Keine Terence-Hill-Brücke für Worms: Namensänderung der Karl-Kübel-Brücke zurückgezogen
Der Name „Karl-Kübel-Brücke“ bleibt bestehen. Oberbürgermeister Michael Kissel zog seinen Vorschlag zur Umbenennung der Brücke am Freitag zurück.
Von Johannes Götzen
Chefreporter Rheinhessen Süd
Die Karl-Kübel-Brücke in Worms mit Fußgängern. Archivfoto: PA/Andreas Stumpf
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WORMS - Der Name „Karl-Kübel-Brücke“ bleibt bestehen. Oberbürgermeister Michael Kissel zog seinen Vorschlag zur Umbenennung am Freitag zurück. Seine Idee, die Fußgängerbrücke über die B9 mit dem Doppelnamen „Karl-Kübel-Terence-Hill-Brücke“ zu versehen, war auf breiten Protest gestoßen. Ihr Unverständnis äußerten sowohl eine ganze Reihe Kommunalpolitiker als auch die Familie von Karl Kübel. Auf Nachfrage der WZ schrieb Kissel am Freitag in einer E-Mail an die WZ-Redaktion: „Meine Presseerklärung hat die Folgen nicht bedacht und ich muss mich korrigieren. Meine Absicht, den vielen Terence-Hill-Fans in Worms mit meinem Vorstoß Rechnung zu tragen, hat die Sensibilität der Angelegenheit nicht bedacht und würde der Bedeutung von Karl Kübel nicht gerecht.“ Deshalb werde er keine Um- oder Neubenennung mehr vorschlagen. Er bedaure, wenn es durch seine öffentliche Erklärung zu Unmut gekommen sei, oder jetzt viele enttäuscht seien. „Trotz allem wird der Besuch von Terence Hill sicher ein großartiges Ereignis.“
Schauspieler Terence Hill kommt nach Worms
OB Kissel hatte am Dienstag dieser Woche in einer Pressekonferenz angekündigt, dass der Schauspieler Terence Hill am 24. August nach Worms kommt und hier seinen neuen Film „Mein Name ist Somebody“ in einer Open-Air-Vorführung auf dem Trainingsplatz der Wormatia vorstellen wird. Unmittelbar nach dieser Pressekonferenz wurde von der städtischen Pressestelle eine Pressemitteilung versandt, in der es wörtlich heißt: „‚Die Brücke wird deshalb quasi einen Doppelnamen erhalten, sofern die Gremien zustimmen. Sie wird künftig Karl-Kübel-Terence-Hill-Brücke heißen‘, erklärt OB Kissel. Und zwar dann ganz offiziell!“ Bei dieser Brückentaufe sollte der Schauspieler dabei sein.
Diese Meldung hatte sofort hohe Wellen geschlagen, sie wurde bundesweit verbreitet, von Spiegel online ebenso wie von der Nachrichtenagentur dpa, vom Privatsender Vox in der Sendung „Prominent“ oder vom ZDF. Tenor überall: Der berühmte Schauspieler Terence Hill kommt höchstpersönlich nach Worms, um eine Brücke auf seinen Namen zu taufen. Schließlich wurde sein kongenialer Filmpartner Bud Spencer ja vor gar nicht allzu langer Zeit ähnlich gewürdigt: In Schwäbisch Gmünd wurde ein ganzes Freibad nach dem früheren Sport-Schwimmer benannt. Großer Jubel herrschte im Netz, auf Facebook wurde insbesondere Peter Englert schon als großer Held gefeiert. Schließlich hatte er 2016 mit seinem „Backfischfest-Blog“ die Brücke zur Terence-Hill-Brücke erklärt.
Eine offizielle Änderung des Namens „Karl-Kübel-Brücke“ hätte allerdings eines Beschlusses des Stadtrates bedurft. Schließlich hatte der im Februar 2010 auf Antrag der CDU auch beschlossen, die Fußgänger- und Radfahrerbrücke nach dem Unternehmer und Stifter Karl Kübel zu benennen. Es sollte damit „eine bleibende Würdigung“ der sozial engagierten und christlich geprägten Persönlichkeit erreicht werden, hieß es im Antragstext.
Schon politisch wäre die Namensänderung kaum durchzusetzen gewesen. „Ich halte das für eine Schnapsidee“, entfuhr es etwa Dr. Klaus Karlin, Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion. Nicht nur die CDU stellte sich klar gegen dieses Ansinnen. Auch von Bündnis 90/Die Grünen kommt eine deutliche Ablehnung, ebenso von FWG/Bürgerforum und den Linken. Selbst aus den eigenen Reihen gibt es Widerstand. Unterbezirksvorsitzender Jens Guth sagt klipp und klar: „Ich lehne eine Doppel-Benennung Terence Hill/Karl-Kübel grundsätzlich ab.“ SPD-Fraktionsvorsitzender Timo Horst dagegen weicht der eigentlichen Frage aus. Unabhängig davon, ob man sie nun offiziell Karl-Kübel-Brücke oder im Volksmund Terence-Hill-Brücke nenne, freue er sich, dass es Kissel gelungen sei, Terence Hill nach Worms zu holen.
„Schon diese Diskussion hat Karl Kübel nicht verdient“
Sehr deutlich äußert sich Matthias Wilkes. Er ist Vorsitzender des Stiftungsrates der Karl-Kübel-Stiftung und spricht zudem als Großneffe von Karl Kübel auch für die Familie. „Schon diese Diskussion hat Karl Kübel nicht verdient“, so Wilkes. Eine Umbenennung wäre nicht nur für den großen Familienkreis, sondern auch für die Kübel-Senioren, die sich nach wie vor regelmäßig treffen, geradezu eine Kränkung. Wilkes erinnert daran, dass Karl Kübel nicht nur den Wert seines Unternehmens und den größten Teil seines Vermögens in die Stiftung gesteckt hat, die Familien und Kinder unterstützt. Er habe auch früh den bis zu 3800 Mitarbeitern der 3K-Möbelwerke eine Gewinnbeteiligung ermöglicht. Wilkes merkt zudem an, dass es nach dem Tod von Karl Kübel im Februar 2006 ein weiter Weg gewesen sei bis zu der Ehrung durch die Benennung dieser Brücke nach ihm. Die Inschrift am Bauwerk habe im Übrigen die Karl-Kübel-Stiftung mitfinanziert.