„Pegelhäusje“ am Wormser Rheinufer wird zur Eisdiele
Seit Jahren nutzt Wirt Stefan „Fippo“ Herbold das „Pegelhäusje“ als Abstellraum. Jetzt greifen er und Alfred Jany tief in die Tasche, um ein neues gastronomisches Angebot zu schaffen.
Von Roland Keth
Die Pläne sind bereits fertig: Alfred Jany (l.) und Stefan „Fippo“ Herbold wollen noch im März loslegen.
(Foto: BilderKartell / Martin H.Hartmann)
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WORMS - „Willschde en eschde Wormser seh, muschde ans Pegelhäusje geh“ - so lautet ein traditionelles, gern und oft gesungenes Fastnachtslied. Der Songtext bekommt jetzt eine neue, erweiterte Bedeutung, denn Stefan Herbold (57), Wirt von Kolbs Biergarten, und sein Freund Alfred Jany (41), wollen das „Pegelhäusje“ zu einer Eisdiele umbauen.
„Wir sind über 30 Jahre befreundet, hatten die Idee schon länger. Jetzt haben wir beschlossen, das Projekt konkret anzupacken“, berichtet Stefan „Fippo“ Herbold. Und die beiden wollen dafür richtig viel Geld in die Hand nehmen: Sie rechnen mit einer Investitionssumme von 100.000 bis 150.000 Euro.
Spätestens Anfang Juni ist Eröffnung geplant
Konkret geht es um das linke Häuschen, das frühere „Gelderhaus“, das Herbold in den letzten zehn Jahren vom Besitzer, dem Wasser- und Schifffahrtsamt, bereits gemietet und als Lagerraum genutzt hatte. Zum markanten Ensemble gehört noch das rechte Häuschen, das einstige Dammwächterhaus, in dem ein Notstromaggregat sowie die Technik untergebracht sind zum Betrieb des eigentlichen Pegels, der im turmartigen Rundbau mit markantem Kegeldach untergebracht ist und auf dessen Rückseite die Rheinkapitäne den aktuellen Wormser Pegelstand angezeigt bekommen.
Historie
Der Rheinpegel wird seit 1819 gemessen. Seit den späten 1920ern steht am Rhein das Wormser Pegelhaus. Es wird beiderseits umfasst von zwei weiteren kleinen Gebäuden, die 1855 bei der Anlage der Schiffsbrücke errichtet wurden, also gut 70 Jahre älter als das Pegelhaus sind. Links davon befindet sich das Gelderhaus, das einst als Zahlstelle für den Brückenzoll diente. Rechts vom Pegelhaus ist das Dammwächterhaus. Grundlage dafür war eine Gesetzesverordnung der großherzoglich-hessischen Regierung, die nicht nur die Verordnung zur Bewachung der Rheindämme herausgab, sondern auch die Pläne für das Dammwächterhaus entwickelte (Quelle: Wikipedia).
Herbold und Jany wollen das unter Denkmalschutz stehende, linke Gebäude „Pegelhäusje“ nennen, innen komplett umbauen, das Äußere aber weitgehend unverändert lassen. Eingebaut werden eine moderne Küche, ein Personalraum und eine WC-Anlage. Die drei Fenster zum „Innenhof“ kommen raus, und die Öffnung wird zu einer Bedientheke umgebaut. Dort kann man sich dann anstellen und Eis, Kaffee, Kuchen und Getränke kaufen. Draußen wollen die beiden Investoren eine Außenbestuhlung mit rund 80 Plätzen schaffen. „Wir haben aber nichts dagegen, wenn sich die Leute auf die umliegenden Parkbänke setzen. Das ist in Ordnung und von der Stadt auch so genehmigt“, erläutert Alfred Jany. Weil der Platz den ganzen Tag über in der Sonne liegt, wollen die beiden Investoren ein großes, Schatten spendendes Segel, das je nach Wetterlage ein- oder ausgefahren werden kann, über den Platz spannen.
Mitte März sollen die Arbeiten beginnen, Ende Mai, Anfang Juni ist die Eröffnung geplant. Ein Großteil der Arbeiten wird sich darauf konzentrieren, das kleine Häuschen mit Leitungen für Gas, Wasser, Strom, Abwasser und Telekommunikation zu versorgen. Der Bauantrag liegt derzeit noch bei der Stadt zur Genehmigung. Da aber alle Details inklusive Denkmalschutz vorbesprochen seien, rechnen die beiden Gastronomen nicht mehr mit größeren Problemen. Im Gegenteil: „Die Kooperation mit der Stadt ist super gelaufen“, lobt Herbold die Mannschaft im Rathaus.
Pachtvertrag läuft 15 Jahre
Im Moment sind die beiden noch auf der Suche nach einem Eisproduzenten. „Wir wollen richtig gutes, handgemachtes Eis anbieten, kein Industrieprodukt“, lautet die Devise. „Wir haben zwei, drei Interessenten gefunden und müssen uns jetzt im März entscheiden“, erläutert Jany.
Die beiden haben für die Umsetzung des ehrgeizigen Projektes die „Pegelhäusje GbR“ gegründet, Betreiber sind die Familien Herbold und Jany, denn die Frauen sind mitbeteiligt. Der Pachtvertrag hat eine Laufzeit von 15 Jahren.
Der Betrieb soll von Mitte Februar/Anfang März bis Ende Oktober laufen, aber einigermaßen flexibel gehandhabt werden - je nach Wetterlage. Herbold/Jany wollen eine Servicekraft fest anstellen und mit sechs Teilzeitmitarbeitern ergänzen. Es soll täglich von 13 bis 22 Uhr geöffnet sein. Und was haben sie für ein Gefühl? Stefan Herbold hat überhaupt keine Zweifel. „Unser Pegelhäusje schließt eine Lücke an der Rheinpromenade. Das läuft, da bin ich mir sicher.“