Trotzdem gibt es Ausnahmen, wenn Kinder oder Frühchen länger in der Kinderklinik bleiben müssen. Dann werden die jungen Mütter mit stationär aufgenommen.
Von Johannes Götzen
Chefreporter Rheinhessen Süd
Die Frühchenstation ist auch eine Intensivstation. Deshalb gelten hier besondere Hygiene- und Vorsichtsregeln. Überlebenswichtige Handgriffe werden an der Puppe „Paul“ geübt, die auch Dank „Leser helfen“ angeschafft werden konnte.
(Archivfoto: BK/Pakalski)
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WORMS - Die Schwangerschaft dauert 40 Wochen. Jedenfalls dann, wenn alles so verläuft, wie die Natur sich das ausgedacht hat. Manchmal allerdings kommt ein Kind früher, oder auch viel zu früh. Für die Eltern von Frühchen, die sich natürlich nichts sehnlicher gewünscht haben als ein gesundes Kind, sind die ersten Tage und Wochen eine andauernde Extremsituation zwischen Bangen und Hoffen. Sie wollen bei ihrem Kind sein. Sie wollen es unterstützen, helfen, wo es nur geht. Sie wollen es auch spüren. Weil die Corona-Pandemie immer bedrohlicher wird, herrscht im ganzen Klinikum aber Besuchsverbot. Wie passt das zusammen?
Eigentlich gar nicht, ist die erste Antwort. Die Zweite lautet, dass man Kinder nicht allein lassen kann, insbesondere dann nicht, wenn sie einen längeren Klinikaufenthalt haben. Natürlich dürfen Mütter nicht von ihren Neugeborenen getrennt werden. Klar ist allerdings auch: Es gilt, alle zu schützen. Auch die Schwestern, Pfleger und Ärzte. Das gilt ganz besonders auf der Frühchenstation, denn diese ist eben auch eine intensivmedizinische Station.
Trotzdem wollen sie ermöglichen, was irgendwie geht. „Für uns, für alle Mitarbeiter in der Kinderklinik, ist das eine erhebliche Belastung“, sagt Chefarzt Professor Dr. Markus Knuf. Denn leider spiegelt sich das wider, was in der ganzen Gesellschaft zu beobachten ist: Es gibt Menschen, die sich partout nicht gegen dieses elende Virus impfen lassen wollen. Zu ihrem Kind wollen sie aber gleichwohl. Für das Team in der Kinderklinik bedeutet dies, sie müssen bei allem Stress auch immer wieder diskutieren, diskutieren, diskutieren.
Die Frühchenstation ist auch eine Intensivstation. Deshalb gelten hier besondere Hygiene- und Vorsichtsregeln. Überlebenswichtige Handgriffe werden an der Puppe „Paul“ geübt, die auch Dank „Leser helfen“ angeschafft werden konnte. Archivfoto: BK/Pakalski
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Aber natürlich ist die Situation auch für Eltern schwer, weiß Chefarzt Knuf. Deshalb gilt also: Wenn klar ist, dass das Neugeborene länger in der Kinderklinik oder gar auf der Frühchenstation bleiben muss, wird die Mutter mit stationär aufgenommen, das gilt dann quasi als Teil der Behandlung. Zumal die körperliche Nähe zur Mutter dem Kind in der Entwicklung hilft. Dazu werden die Mütter bei der Aufnahme durchs Klinikum PCR-getestet, bei längerem Aufenthalt erfolgt einmal in der Woche ein PCR-Test. Gleiches gilt bei älteren Kindern, die länger auf Station bleiben müssen, auch hier kann die Mutter nach PCR-Test mit aufgenommen werden.
SPENDEN
Die Wormser Zeitung sammelt in diesem Jahr im Rahmen ihrer „Leser helfen“-Aktion Spenden für die Kinderklinik Worms. Ihre Spende erbitten wir an:
Empfänger: Leser helfen
IBAN: DE07 550 400 220 210 405 700
BIC: COBADEFFXXX
Kreditinstitut: Commerzbank Mainz
Verwendungszweck: Projekt 12 (bitte unbedingt angeben)
Spendenquittungen erfolgen bei einem Betrag über 200 Euro automatisch, wenn die Adresse angegeben ist.
Bei den jungen Vätern allerdings wird es schon komplizierter, sie fallen grundsätzlich unter das Besuchsverbot. Bei extremen Frühchen, die vor der 34. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, wird allerdings eine Ausnahme gemacht. Wenn sie vollständig geimpft sind, können sie ihr Kind besuchen, zweimal die Woche werden sie dann per PCR-Test vom Klinikum sicherheitshalber getestet. Wer nicht geimpft ist, der muss sich allerdings selbst täglich testen lassen, wenn er zu Besuch kommen will. Für alle anderen, ganz gleich ob Oma, Vetter oder Schwester gilt allerdings das strikte Besuchsverbot.
Auch wenn es zum Glück nicht zu oft vorkommt: Aber auf der Frühchenstation wird auch gestorben. In dieser Ausnahmesituation können Eltern ihr Kind natürlich begleiten, sagt Professor Knuf. Auch ein Seelsorger ist dann erlaubt, sogar, wenn das Ende absehbar ist und die Eltern dies wünschen, noch eine Taufe.
Ja, sie hatten auch schon an Corona erkrankte Kinder hier, zum Glück bislang fast ausschließlich leichte Verläufe. Dann klopft Chefarzt Knuf schnell dreimal auf Holz: Bislang gab es noch keinen regelrechten Corona-Ausbruch. Dafür aber den ersten Fall einer echten Influenza, da rollt möglicherweise die nächste Welle an, das ist ja auch nicht einfach so weg. Und kann auch Schwestern und Ärzte erwischen.
Man kann verstehen, warum sich Ärzte für die Kinderklinik entscheiden, als Knuf sagt: „Wir helfen den Kindern beim Start in ein hoffentlich langes, gesundes Leben.“ Dabei möchte die Aktion „Leser helfen“ die Kinderklinik unterstützen. In diesem Jahr geht es um ein sogenanntes NO-System. Mit dem ersten Schrei schnappt das Neugeborene zum ersten Mal richtig nach Luft, die Lungenflügel entfalten sich, der Kreislauf stellt sich aufs Leben außerhalb des Mutterleibes ein. Öffnet sich die Lunge allerdings nicht, entsteht ein „Lungenhochdruck“, weil das Blut nicht im normalen Druck durch die Gefäße fließen kann. Die Folge: Das Herz des Babys „pumpt dagegen an“, bis es kollabiert. Helfen kann hier die Beigabe von Stickoxid, also NO, in die Atemluft. Gerade bei Frühchen tritt der Lungenhochdruck auf, es gilt, die Beatmung und eben die Stickoxidbeigabe genau zu dosieren. Hierfür möchte die Kinderklinik des Klinikums Worms ein „NO-System“ anschaffen, was ohne „Leser helfen“ kaum zu stemmen wäre: Rund 30 000 Euro kostet ein solches Gerät.