Joachim Gauck in Worms mit Gustav-Adolf-Preis ausgezeichnet
Altbundespräsident Joachim Gauck hat am Freitag in der Wormser Lutherkirche den Gustav-Adolf-Preis ausgezeichnet erhalten. Gauck erwies sich als äußerst großzügiger Preisträger.
Von Claudia Wößner
Redaktionsleitung Rheinhessen Süd
Pfarrer Gerhard Hechler (li.), Vorsitzender des Gustav-Adolf-Werks Hessen-Nassau, überreicht Altbundespräsident Joachim Gauck in der Lutherkirche den Gustav-Adolf-Preis.
(Foto: BilderKartell/Ben Pakalski)
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WORMS - Es hätte eigentlich „nur“ eine Preisverleihung sein sollen, wenn auch mit Joachim Gauck als einem sehr prominenten Preisträger. Am Ende war der Gottesdienst mit Verleihung des Gustav-Adolf-Preises in der Lutherkirche am Freitagabend aber eine Feierstunde; ein Fest von Freiheit und Demokratie und zugleich eine Mahnung, Gegnern und Feinden von Demokratie und Freiheit mutig entgegenzutreten.
Natürlich wurde Altbundespräsident Joachim Gauck, ein Kämpfer für die Freiheit und für Bürgerrechte, für sein friedenspolitisches Engagement mit dem Preis des Gustav-Adolf-Werks Hessen-Nassau ausgezeichnet. Ausgesprochen berührend an diesem Abend waren aber vor allem die Reden. Zum einen die Laudatio von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und die Worte von Mofid Karajili, einem Pfarrer aus dem syrischen Homs. Karajili schilderte eindringlich die Situation der Menschen in seiner Heimat, die sich nach den vielen Jahren des Bürgerkriegs nach Frieden sehnten. „Die Welt braucht so dringend Frieden“, erklärte Karajili.
„Mut und Haltung sind auch heute wieder gefragt“
Und Ministerpräsidentin Dreyer sprach davon, wie kostbar Demokratie und Freiheit seien. Angesichts der heutigen Situation, in der immer mehr „Verächter der Demokratie“ soziale Netzwerke für ihre Hetze missbrauchten und immer mehr Zustimmung bekämen, appellierte sie daran, dass die Freunde von Bürgerrechten, Demokratie und Freiheit vom Sofa aufstehen und Flagge zeigen sollten: „Mut und Haltung sind auch heute wieder gefragt.“ Eigenschaften also, die Gauck in seinem gesamten Leben gezeigt habe. „Ihr Einsatz gegen Vergessen und für Demokratie bleibt ein historisches Verdienst“, wandte sich Dreyer an Gauck. Die Ministerpräsidentin warnte davor, dass das Jahr 2019 mit den Wahlen zum Europäischen Parlament beim gleichzeitigen Aufkommen von immer mehr Europa-Gegnern zum Jahr einer Zäsur in der europäischen Geschichte werden könnte, so wie 1945 oder 1989. Solidarität müsse die Antwort auf künftige Herausforderungen sein.
Frühere Preisträger
. Das Gustav-Adolf-Werk Hessen-Nassau ist ein Hilfswerk der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Es zeichnet Persönlichkeiten aus, die aus ihrem protestantischen Selbstverständnis heraus eine gesellschaftliche Vorbildfunktion übernehmen.
. Die bisherigen Preisträger des Gustav-Adolf-Preises: Heinz Deichmann (2013), Anne-Sophie Mutter (2011), Heidemarie Wieczorek-Zeul (2009), Stiftung Frauenkirche Dresden und Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche (2007), Johannes Rau (2005), Jerzy Buzek (2003), Roman Herzog (2001), Catherine Trautmann (1999) und Hans Koschnick (1997).
. Aus organisatorischen Gründen wurde der Preis seit 2013 nicht mehr verliehen.
Joachim Gauck bewies bei der Preisverleihung, was für ihn Solidarität bedeutet. Er stiftete sein Preisgeld von 5000 Euro für die Kollekte des Gottesdienstes und stockte diese Summe noch einmal um 5000 Euro auf. Die Kollekte kommt dem Wiederaufbau von Kirchen und Schulen der evangelischen Gemeinden in Syrien zugute. Mofid Karajili hatte zuvor berichtet, wie wichtig entsprechende Projekte für das Leben in Syrien seien.
Musikalisch gestaltet wurde die Feierstunde vom Chor der Lutherkirche sowie Vokalsolisten und dem Instrumentalensemble unter der Leitung von Kantor Christian Schmitt. An den Gottesdienst schloss sich ein Empfang mit OB Michael Kissel im Rathaus an, bei dem sich Gauck in das Goldene Buch der Stadt eintragen sollte.