Februar 1945 in Berlin-Plötzensee ermordet wurde, und andere Opfer des NS-Unrechtsregimes Vorbilder für ihn, doch kann sich der Pfarrer in seinem Denken und Handeln auch voll und ganz auf die Bibel stützen, sowohl aufs Alte Testament als auch auf das Wort und die Lehre Jesu, der den Mächtigen seines Volkes den Spiegel vorhielt und sich eindeutig auf die Seite der Ausgegrenzten und Verfolgten stellte. Diese Position hat Delp auch mit dem von ihm gegründeten Runden Tisch der Luthergemeinde gegen Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus vertreten, unter anderem beim alternativen Krippenspiel auf dem Weihnachtsmarkt. Am 1. August nun beginnt sein Ruhestand.
Fritz Delp wurde 1955 in Lampertheim in eine multikonfessionelle Familie hineingeboren. Fasziniert von der Kraft der biblischen Texte, entschloss er sich früh zum Theologiestudium. Sein einjähriges Spezialvikariat leistete er, damals schon mit seiner Frau Melitta verheiratet und Vater zweier Kinder, bei der deutschen Gemeinde in Athen. 18 Jahre lang war er danach Pfarrer in zwei Gemeinden des Wetteraukreises. Als die Kinder flügge waren, entschloss sich das Ehepaar dann, eine auf acht Jahre befristete Auslandsstelle an der Costa Blanca in Spanien anzunehmen. Ab 2009 war Fritz Delp neben Anne Tennekes und später Simon Pascalis Pfarrer der Luthergemeinde.
„Ich bin hier sehr gut aufgenommen worden“, sagt er dankbar. „Die Gemeinde hat mich in allem, was ich tat, unterstützt und getragen.“ Zwar war und ist er in Worms vor allem für sein gesellschaftspolitisches Engagement bekannt, doch versah Delp auch mit gleicher Intensität sein Amt als Prediger und Seelsorger, hat viele Gemeindemitglieder auf ihrem Weg begleitet. „Es war mir dabei immer sehr wichtig, die Menschen in ihrer Umgebung aufzusuchen, um zu erfahren, wie sie leben, was sie brauchen“, erläutert er.
Den Ruhestand verbringt das Ehepaar, das drei Enkel hat, in Worms. „Wir fühlen uns hier sehr wohl, haben Freunde, schätzen das Kulturangebot“, sagt Delp. Er werde natürlich weiterhin der Luthergemeinde wie auch dem Runden Tisch verbunden bleiben, Letzteres allerdings nun in zweiter Reihe. Weiterhin werde er als Mitherausgeber und Autor der Schriftenreihe der Forschungsgemeinschaft 20. Juli 1944 tätig sein; auch könne er sich als Mitgestalter der Ausstellung zur Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis vorstellen, vielleicht noch einmal eine Studienfahrt nach Krzyzowa zu organisieren. Erst einmal aber freut er sich auf die neu gewonnenen Freiräume. Hobbys? Da outet er sich als Genießer: „Lesen, reisen, ja, und am liebsten bei einem Glas Wein mit guten Freunden zusammensitzen.“