Partnerschaftskonzert in Worms: Es lebe die Freundschaft
Von Lukas Kissel
Die Wormser Kantorei und der Chor „La Cigale d‘Auxerre“ gaben ein gemeinsames Konzert in der Lutherkirche. Foto: pa/Balzarin
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WORMS - Nicht nur im Fernsehen war am Samstagabend mit dem Eurovision Song Contest ein internationales Musikevent zu sehen. Eine ähnliche Art von musikalischer Völkerverständigung gab es – natürlich im viel kleineren Rahmen und mit etwas anderem musikalischen Programm – auch in Worms: Zwei Chöre aus Worms und aus der französischen Partnerstadt Auxerre gaben zusammen ein Konzert in der Lutherkirche. Und wie im Fernsehen war auch hier in Worms der europäische Geist zu spüren.
Seit mehr als 30 Jahren fester Brauch
Seit 50 Jahren, seit Frühjahr 1968, besteht nun schon die Partnerschaft zwischen den beiden Städten. „Am Anfang stand die Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland im Vordergrund“, erklärte Hans Steinberger in seinem Begrüßungswort, der sich seit vielen Jahren für die Städtepartnerschaft einsetzt. „Dieses Ziel ist längst erreicht, in unseren Städten und auch in der Politik.“ Nach der Aussöhnung kam die Freundschaft, und zu der gehört seit 1987 auch die Chorpartnerschaft zwischen der Wormser Kantorei und La Cigale d’Auxerre. Damals, also vor 31 Jahren, fand das erste gemeinsame Konzert der beiden Ensembles in der Wormser Andreaskirche statt.
Seitdem haben sich die Partnerschaftskonzerte zu einem festen Brauch entwickelt. In den letzten Jahren hat sich ein zweijähriger Turnus eingependelt, in dem abwechselnd hier und in Auxerre gesungen wird. Dieses Jahr also wieder in Worms: Es war das mittlerweile 18. Konzert in der gemeinsamen Geschichte. Am Donnerstagabend waren die Franzosen in Worms angekommen, in den darauffolgenden Tagen wurde oft und lange geprobt. Nun gab es das Ergebnis zu hören. „Vive l’amité entre Worms et Auxerre“ – es lebe die Freundschaft zwischen beiden Städten“, mit diesen Worten beendete Steinberger seine kurze Ansprache.
120 MUSIKER
Als zum Schluss die insgesamt etwa 120 Musiker zusammenkamen, da wurde der Platz im Altarraum knapp. Einige mussten auf die Treppe zur Kanzel ausweichen. Dann setzte dieser beeindruckende Chor an, um zusammen das Gloria zu singen, und vielen ging das Ohr auf.
Zunächst sangen beide Chöre alleine, eröffnet wurde das Konzert von den Franzosen. Über 60 Musiker standen dort vorne – ein so großer Chor war in den vergangenen 30 Jahren noch nie aus Auxerre nach Worms gekommen. Das hing auch damit zusammen, dass sich der ursprüngliche Partnerschaftschor La Cigale mittlerweile mit einem zweiten Ensemble, L’Harmonie, zusammengeschlossen hat. Unter der Leitung von Sandrine Lamotte gab es sechs Notturni (KV 346, 436-439, 549) von Mozart zu hören – ein flotter Auftritt aus sechs Sätzen, begleitet von einem Bläserensemble.
Die Kantorei konnte zahlenmäßig mithalten, unterstützt von einigen Streichern der Kammerphilharmonie Mannheim. Hier hatte Stefan Merkelbach den Dirigentenstab in der Hand. Die Wormser interpretierten die Nikolaimesse von Joseph Haydn, ein halbstündiges Werk mit einigen Soloeinlagen. Sie wurden an diesem Abend gesungen von Hélène Monin (Sopran), Inge Steele (Alt), Klaus Niederhöfer (Tenor) und Daniel Späth (Bass). Wie es sich für ein Partnerschaftskonzert gehört, durfte aber natürlich auch ein gemeinsamer Auftritt nicht fehlen. Der kam dann als Abschluss, eine ebenfalls halbstündige Aufführung von Antonio Vivaldis „Gloria in D-Dur“ (es leiteten Sandrine Lamotte und Françoise Moreau). Der volle Klang füllte die letzte Ecke in der Lutherkirche aus. Zurückgenommene Soloeinlagen, in denen der Chor pausierte, wechselten sich ab mit ausschweifenden Chorsätzen im Tutti. Im letzten Takt endete das zwölfsätzige Werk mit einem strahlenden „Amen“.