Haus am Dom in Worms: Baugegner fürchten archäologische Schäden durch Bohrungen
Das neue Haus am Dom soll mit Erdwärme beheizt werden. Das steht seit April fest. Doch dieses Vorhaben sorgt jetzt beim Bürgerverein Dom-Umfeld für Unruhe. Er befürchtet, dass "wertvolle archäologische Funde beschädigt oder gar vernichtet" werden könnten.
Von Susanne Müller
Das Haus am Dom geht weiter seiner Vollendung entgegen, noch nicht begonnen haben Bohrungen auf dem Domhügel für die Versorgung mit Erdwärme. Foto: photoagenten/Ben Pakalski
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WORMS - Es ist alles geklärt. Das neue Haus am Dom soll mit Erdwärme beheizt werden. Dazu wurde alles geprüft, seit April liegen alle notwendigen Genehmigungen vor – auch für dazu nötige Bohrungen. Eingeschaltet waren alle zuständigen Behörden, auch die archäologische Denkmalpflege in Mainz.
Dennoch lässt das Vorhaben den Bürgerverein Dom-Umfeld mit seinem Vorsitzenden Dr. J. Eberhardt nicht ruhen. Er zeigte sich nun besorgt, dass bei den Bohrungen „wertvolle archäologische Funde beschädigt oder gar vernichtet“ werden – etwa „kleine Fundstücke wie Ringe und Broschen“. Solche Funde, das schrieb er nun an Propst am Dom Tobias Schäfer. Denn solche Funde seien im gesamten Domhügelbereich zu erwarten.
Schäfer verwundert über Zeitpunkt der Sorge
Deshalb will der Verein wissen, wo gebohrt werde und mit welchem Durchmesser, wo die Bohrpunkte liegen und wann damit begonnen wird. „An sich ist es für diesen Top-Standort als selbstverständlich anzusehen“, meint Eberhardt, aber trotzdem wolle er nachfragen: Werden die gesamten Bohrarbeiten archäologisch, bodenkundlich und geologisch überwacht und wie und wo werden die Bohrkerne archiviert? Werden die fachlichen Bohrkernbeschreibungen veröffentlicht und Interessierten zugänglich gemacht?
Tobias Schäfer zeigte sich angesichts dieser Fragen gelassen und verwundert: „Angesichts Ihrer brennenden Sorge möchte ich Ihnen umgehend antworten, auch wenn es freilich ein wenig verwundert, dass Sie Ihre Fragen und Sorgen erst jetzt, immerhin zweieinhalb Monate nach unserer Information über die geplanten Erdwärmebohrungen, artikulieren“. Schon im April, so der Propst, habe die Stadt 19 Bohrungen mit einem Durchmesser von 150 Millimeter über maximal 20 Meter in den Untergrund genehmigt. Dies sei auch in der Presse so veröffentlich worden. Im Vorfeld seien zahlreiche Anforderungen zu erfüllt und Nachweise erbracht worden: Unter anderem ein Gutachten eines Ingenieurbüros für Geotechnik, ein Lageplan, der die exakte Lage der geplanten Sondenbohrungen zeigt und die Ermittlung der Temperaturentwicklung bei langfristigem Betrieb der Erdwärmeanlage.
„Archäologie hat keine Bedenken gegen Bohrungen“
„Insbesondere haben wir uns selbstverständlich, da wir uns der archäologischen Bedeutung des Ortes bewusst sind, bereits sehr frühzeitig und schon lange vor Antragstellung mit dem Landesamt für Archäologie ins Benehmen gesetzt und die Lage und Verortung der geplanten Bohrungen abgesprochen“. Von Seite der Archäologie seien keine Bedenken gegen die Bohrungen in der geplanten Form geäußert worden.
„Selbstverständlich wird auch die Bohrung selbst mit dem Landesamt abgesprochen und wie bisher alle Baumaßnahmen rund um das Haus entsprechend von der Archäologie begleitet werden“, so Schäfer. Wie bereits bisher im Bauprozess werde sich die Domgemeinde „selbstverständlich auch bei den Sondenbohrungen an Recht und Gesetz halten“. Diese Antwort war dem Verein nicht genug: „Das pauschale Statement ,alles genehmigt‘, keinerlei archäologische Gefährdungen, alle Auflagen werden strikt beachtet reicht uns nicht ganz“, teilte Eberhardt mit, und wollte dann noch von Schäfer erhalten: einen Lageplan mit den Bohrungen, die dem Antrag zugrunde liegenden voraussichtlichen Bohrprofile und die genauen behördlichen Auflagen. Die Antwort von Propst Schäfer hierauf steht noch aus.