WORMS - Terroranschläge, wie jüngst das verheerende Attentat während eines Popkonzerts in der englischen Metropole Manchester, rücken die Frage der inneren Sicherheit in Deutschland und der gesamten Welt in den Mittelpunkt des politischen Diskurses. Doch sind es wirklich nur gegen das Leben der Menschen gerichtete Angriffe, die die Welt bedrohen, oder gibt es noch andere Gefahren für die Zivilisation?
Polizeihauptkommissar Matthias Wirth vom Landeskriminalamt (LKA) Mainz kann diese Frage mit einem Ja beantworten. Denn er jagt als Informationssicherheitsmanager und IT-Sicherheitsauditor für das LKA Verbrecher und Terroristen im Internet. Die Hochschule (HS) Worms und die Industrie- und Handelskammer (IHK) Rheinhessen haben das Thema Cyberkriminalität im Zuge einer Experten-Vortragsreihe samt anschließender Debatte genauer unter die Lupe genommen.
Gefahrenlage für Wirtschaft verschärft sich
Die Digitalisierung der Wirtschaft schreitet in einem ebenso rasanten Tempo voran wie die Digitalisierung des gesellschaftlichen Lebens. In mindestens dem gleichen Tempo verschärft sich aber auch die digitale Gefahrenlage. Darin waren sich Polizeihauptkommissar Matthias Wirth und die Referenten Professor Dr. Steffen Wendzel (HS Worms), Diplom-Informatiker Raphael Ernst (Fraunhofer FKIE) und Ismet Koyun (Gründer und Geschäftsführer des Wormser Unternehmens Kobil Systems) einig. Als aktuelles und prominentes Beispiel für die digitale Gefahrenlage für die Wirtschaft und damit auch für die Gesellschaft lässt sich der Hacker-Angriff auf Microsoft Anfang Mai anführen.
Für das Unternehmen war die Cyberattacke ein wirtschaftlicher Schaden, für die Kunden aus Wirtschaft und Gesellschaft wirkten sich die Hackerangriffe unmittelbar auf den Lebensalltag aus.
Zurückzuführen seien solche Sicherheitslücken im Netz, so der Tenor aller Referenten, auf mangelhafte IT-Sicherheit. „Heutzutage reicht es leider nicht mehr, wie noch in den 90er Jahren, sich im Internet vor Gefahren mit einem einfachen Passwort zu schützen“, konstatierte Dr. Steffen Wendzel.
Hinweis auf wenig geschützte Smartphones
In die gleiche Kerbe schlug auch Raphael Ernst, der betonte: „Die Angreifer könnten sogar noch besser sein, aber sie müssen es aufgrund der aktuellen IT-Sicherheit nicht sein.“ Neben dem eindringlichen Appell, dem Thema IT-Sicherheit die notwendige Wertschätzung, Investitionsbereitschaft und Aufmerksamkeit zu schenken, zeigten die Experten auch Lösungsansätze auf, um Unternehmen vor Cyberterrorismus und Hackerangriffen zu schützen. Ein Patentrezept zur absoluten Sicherheit nahmen die Unternehmer allerdings nicht mit auf den Nachhauseweg.
Die gestiegene Sensibilität für die Thematik war jedoch in der anschließenden Diskussionsrunde zu spüren. So gab es zahlreiche Rückfragen, wie kleine und große Unternehmen ihre IT-Sicherheit verbessern können. „Sichern Sie Ihre Daten offline auf einer externen Festplatte“, lautete einer der Tipps, die Raphael Ernst in diesem Zusammenhang hatte. Darüber hinaus sei es stets förderlich, die eigene IT-Sicherheit auf den Prüfstand zu stellen.
Mit Vorsicht seien laut LKA-Mann Matthias Wirth die Smartphones zu genießen, da deren in der Regel schwach geschützte Betriebssysteme zahlreiche Angriffspunkte für Hacker liefern. Außerdem soll man sich laut Ismet Koyun bei sämtlichen Fragen der IT-Sicherheit stets eines vor Augen führen: „Daten sind Macht. Und die Macht der Daten wird weiter wachsen.“