Landesjugendblasorchester entführt im Wormser in die Welt von „Herr der Ringe“
Von Lukas Kissel
Abschlusskonzert der Herbstarbeitsphase: Das Landesjugendblasorchesterbegeisterte sein Publikum im Wormser. Foto: photoagenten/Alessandro Balzarin
( Foto: photoagenten/Alessandro Balzarin)
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WORMS - Nicht weniger als „die Musikerelite aus Rheinland-Pfalz“ hat jetzt im „Wormser“ gastiert, wie Kulturstaatssekretär Salvatore Barbaro sagte. „Wer zu diesem Orchester gehört, der gehört zu den großen Hoffnungen unseres Landes.“ Sie alle spielen zusammen im Landesjugendblasorchester, das nun seit mehr als 25 Jahren die Speerspitze der jungen Blasmusik in Rheinland-Pfalz ist.
„Hier sitzen teilweise schon abgefahrene Musiker“, sagte Dominik Wilson ganz unbescheiden, er spielt Querflöte und war mit seiner Kollegin Martha Koziol für die Moderation zuständig. Zwei sogenannte Arbeitsphasen stehen pro Jahr im Kalender des Jugendorchesters, eine an Ostern und eine im Herbst. Wer mitspielen will, muss sich einige Wochen vor der Arbeitsphase in einem Probespiel beweisen. Wilson ist nun seit elf Phasen dabei, erzählte er, Koziol seit acht. Die ältesten Musiker im Orchester sind Ende Zwanzig, der jüngste ist gerade mal zwölf Jahre alt.
Die Arbeitsphase heißt nicht nur so, sie ist tatsächlich harte Arbeit: Über zehn Tage hinweg werden acht bis zwölf Stunden am Tag geprobt, zuerst jede Instrumentengruppe für sich, dann zusammen im Orchester. „Am ersten Probetag darf es keine technischen Schwierigkeiten mehr geben“, sagte Koziol, in diesen Probetagen gehe es wirklich nur ums Zusammenspiel. Bei aller Disziplin: „So was wie Konkurrenzdenken gibt es bei uns aber nicht“, erzählte Koziol, „die Probephasen sind eigentlich eher wie ein großes Familientreffen.“ Am Ende der zehn Tage sitzt dann das Konzertprogramm. Der Auftritt im Wormser war nun das Abschlusskonzert der Herbstarbeitsphase.
Expedition in Fantasiewelten
Das Landesjugendblasorchester unternahm mit seinem Programm eine Reise in ferne Fantasiewelten, und die Expedition begann in der ersten Halbzeit mit Ferrer Ferráns „Magic Forest“. Stephanie Schwartz war als Oboensolistin so etwas wie die Expeditionsleiterin, das Orchester folgte ihr und übernahm ihre flotten Melodielinien. In der zweiten Halbzeit zog die mystische Welt der „Herr der Ringe“-Saga in das Wormser ein. Anders, als man hätte erwarten können, wurde nicht die Musik aus der bekannten Verfilmung aufgeführt, sondern eine Bläsersinfonie, die von Tolkiens Buchvorlage inspiriert ist. Zwölf Jahre vor dem ersten Film, im Jahre 1989, komponierte Johan de Meij seine fünfsätzige „Herr der Ringe“-Interpretation. Jeder Satz widmete sich einer zentralen Figur oder einem Schauplatz aus der umfangreichen Fantasiewelt, dem guten Zauberer Gandalf etwa oder dem Elbenwald Lothlorien.
Ein Höhepunkt war der dritte Satz zu „Gollum“. Die Macht des Einen Rings hat die Persönlichkeit dieses Geschöpfs in zwei Teile gespalten, Gollum und Sméagol, und diese Spannung wurde auf dem Notenpapier mit unheimlich klingenden Dissonanzen und schneidenden Signaltönen umgesetzt. Der vierte Satz beschrieb die Reise durch die unterirdischen Minen von Moria und hatte einen dementsprechend düsteren Charakter. Wie die Buchvorlage mündete auch die Bläsersinfonie schließlich in einem Happy End: Der fünfte Satz war den gutmütigen „Hobbits“ gewidmet und schloss mit einem optimistischen und prächtigen Finale. Nach dem Schlusstakt dauerte es einen langen ehrfürchtigen Moment, bis die Musiker ihre Instrumente senkten und sich das Publikum zu klatschen traute.