WORMS - Am Freitagabend war der Eingang zur Magnuskirche nur schwer zugänglich. Kübelpflanzen für Jazz & Joy versteckten die Tür. Dennoch fanden viele Besucher den Weg zur Vernissage von Barbara Schauß‘ Ausstellung „Hagen jazzt“. Und hoffentlich werden sie ihn auch in den kommenden Tagen finden, denn die ausdrucksvollen Werke der vielseitigen Künstlerin sind nur noch am Samstag und Sonntag zu sehen.
Barbara Schauß ist bekannt für ihre Bilder der rheinhessischen Landschaft, deren herben Charme sie mit impressionistischen Mitteln stilsicher einfängt. „Boat on the river“, gemalt 1979, ist ein gelungenes Beispiel dafür. In ihren neueren Werken hat sie vielfach den Weg der abstrakten, vom Figürlichen losgelösten Gestaltung eingeschlagen. „Incognito“, das Bild, das unter dem Eindruck des Auftritts der gleichnamigen britischen Band entstanden ist, stellt nicht die Formation selbst, sondern ihre Musik in kraftvollen Farben dar. Diese Arbeit war letztendlich der Auslöser, weitere Bilder, begleitend zum Jazz-Festival, zu malen. Wer sich nicht einfach von den hitzigen Sommerfarben, strudelnden Rottönen, der violetten Kühle im Waldesgrün oder dem unaufhaltsam wachsenden Rost angesprochen fühlt, findet in den sorgsam gewählten Titeln, die sich alle auf Musikstücke beziehen, hilfreiche Interpretationsansätze.
Keinerlei Erläuterung bedarf es zu der „Boy-Group“, wie Laudatorin Manuela Henriette Jennewein-Beilharz die Wormser Helden-Trilogie im Altarraum bezeichnete: den jazzenden Hagen, den Bass spielenden Luther und den Ausnahme-Pianisten Siegfried. Die beiden Erstgenannten sind durch die Farbgebung miteinander verwandt, Siegfried agiert dagegen beziehungsreich vor einem blutroten Hintergrund.
Drei weitere Werke von Barbara Schauß beschäftigen sich mit dem Rhein. Sie selbst betont, dass sie für das imposante Triptychon „Rheinsinfonie“ stark von William Turner beeinflusst wurde. Es zeigt eine imaginäre, aber doch typische Landschaft im goldigen Dunst der aufgehenden Sonne. Die hochformatige „Rhein-Rhapsody“ gehört dem Genre des Actionpaintings an. Die Künstlerin hat dafür bei Rheinkilometer 451 eine große, rohe Leinwand über Wochen mit Rheinwasser getränkt und immer wieder bearbeitet.
Für eine stimmige musikalische Gestaltung der Vernissage sorgten die Country Cousins aus St. Albans mit Alison Macfarlane, Dan Raza, Bill Redway und Ross Scrivener.