150 Feuerwehrleute waren am Übungseinsatz auf dem Evonik-Produktionsgelände beteiligt – mit von der Partie der neue „Turbolöscher“.
Von Lukas Kissel
Der neue Turbolöscher der Evonik-Werkfeuerwehr löscht aus bis zu 150 Metern Entfernung – und kommt damit dreimal so weit wie ein normales Industrielöschfahrzeug.
(Foto: Uwe Feuerbach)
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WORMS - Auf dem Werksgelände der Firma Evonik hat es einen Unfall gegeben. In der Produktionsanlage trat ein giftiger Stoff aus. Mehrere Werkarbeiter waren zur Unfallzeit im Produktionsgebäude, sie atmeten den Stoff ein und wurden kontaminiert. Ein Arbeiter konnte nicht mal mehr gehen. Einsatzkräfte der eigenen Werkfeuerwehr von Evonik versuchten zunächst, die Menschen zu retten, sie bekamen die Lage aber nicht allein in den Griff. Verstärkung von der städtischen Feuerwehr und weiteren Hilfskräften wurde angefordert.
Das alles ist glücklicherweise nicht wirklich so passiert. Es war das Ausgangsszenario für eine Großübung, die am Samstag auf dem Produktionsgelände von Evonik stattfand. Wie würde man in so einem Fall vorgehen? Zuerst würden die „dienstfreien Kräfte“ der eigenen Werkfeuerwehr alarmiert, also die Feuerwehrmänner von Evonik, die zum Zeitpunkt des Unfalls gerade nicht arbeiten. Außerdem würden die Rettungskräfte der Stadt zu Hilfe geholt. „Wir üben heute unter realistischen Bedingungen“, erklärte Thorsten Edling, Leiter der Werksicherheit am Standort Worms. „Das heißt, die städtische Feuerwehr wurde tatsächlich wie im Ernstfall alarmiert. Auch wenn sie über die Übung informiert war, startete sie erst zum Zeitpunkt des Alarms von ihrer Zentrale aus.“
„Unfallopfer“ nach drei Minuten in Sicherheit
Im Nachhinein sei er positiv überrascht gewesen, wie schnell das alles geklappt hätte. Die Unfallopfer – an diesem Tag übernahmen einige Freiwillige diese Rolle – seien schon innerhalb von drei Minuten von den Helfern der Werkfeuerwehr in Sicherheit gebracht worden. Ein paar Minuten später fuhr eine ganze Kolonne von Feuerwehrautos und THW-Fahrzeugen durch die Eingangspforte auf das Betriebsgelände. Etwa 150 Einsatzkräfte beteiligten sich an dieser Übung – alle zwei Jahre findet ein Test in dieser Größenordnung statt.
Doch die Übung an diesem Tag war eine besondere. Es war das erste Mal, dass der neue Turbolöscher zum Einsatz kam, den Evonik gerade erst für diesen Standort angeschafft hatte. Drei weitere solcher Löschgeräte hat sich das Chemieunternehmen an anderen Standorten zugelegt, sagte Edling. Gerade während des Gesprächs erwachte das Gerät zum Leben, wie eine Kanone auf ihr Schussziel richtete es sich in Richtung des Brandherds aus. Die Motoren fuhren hoch. „Ich muss Ihnen jetzt Ohrstöpsel geben“, sagte Edling und zog ein Paar aus der Jackentasche. Denn ohne Gehörschutz ist es neben diesem Löscher nicht auszuhalten, sobald er in Gang gesetzt wird. Einen Moment später dröhnte das Triebwerk schon mit einer Lautstärke von 105 Dezibel. Bei einem Turbolöscher wird der Wasserstrahl über eine Turbine hinweg hinausgeschossen, diese Turbine erzeugt einen Luftdruck und zerstäubt das Wasser zu einer riesigen Wasserwolke. 150 Meter weit komme das Wasser damit, etwa dreimal so weit wie bei einem normalen Industrielöschfahrzeug, sagte Edling.
Das war schon beeindruckend mit anzusehen. Ein paar Minuten lang dauerte der Einsatz, dann brach der Wasserstrahl wieder ab. Andreas Hog, der den Turbolöscher über ein Fernsteuergerät kontrolliert hatte, zog seine Ohrschützer ab und hatte ein Grinsen im Gesicht. „Es hat alles super funktioniert“, sagte er. Nach der Einweisung am vorigen Tag hatte er den Turbolöscher an diesem Tag zum zweiten Mal gesteuert. Hoffentlich wird das so bald nicht wieder nötig sein.