Der Mundart-Spezialist Keil hat Grimms Märchen vom Fischer und seiner Frau frei ins Wormserische übersetzt und dabei nach „Rhoidäägm“ verlegt.
Von Johannes Götzen
Chefreporter Rheinhessen Süd
Spezialist für rheinhessische Mundart und Lebensfreude: Autor Hartmut Keil.
(Archivfoto: Keil)
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WORMS - Er hat es wieder getan: Hartmut Keil hat sich einmal mehr der Gebrüder Grimm angenommen. „Vom Fischer und seiner Frau“ hat sich Keil vorgenommen und das bekannte Märchen nicht nur einfach nacherzählt, sondern es einmal in Hochdeutsch und dann vor allem in Versform und in Wormser Mundart „übersetzt“. Der Mundartdichter, Spezialist fürs Rheinhessische und dazu Weinfreund wie Weinkenner Keil, hat dies freilich „sehr frei“ nach den Brüdern Grimm getan.
Das fängt damit an, dass das eigentlich in Norddeutschland spielende Märchen nun selbstverständlich in Rheinhessen am Rhein spielt, ganz konkret in „Rhoidäägm“ (für diejenigen, die der Mundart nicht mächtig sein sollten: der Wormser Stadtteil Rheindürkheim). Es spielt auch in unserer Zeit und ist gespickt mit Anspielungen. So wünscht sich die Frau des Fischers vom verwunschenen Prinzen nicht nur endlich ein großes, angemessenes Haus. Sie möchte auch zu gern, dass ihr Mann mehr darstellen möge, als nur einen Fischer, er soll „Ordsvorschdeher“ werden. Das genügt der Frieda aber dann auch schon bald nicht mehr, also muss der arme Fischer dann gegen seinen Willen Oberbürgermeister von Worms werden.
Parallelen zur jüngsten Entwicklung in der Wormser Lokalpolitik sind da natürlich keinesfalls Zufall. Wobei gleichwohl mehr als deutlich wird, dass es sich um ein modernes Märchen handelt: Denn der neue OB von Worms hat manches erreicht: „Die Schulde hot er senke kenne, Bauschdelle gab’s bloß noch e paar.“ Die Geschichte geht dann natürlich auch genau so weiter wie im Original: Die Frau kann sich mit nichts zufrieden geben, immer muss es mehr sein, muss ein wichtigeres Amt her. Aber auch hier gilt: Hartmut Keil hält sich dann eben doch nicht so ganz hundertprozentig an die Vorlage. Und selbstverständlich kommt auch der rheinhessische Wein und mit ihm das rheinhessische Lebensgefühl nicht zu kurz. Mehr wird aber nicht verraten.
Der Wormser Mundartdichter stellt im Caritaszentrum St. Vinzenz am Dienstag, 20. August, 19 Uhr, dieses neueste Werk aus seiner Feder vor. Im Anschluss an die Lesung gibt es einen Umtrunk mit Imbiss sowie die Möglichkeit zu Gesprächen in gemütlicher Atmosphäre mit Hartmut Keil. Die Teilnahme kostet zehn Euro, eine Reservierung ist möglich im Caritaszentrum St. Vinzenz unter der Telefonnummer 06241-2 68 10 oder per E-Mail an empfang@ caritas-worms.de. Das Bändchen kostet 7,70 Euro und ist im Kundencenter der WZ sowie in ausgewählten Buchhandlungen in Worms und Rheinhessen erhältlich.