Historikerin Nadja Pentzlin spricht im Interview über ihre Idee der „City & Quest“-Spiele und die Besonderheit der Wormser Stadtrallye.
Nadja Pentzlin ist die Initiatorin von „City & Quest“. Auch in Worms hat sie ihre Stadtrallye entwickelt.
(Foto: Pentzlin/Lenz)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
WORMS - Worms. Nadja Pentzlin hat die Wormser Stadtrallye entwickelt. Im Gespräch erzählt sie, wie es zu „City & Quest“ kam, wieso das Spiel in jeder Stadt anders ist und was die Stadtrallye in Worms so besonders macht.
Frau Pentzlin, Sie haben das Spiel „City & Quest“ in Worms entwickelt. Wie kamen Sie auf die Idee?
Angefangen habe ich mit einem Escape Room in Speyer im Jahr 2015, das war eine Kombination aus Escape Room und Museum, anlässlich des Reformationsjubiläums zum 500. Jahrestag von Martin Luthers Thesenanschlag. Dort habe ich ein Escape-Spiel entworfen, bei dem man den Raum nur mithilfe von Gegenständen und Rätseln wieder verlassen konnte. Das kam sehr gut an, und dann kam ich darauf, eine Stadtrallye zu entwerfen.
Wie lange dauert es, so eine Stadtrallye zu entwickeln?
Insgesamt sind mein Mann und ich immer zwei bis drei Tage unterwegs, machen uns einen Eindruck von der Stadt, stecken die Tour ab, machen Fotos und überlegen uns die Rätsel. Gerade auch die Recherche braucht viel Zeit, um verborgene Schätze zu finden und so den Charakter einer Stadt herauszuarbeiten. Die Hauptarbeit und der Erfolg liegen darin, die richtigen Partner zu finden, bei denen die Taschen ausgeliehen werden können.
Sie sind Historikerin und Ihr Mann ist Ingenieur. Ist das die perfekte Mischung für ein solches Spiel?
Im Prinzip ja. Ich achte meist sehr auf die Details, zum Beispiel an Brunnen oder Fassaden, die später auch die Rallye ausmachen. Und als Historikerin möchte ich den Spielern auch Geschichtliches zur Stadt mitgeben. Felix, mein Mann, ist beim Erkunden einer Stadt dabei, das Spiel plane ich dann. Aber er liest am Ende nochmal über die Texte und kürzt auch mal den ein oder anderen, da ich eher dazu tendiere, zu viele Informationen zu geben.
Wie viele „City & Quests“ gibt es bereits?
Im Moment gibt es neun Spiele in acht Städten. Speyer, Heidelberg, Ingolstadt – meine Heimatstadt –, Karlsruhe, Wiesbaden, Worms, Trier, die Mainzer Altstadt und Neustadt. Ich habe mal in Mainz gewohnt und war so begeistert von der Neustadt, dass wir hier einfach zwei Spiele entwickelt haben. Das nächste, an dem wir gerade arbeiten, ist Frankfurt. Dort haben wir schon einen Partner mit im Boot, sodass das Spiel bald starten kann.
Was ist am Wormser Spiel so besonders?
Das „Sandkastenspiel“ am Folterturm ist einzigartig, denn so etwas gibt es in keiner anderen Stadt, genau wie auch die Gläser am Winzerbrunnen oder die Vogelskulpturen auf dem Annelore-und-Karl-Schlösser-Platz. Jede Stadt hat ihre Besonderheiten, und bei unseren Spielen arbeiten wir genau die heraus, sodass Einheimische und Touristen Spaß haben und etwas Neues erfahren. Das Maskottchen mit der pinken Brille, in Worms ist es der Drache, spielt dabei auch eine große Rolle und lädt dazu ein, die jeweilige Stadt mit Pfiff zu erleben.
Wie oft wird Ihr Spiel in Worms gebucht?
In diesem Jahr wurde es etwa zehn Mal gebucht. Dann kam Corona, wodurch der Taschenverleih eine Zeit lang leider nicht möglich war. Jetzt können die Taschen wieder an beiden Verleihstationen, in der Tourist-Info und der Jugendherberge, ausgeliehen werden. Also noch viel Luft nach oben!
Können Sie eine Stadt noch erleben, ohne über ein neues Spiel nachzudenken?
Natürlich habe ich mittlerweile den „City & Quest“-Blick auch im Urlaub. Da kann ich auch als Historikerin nicht ganz aus meiner Haut und bemerke immer wieder Details, aber das genieße ich auch.