Das alternative Krippenspiel beschäftigt sich in diesem Jahr mit dem zunehmenden Antisemitismus. Aufgeführt wird es am Montag, 16. Dezember, um 16 Uhr.
Von Ulrike Schäfer
Beim alternativen Krippenspiel vor dem Römischen Kaiser im vergangenen Jahr waren völlig unterschiedliche Schlagwörter an zwei Tannenbäumen angebracht.
(Archivfoto: BilderKartell/Ben Pakalski)
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WORMS - Zum ersten Mal hatte der Runde Tisch der Luthergemeinde gegen Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus 2014 ein alternatives Krippenspiel auf dem Wormser Weihnachtsmarkt aufgeführt – gegen behördliche Widerstände mit der Begründung, dass Politik nichts auf einem besinnlichen Weihnachtsmarkt verloren habe. Dabei war einfach nur die biblische Geschichte von der Herbergssuche in Bethlehem dargestellt worden, freilich schon vor 2000 Jahren ein Skandalon. Weil das Verbot seinerzeit für einigen Wirbel in den Medien gesorgt hatte, wurden den Krippenspielen der folgenden Jahre dann keine Steine mehr in den Weg gelegt.
Das aktuelle Spiel, das am Montag, 16. Dezember, 16 Uhr, aufgeführt wird, beschäftigt sich mit dem zunehmenden Antisemitismus. Erschreckender Anlass war der Angriff auf die Synagoge von Halle an Jom Kippur. Dass auf dem diesjährigen Wormser Weihnachtsmarkt dann in einer Wechselbude Holzschwerter für Kinder mit der Aufschrift „Walhalla ruft“ verkauft wurden und Ricarda Riefling, Vorsitzende des NPD-Kreisverbands Westpfalz, Flugblätter mit Werbung für den bundesweiten „Tag der deutschen Zukunft“ (TddZ) am 6. Juni 2020 verteilen konnte, bestärkte die Mitglieder des Runden Tischs, sich des Themas anzunehmen. Und zwar unüberhörbar, nämlich nach Art der „schreienden Männer“ von Oulu in Nordfinnland, wie Pfarrer i.R. Axel Held erläutert, der mit Pfarrer Fritz Delp, Claudia Koch, der Fachstelle Demokratie leben!, Roland Kundel und Engelbert Kloos das diesjährige Krippenspiel vorbereitet hat. „Bei uns wird das natürlich die schreienden Menschen von Worms heißen“, ergänzt er schmunzelnd.
Zur Auswahl der Texte für das „alternativlose“ Krippenspiel, so Fritz Delp, haben alle beigetragen. So stehen am Anfang Sätze von Adolf Hitler und Martin Luther, auf dessen späte Judenschrift sich Hitler unter anderem bezogen hatte. Dem folgen dann Zitate, die sich gegen Menschenfeindlichkeit und Antisemitismus wenden, Worte von Hannah Arendt, Friedrich Bodelschwingh, Hans Asmussen, einem der führenden Mitglieder der Bekennenden Kirche, dem Dichter und Widerstandskämpfer Albrecht Haushofer, Johannes Tuchel, Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Max Privorozki, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Halle, Bundespräsident Walter Steinmeier und Publizist Eugen Kogon. Auch der Grundartikel der EKHN von 1991 und die Hebräische Bibel kommen vor.
TERMIN
Das Krippenspiel wird am Montag, 16. Dezember, 16 Uhr, am Römischen Kaiser aufgeführt und eventuell, wie in den letzten Jahren, auch ein-, zweimal wiederholt.
Die Zitate münden jeweils in eindringliche Appelle, sich gerade in der Weihnachtszeit Hetzparolen aller Art zu verschließen und durch eine Rückbesinnung auf das Evangelium am Frieden in der Welt aktiv mitzuarbeiten.