Die ehemalige Lokhalle am Wormser Hauptbahnhof hat am späten Freitagabend gebrannt. Vor Ort waren laut Polizei auch viele "unvernünftige Schaulustige".
Von Johannes Götzen
Chefreporter Rheinhessen Süd
Brand im alten Lokschuppen in Worms.
(Foto: BilderKartell/Andreas Stumpf)
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WORMS - Diesmal war nichts mehr zu retten: Der alte Lokschuppen nördlich des Hauptbahnhofes ist in der Nacht zum Samstag vollständig ausgebrannt. Es stehen jetzt nur noch die Außenmauern des historischen Bauwerkes, die Fensterscheiben sind alle zerplatzt, im Innern befinden sich nur noch die Gerippe der dort abgestellten historischen Eisenbahnen und Fahrzeuge, die ein Verein dort erhalten hat. Auch am Samstag war noch ein Trupp der Feuerwehr vor Ort, um immer mal wieder aufflammende kleine Glutnester zu bekämpfen.
Die Polizei berichtete, dass es in der Nacht erhebliche Probleme mit unvernünftigen Schaulustigen gegeben habe. Zu Beginn des Brandes hätten sehr viele von ihnen aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich gebracht werden müssen. Während der Löscharbeiten war die Bensheimer Straße zwischen Gaustraße und Mainzer Straße voll gesperrt. Ebenso mussten die Gleise aus dem Wormser Hauptbahnhof in Richtung Mainz gesperrt und die Oberleitung abgeschaltet werden.
Kriminalpolizei eingeschaltet
Zwar spricht die Polizei von einer „noch ungeklärten Ursache“ für den Brand, doch an Zufall mag man nicht wirklich glauben. Im Oktober erst hatte der Lokschuppen schon zweimal gebrannt. Damals konnte die Feuerwehr den eigentlichen Schuppen retten, im Innern allerdings war ein Waggon und beim zweiten Mal ein historischer Kranwagen ausgebrannt. Schon da hatte die Polizei vermutet, dass die beiden Ereignisse zusammenhängen. Auch jetzt ist wieder die Kriminalpolizei eingeschaltet, berichtet die Wormser Polizei. Deren Brandsachverständige wollen möglicherweise an diesem Montag nach der Ursache suchen. Allerdings ist bislang fraglich, ob sie die ausgebrannte Halle überhaupt betreten können. Die Feuerwehrleute, die noch am Samstag vor Ort waren, haben sie jedenfalls aus Sicherheitsgründen schon nicht mehr betreten.
Als die Feuerwehr am Freitag kurz vor 23 Uhr am Einsatzort eintraf, war allerdings sofort klar, dass der Lokschuppen nicht mehr zu retten sein würde. Mehr als die Hälfte des historischen Gebäudes stand da bereits in Flammen. Während der sofort einsetzenden Löscharbeiten stürzten bereits Teile des Daches ein. Kurz vor Mitternacht krachte dann das Dach vollständig ein. Fast im gesamten Stadtgebiet und auch außerhalb war das Feuer zu sehen, dicker, schwarzer Qualm und etliche Meter hohe Flammen drangen aus dem Gebäude. Per „Katwarn“ und Facebook informierte die Feuerwehr zudem die Bevölkerung und bat darum, Fenster und Türen geschlossen zu halten.
Die WZ hatte bereits im Oktober bei der Bahn, die nach wie vor im Besitz des Schuppens ist, angefragt, warum der alte Schuppen nicht besser gegen Eindringen von Unbefugten gesichert werde. Eine Antwort konnte die Bahn bislang dazu allerdings nicht geben.
Im alten Lokschuppen waren in den vergangenen Jahren schon mehrfach Feuer ausgebrochen, das letzte Mal vor rund zwei Jahren, damals hatten sich die Flammen schnell bis zum Dachstuhl ausgebreitet. Die Feuerwehr hatte das Feuer aber zügig wieder löschen können, damals war Sperrmüll in Brand geraten.
Der Lokschuppen wurde 1908 gebaut. In diesem Jahr waren Akkumulatorentriebwagen im Bahnbetriebswerk stationiert worden. In den ersten Jahren nach Kriegsende diente der wiederaufgebaute Lokschuppen vor allem dazu, die im Krieg beschädigten Dampflokomotiven instandzusetzen. Ab den 1950er Jahren waren wieder Akkutriebwagen dort stationiert. Sie blieben bis zu ihrer endgültigen Ausmusterung im Jahr 1989. Ab dann wurde der Lokschuppen für reguläre Eisenbahnfahrzeuge nicht mehr benötigt.
Knapp 100 Einsatzkräfte vor Ort
Zwar kann die Polizei bislang keinen Sachschaden beziffern, aber ob der Schuppen jetzt noch einmal unter wirtschaftlich vernünftigen Bedingungen saniert und genutzt werden kann, ist mehr als fraglich. Aber allein der Wert der darin nun ausgebrannten zwei historische Lokomotiven, drei Waggons und drei Lkw schätzt die Stadt auf rund 500.000 Euro.
Inklusive Rettungsdienst mit Organisatorischem Leiter, Polizei und Feuerwehr waren 100 Einsatzkräfte vor Ort. Zwei Einheiten der Wormser Feuerwehr standen zudem auf Abruf bereit. Die Einheit des Stadtteils Pfeddersheim war bis morgens an der Einsatzstelle und wurde dann von der Einheit des Stadtteils Heppenheim abgelöst. In der Nacht hatte die Feuerwehr einen Schaumteppich in das Gebäude gepumpt, um den Brand zu ersticken. 2500 Liter Schaummittel setzten die Einsatzkräfte ein. Aufgrund des Ausmaßes des Brandes waren 3500 Meter Schlauch erforderlich, teilweise mussten die Feuerwehrleute mehrere hundert Meter lange Löschstrecken bilden, um alle Hydranten im Umkreis der Einsatzstelle zu erreichen. 27 Feuerwehrfahrzeuge waren im Einsatz, davon drei Drehleitern.