Evangelische Innenstadtgemeinden feiern an Christi Himmelfahrt gemeinsam auf dem Karlsplatz
Von Helmut Weick
Bewusst international war der Himmelfahrtsgottesdienst auf dem Karlsplatz gehalten. Mit ihm sollte ein Zeichen gegen die Verrohung der Gesellschaft gesetzt werden. Foto: pa/Andreas Stumpf
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WORMS - Trotz Regens sind an Christi Himmelfahrt mehrere Hundert Menschen zum Freiluft-Gottesdienst der evangelischen Innenstadtgemeinden auf den Karlsplatz gekommen. Dieser stand unter dem Motto: „Nehmt einander an – in Gerechtigkeit und Frieden miteinander leben“ und bildete eine klare Absage an jede Form von Ausgrenzung und Überheblichkeit. In ihrer Predigt erinnerte die stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau, Ulrike Scherf, an die Visionen des amerikanischen Menschenrechtlers Martin Luther King. Auch eine Delegation der deutschsprachigen Gemeinde von Paris nahm am Gottesdienst teil.
Appell für mehr Toleranz
Die Gemeinden präsentierten sich auf dem Karlsplatz bewusst bunt und international. Mit dabei waren auch die Chöre der afrikanischen, der koreanischen und der syrischen Gemeinde, die dabei einen sympathischen Hauch von Weltkirche vermittelten. Die Gottesdienstbesucher erlebten eine ganz andere Art von Gottesdienst. Für die mitreißenden und tiefgängigen Melodien gab es lautstarken Applaus.
Scherf erinnerte an Martin Luther King. Im Wissen darum, dass auch viele kleine Schritte die Welt verändern können, habe der Bürgerrechtler den zivilen Ungehorsam gegen Rassismus, Ungerechtigkeit und Unterdrückung gefordert. Scherf zeigte auf, dass sich seit diesen Tagen vieles zum Besseren verändert habe. Am Ziel sei man aber noch lange nicht: „Es ist noch ein weiter Weg, bis der Traum von Martin Luther King Wirklichkeit wird – die soziale Gleichbehandlung aller Menschen bleibt eine große, wichtige und unerledigte Aufgabe.“ Dies müsse man vor allem auch mit Blick auf die wachsende Fremdenfeindlichkeit und den neu aufkeimenden Rassismus in Deutschland und Europa klar sagen. „Wir erleben derzeit ein verändertes Klima in unserem Land, und das ist bedrückend – wir dürfen den Hass, der hier gesät wird, und die Verrohung der Gesellschaft nicht kleinreden“, sagte Scherf. Sie dankte allen, die den Mut aufbringen, sich diesem Hass entgegenzustellen und sich aktiv für die Belange der Flüchtlinge einsetzen. Auch in Worms werde auf dieser Ebene viel Positives geleistet. In Sprachkursen und Freundeskreisen würden Flüchtlingen und Asylsuchenden viel konkrete Hilfe und Wertschätzung zuteil. Damit werde ganz im Sinne des Römerbriefs auch Gott die Ehre gegeben. Herkunft, Religion oder die sexuelle Orientierung eines Menschen seien kein Grund für Ausgrenzung. Ulrike Scherf meinte unter lautem Beifall: „Ich sage es klar und deutlich: Das ist mit uns nicht zu machen.“ Ihr Appell für mehr Toleranz und Achtung voreinander endete mit dem Satz: „Die Liebe ist der Schlüssel, der uns die Tür zur letzten Wirklichkeit aufschließt.“
Musikalisch umrahmt wurde der Open-Air-Gottesdienst vom Posaunenchor der Magnusgemeinde und von Christian Schmitt, Kantor der Luthergemeinde.