Neues Buch zur Geschichte zur Wormser Luthergemeinde
Umrahmt vom traditionellen Dreikönigssingen in der Lutherkirche wurde das Buch präsentiert, in dem verschiedene Autoren historische Entwicklungen der Gemeinde beleuchten.
Von Ulrike Schäfer
Seit gut 30 Jahren besteht das Geläut der Lutherkirche wieder aus vier Glocken. 1987 kam die neue Taufglocke hinzu. Ereignisse wie dieses würdigt Joachim Ufer in seinem Beitrag im nun vorgestellten Buch.
(Foto: Luthergemeinde)
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WORMS - Das nachweihnachtliche Dreikönigssingen in der Lutherkirche hat schon fast Kultcharakter. So viele Menschen wollten dieses Mal dabei sein, dass die Liederblätter nicht ausreichten. Wer mitsingen wollte – und das ist nun mal das Besondere am Dreikönigskonzert –, musste sich daher an den Nachbarn halten. Denn Kantor Christian Schmitt hatte überwiegend weniger bekanntes Liedgut ausgewählt, das zu Epiphanias passte. Aufgabe des Chors der Lutherkirche und des Kinder- und Jugendchors war es in erster Linie, die Gemeinde beim Singen zu unterstützen. Das war vor allem nötig bei dem Kanon „Gelobet sei, der da kommt“ und beim Epiphanias-Quodlibet. Gegen Ende des Konzerts durfte der Chor dann noch selbst mit einem Carol Medley aus England glänzen.
Das Dreikönigs-Instrumentalensemble (Anastasia Gubarkova und Martha Schmitt, Violine, Petra Fluhr, Oboe, Yuriy Kusen, Viola, Katharina Schmitt; Cello, Dr. Christian Schmidt, Fagott, und Christian Schmitt, Orgel, bzw. Flügel) brillierte mit zwei filigranen Instrumentalstücken, die an ein ganzes Heer konzertierender Engelchen denken ließen. Die Musiker kamen aber auch bei den reizvollen, sehr variationsreichen Arrangements und Zwischenspielen zum Einsatz, die Christian Schmitt eigens für die Dreikönigskonzerte geschrieben hat. Mit einem Festpräludium des Engländers Alec Rowley an der großen Orgel endete das Konzert.
In diesen schönen Rahmen passte die Vorstellung des Buches „Beiträge zur Geschichte der Wormser Luthergemeinde“. Es knüpft an die im November 2012 erschienene Festschrift „Die Lutherkirche in Worms 1912-2012“ von Petra Tücks, Fritz Reuter und Otto Böcher an, die sich vor allem mit dem Gotteshaus selbst beschäftigt. Professor Gerold Bönnen, der die Redaktionsleitung des zweiten Teils hatte, zeigt in knappen Anmerkungen prägende, bis 1945 nachwirkende Entwicklungen in der Luthergemeinde von 1912/1913 bis 1933 auf. Dr. Ulrich Oelschläger berichtet über Pfarrer August Eckhard, Pfarrer der Luthergemeinde von 1925 bis 1941, der Opfer nationalsozialistischer Justiz im Kirchenkampf wurde. Am 9. November 1943 starb er im Lager für Zwangsarbeiter in Offenbach. Professor Otto Böcher wiederum hat ein anrührendes Porträt über seinen Vaters Otto Böcher verfasst, der von 1929 bis zu seinem Tod 1961 an der Lutherkirche als Diakon wirkte.
DAS BUCH
Gerold Bönnen (Red.): Beiträge zur Geschichte der Wormser Luthergemeinde, herausgegeben von der Luthergemeinde Worms, Worms Verlag, ISBN 978-3-947884-01-8
Sodann gibt Dr. Joachim Ufer, Pfarrer in Ruhe, Einblicke in das Gemeindeleben von 1962 bis 2012. Das Jahr 1962 war insofern eine Zäsur, als das innere Erscheinungsbild der Lutherkirche bei einer umfangreichen, oft kritisierten Renovierung stark verändert wurde. Ufer, der in beeindruckender Fleißarbeit im Stadt- und Kirchenarchiv recherchiert, Gemeindebriefe, Zeitungen und sonstige Quellen ausgewertet hat, hat alle Pfarrer und Pfarrerinnen wie auch die Kirchenvorstände erfasst, Gottesdienstordnungen, Angebote wie Kinder- und Jugendarbeit, Seniorenarbeit und Erwachsenenbildung und die Luthergemeinde als gastgebende Gemeinde für Koreaner, Afrikaner, Russlanddeutsche und Gehörlose beschrieben. Auch würdigt Ufer besondere Ereignisse wie die Anschaffung neuer Glocken, die Restaurierung des Kirchenkreuzes und ganz ausführlich auch das hundertjährige Jubiläum.
Über Kirchenmusik und Kirchenmusiker in der Luthergemeinde berichtet eingehend der ehemalige Kantor Hartmut Müller. Christian Schmitt, aktueller Kantor hat sich mit den Orgeln der Kirche befasst. „Jeder sollte dieses Buch im Schrank haben“, meinte Pfarrer Fritz Delp in seiner Einführung.